Die Turbulenzen halten an.
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New York, London Für die krisengeplagte Credit Suisse wird auch das Geschäft mit anderen Finanzinstituten immer schwieriger. Mindestens vier große Häuser, darunter die Deutsche Bank und Societe Generale, haben ihre Geschäfte mit der Schweizer Großbank oder deren Wertpapieren eingeschränkt, wie fünf Personen mit direkter Kenntnis der Angelegenheit gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärten.
Die Einschränkungen verschärfen die Probleme der Bank, die nach einer Reihe kostspieliger Fehlschläge versucht, ihr Geschäft umzubauen und wieder auf die Beine zu kommen.Credit Suisse war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Das Institut hat erklärt, dass es eine starke, globale Bank sei. „Wir erfüllen und übertreffen im Grunde alle regulatorischen Anforderungen. Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr stark“, sagte Konzernchef Ulrich Körner Anfang Woche in einem Interview.
Credit-Suisse-Teams prüfen am Wochenende Szenarien
Insidern zufolge sind bei der strauchelnden Großbank für das Wochenende außerordentliche Sitzungen verschiedener Teams angesetzt worden. Dazu zählten auch Teams des Finanzchefs Dixit Joshi, wie mit der Situation vertraute Personen am Freitag zur Nachrichtenagentur Reuters sagten. Dabei sollten Finanzdaten aufbereitet und Szenarien für die Zukunft der Schweizer Großbank erarbeitet werden, hieß es weiter. Credit Suisse lehnte auch dazu eine Stellungnahme ab.
Die Deutsche Bank etwa habe diese Woche den Beleihungswert von Credit-Suisse-Wertpapieren wie etwa Anleihen gesenkt, die von ihren Vermögensverwaltungskunden als Kreditsicherheiten gestellt werden, erklärte ein leitender Angestellter eines europäischen Vermögensverwalters, der Geschäftsbeziehungen zu den Frankfurtern unterhält. Vorher hatte die Bank diese Wertpapiere mit 70 bis 80 Prozent des Nennwerts bewertet, so die Quelle. Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme ab.
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Die französische Bank Societe General habe ihre Positionen mit der Credit Suisse als Gegenpartei in den vergangenen Wochen verringert, halte im Moment an ihnen fest, baue sie aber nicht weiter auf, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen. Die britische Großbank HSBC überprüfe ihr Exposure zur Credit Suisse, habe aber noch keine Entscheidung getroffen, diese zu verringern, sagte ein weiterer Insider. Das Institut beobachte die Situation genau und werde Anfang nächster Woche entscheiden.
Beide Institute lehnten eine Stellungnahme ab. Eine weitere Person berichtete über eine internationale Bank, die zumindest ihr unbesichertes Exposure verringert habe.
Krise rund um die Silicon Valley Bank befeuert Verunsicherung weiter
Die Credit Suisse kämpft seit Tagen mit einem Vertrauensschwund von Anlegern und Kunden. Auslöser waren ursprünglich zwar hausgemachte Probleme. Doch die Krise rund um die amerikanische Silicon Valley Bank befeuerte die Verunsicherung weiter. Am Freitag sorgte der weitere Kursabsturz der US-Regionalbank First Republic für weitere Nervosität, obwohl die angeschlagene Regionalbank ein milliardenschweres Unterstützungspaket bekommen hatte.
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Um zu zeigen, dass die Credit Suisse liquide bleibt, auch wenn Kunden Geld abziehen, hatte die Schweizerische Nationalbank SNB ihr in der Nacht zum Donnerstag bis zu 50 Milliarden Franken an Krediten zur Verfügung gestellt. Die Bank akzeptierte die Liquiditätsspritze und zapft sie nun in Tranchen an.
Doch die Reaktion der Anleger fiel verhalten aus, die Preise für Kreditausfallversicherungen bewegten sich auch danach in schwindelerregender Höhe. „Das Grundproblem der Credit Suisse bleibt das mangelnde Vertrauen der Kunden“, erklärte Analyst Daniel Bosshard von der Luzerner Kantonalbank. Entscheidend ist nun, wie sich die Kunden weiter verhalten.
„Ob die Einleger ausreichend beruhigt sind, um die Abflüsse in den nächsten Tagen einzudämmen, ist unserer Ansicht nach eine Schlüsselfrage“, sagte Frédérique Carrier, Leiterin der Anlagestrategie bei RBC Wealth Management. Kommt es nicht bald zu einer Stabilisierung, halten Experten Staatshilfen, eine Aufspaltung oder eine Übernahme für mögliche nächste Schritte.
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