Frankfurt Nach der gescheiterten Übernahme der Aareal Financial institution durch das Bieterkonsortium Atlantic Bidco hat der aktivistische Investor Petrus Advisers Aufsichtsrat und Vorstand der Financial institution attackiert. „Wir begrüßen die Abwehr des Aareal-Übernahmeversuchs von Atlantic Bidco“, teilte der Londoner Hedgefonds mit. „Petrus Advisers ist bei Aareal langfristig investiert und erwartet als größter Investor nunmehr rasche Veränderungen in den Führungsgremien.“
Gemeint ist damit vor allem der Zugriff auf den Aufsichtsrat des Wiesbadener Immobilienfinanzierers: Petrus Advisers fordert nicht nur, dass seine auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 9. Dezember vorgeschlagenen Kandidaten die per Gericht bestellten Aufsichtsräte Friedrich Munsberg, Holger Giese und Ulrich Theileis ersetzen.
Der aktivistische Investor fordert darüber hinaus auch den Rückzug von Aufsichtsratschef Hermann Wagner und dessen Stellvertreter Richard Peters und will für beide „unabhängige“ Nachfolger vorschlagen.
Petrus Advisers begründete dies damit, dass Wagner und Peters das nun gescheiterte Übernahmeangebot durch das Bieterkonsortium, hinter dem die Beteiligungsfirmen Introduction und Centerbridge sowie der kanadische Pensionsfonds CPPIB stehen, unterstützt hatten. Petrus Advisers hatte das Angebot von zuletzt 31 Euro je Aktie, das 1,86 Milliarden Euro entspricht, als zu niedrig abgelehnt.
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Da ein großer Teil der Aareal-Aktionäre das ähnlich sah, hatte das Bietertrio die selbst gesetzte Annahmeschwelle von 60 Prozent verpasst. Das Übernahmeangebot sei damit erloschen und werde rückabgewickelt, teilten die Bieter am Freitagabend mit. Der Kurs der Aktie sackte daraufhin auf der Handelsplattform Tradegate um 7,8 Prozent ab.
Freude über abgelehnte Offerte
Der Gründer des Hedgefonds Teleios, Adam Epstein, zeigte sich erfreut darüber, dass die Aktionäre das „komplett unangemessene Angebot“ abgelehnt hätten. Die Investoren sollten auf ein faires Angebot warten, das nach Epsteins Einschätzung bei mindestens 40 Euro je Aareal-Aktie liegen sollte. Auch Teleios will bei Aareal an Bord bleiben und forderte den Vorstand der Financial institution auf, dafür zu sorgen, dass es nicht mehr zu solch „offensichtlich opportunistischen“ Übernahmeangeboten komme.
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Petrus und Teleios kontrollieren zusammen rund 20 Prozent der Aktien. Da beide die Kaufofferte offen abgelehnt hatten, galt der Übernahmeversuch von Beginn an als schwierig. Dass der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky das Angebot der Bieter laut Finanzkreisen unterstützte, führte zu Beginn der Woche dann noch einmal zu mehr Hoffnung bei den Bietern. Immerhin kontrolliert Kretinsky Daten des Informationsdienstes Bloomberg zufolge knapp acht Prozent der Anteile des Immobilienfinanzierers.
Doch ob und wann es tatsächlich zu einem besseren Angebot kommen könnte, ist unklar: In Marktkreisen heißt es, die Bietergruppe Atlantic Bidco werde wohl keinen neuen Anlauf für einen Kauf der Aareal Financial institution unternehmen.
Die Zusammenstellung und Koordinierung einer Bietergruppe sei langwierig, hieß es. Auch den Umstand, dass sich die Zusammensetzung des Bieterkonsortiums während der Übernahmeschlacht verändert hatte – der Pensionsfonds CPPIB ersetzte den Finanzinvestor Towerbrook –, werten Beobachter als Zeichen dafür, wie schwierig es wäre, eine Investorengruppe zu schmieden, die ein höheres Angebot machen könnte. Die Bietergruppe wollte dazu keine Stellung nehmen.
Kräftemessen auf der Hauptversammlung zu erwarten
Nun dürfte es erneut zu einem Kräftemessen zwischen den aktivistischen Investoren und der Aareal Financial institution auf der Hauptversammlung im Mai kommen.
