Derzeit ist gerade einmal jeder zehnte ausgelieferte Neuwagen der Automarke vollelektrisch.
(Foto: imago images/Arnulf Hettrich)
In TV, Kino und sozialen Medien inszeniert sich Mercedes als grüner Vorreiter. Die drei Zacken des Sternenlogos, die unter Firmengründer Gottlieb Daimler einst für die Mobilität zu Lande, zu Wasser und in der Luft standen, sollen neuerdings den verantwortungsvollen Umgang mit den Elementen symbolisieren. Ressourcenschonung, Recycling und CO2-Neutralität – dafür soll der Mercedes-Stern stehen.
Bedauerlicherweise klafft zwischen Realität und Marketingprosa eine große Lücke. Der Autobauer hat im Zuge seiner Hauptversammlung gerade sein Etappenziel beim Elektrohochlauf kassiert.
Demnach wird Mercedes frühestens 2026 und damit ein Jahr später als geplant den Absatzanteil von reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden auf 50 Prozent steigern können.
Derzeit ist gerade einmal jeder zehnte ausgelieferte Neuwagen vollelektrisch. Der Elektroanteil bei den Verkäufen an Endkunden lag im vergangenen Jahr nur bei 5,8 Prozent.
Ausgerechnet der bayerische Rivale BMW, der sich vehement für eine technologieoffene Mobilität und damit auch für den Fortbestand des Verbrenners einsetzt, deklassiert Mercedes beim Elektroabsatz. Der Vorsprung lag 2022 bei etwa 54.000 Fahrzeugen.
>> Lesen Sie hier: BMW erzielt bestes Ergebnis der Firmengeschichte
Folglich sind auch die Werte beim Schadstoffausstoß bei BMW besser. Deren Neuwagen-Flotte stieß im Vorjahr in der EU nur noch 105 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus. Die Mercedes-Flotte lag zehn Gramm darüber.
In China und den USA haben beide Hersteller zuletzt die gesetzlichen Verbrauchsvorgaben verfehlt und mussten Verschmutzungsrechte zukaufen, um Strafen zu entgehen. Während BMW aber zumindest ab jetzt gänzlich ohne externe Credits auskommen will, strebt Mercedes dies erst „mittelfristig“ an.
BMW vollzieht die Antriebswende ehrlich und konsequent. Die „Electric only“-Strategie von Mercedes kommt dagegen nicht ohne einschränkende Fußnoten aus. Besser wäre es, der Konzern würde weniger ankündigen und mehr liefern.
Mehr: Mercedes kassiert sein Elektro-Zwischenziel.