Sollte sich der Großaktionär auf der Hauptversammlung mit seinen Personalwünschen durchsetzen, würde er mit den von ihm ausgewählten Kandidaten die Mehrheit der Aufsichtsratsmitglieder der Kapitalseite stellen: Das Kontrollgremium der Aareal Financial institution besteht aus zwölf Mitgliedern, von denen acht die Eigentümer- und vier die Arbeitnehmerseite repräsentieren. Zugleich bestünde quick die Hälfte des gesamten Gremiums dann aus Neulingen, die die Financial institution kaum kennen.
Auf der Hauptversammlung im Dezember scheiterte Petrus Advisers mit dem Versuch, den Aufsichtsrat teilweise unter seine Kontrolle zu bringen: Zwar wählten die Aktionäre drei Aufsichtsratsmitglieder ab, doch die Petrus-Kandidaten erhielten keine eigene Mehrheit.
Das lag aber wohl auch daran, dass die US-Großbank Morgan Stanley die Stimmen des Hedgefonds Teleios, der in der Regel die gleichen Ziele wie Petrus Advisers unterstützt, nicht rechtzeitig angemeldet hatte. Das Oberlandesgericht Frankfurt bestellte im Januar daraufhin auf Vorschlag der Financial institution Friedrich Munsberg, Holger Giese und Ulrich Theileis als Ersatz.
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Die Hoffnungen der Aareal Financial institution dürften sich nun darauf richten, dass sich bis Mai die Zusammensetzung ihrer Aktionärsstruktur verändert: Im Zuge des Übernahmeversuchs hatten sich viele Hedgefonds bei der Aareal Financial institution eingekauft, die teilweise auf Übernahmesituationen spezialisiert sind. Ihr Interesse an dem Institut könnte nun schwinden.
Dafür könnte die Aareal Financial institution nun für ihre traditionellen Investoren wieder interessanter werden, für die eine verlässliche Dividendenpolitik eine große Rolle spielt.
Das Dividendenverbot der EZB für Banken im Pandemiejahr 2020 hatte einige dieser Anlegergruppen verprellt. Nun hat die EZB ihre Dividendenpolitik wieder gelockert. Die Aareal Financial institution kündigte nach dem offiziellen Scheitern der Kaufofferte an, die zweite Dividendentranche von 1,10 Euro je Aktie, die sie wegen des Übernahmeangebots einbehalten hatte, auf der nächsten Hauptversammlung zur Ausschüttung vorzuschlagen.
Vorstandschef Jochen Klösges bekräftigte zudem das Ziel, bis 2023 ein Konzernbetriebsergebnis von rund 300 Millionen Euro zu erreichen. Dieses Niveau könne 2024 nochmals deutlich gesteigert werden. Klösges zeigt sich zuversichtlich, bereits 2022 einen Gewinn zu erreichen, der an das Niveau vor der Coronapandemie herankommt. 2019 lag das Konzernbetriebsergebnis bei 248 Millionen Euro.
Ein anderer Streitpunkt dürfte dem Institut erhalten bleiben: Petrus Advisers erneuerte seine Forderung, die Softwaretochter Aareon, an der der Finanzinvestor Introduction mit 30 Prozent beteiligt ist, abzuspalten. Das Administration der Financial institution hatte diesen Plan stets mit der Begründung abgelehnt, ein Verkauf schade dem Wert der Financial institution und dem Wert der IT-Tochter.
Die Financial institution wies vor Kurzem zudem darauf hin, dass ein solcher Abfluss von Vermögenswerten aus der Financial institution „Koordination mit der Aufsichtsbehörde“ erfordern würde, sprich: die Erlaubnis der Bankenaufseher der Europäischen Zentralbank (EZB).
In der Vergangenheit hatte die EZB immer wieder zu Zurückhaltung bei Vermögensabflüssen wie etwa hohen Dividenden gemahnt. Außerdem achten die Bankenaufseher zunehmend auf die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle von Banken – wozu auch eine Verbreiterung der Einnahmequellen, insbesondere Provisionseinnahmen, zählt. Aus diesen Gründen gilt es in Finanzkreisen als sehr unwahrscheinlich, dass die EZB-Aufseher eine Aareon-Abspaltung genehmigen würden.
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