Zürich, Frankfurt UBS-Chef Sergio Ermotti formiert sein Führungsteam für die Zeit nach der Übernahme der Credit Suisse. Dafür beruft er fünf neue Managerinnen und Manager in den UBS-Vorstand. Die größte Überraschung: Ulrich Körner darf als CEO der Credit Suisse weitermachen, wie die UBS am Dienstag mitteilte.
Körner, unter dessen Führung die Credit Suisse Mitte März durch die UBS gerettet werden musste, soll die zweitgrößte Schweizer Bank zunächst als eigenständiges Institut weiterführen. Er ist der einzige Topmanager der Credit Suisse, der es in den Vorstand des neuen Eigentümers UBS schafft. Zur Zukunft des übrigen Credit-Suisse-Managements gab es zunächst keine Angaben.
Michelle Bereaux, bislang Chief Operating Officer der UBS, wird Vorständin für Integration. Beatriz Martin Jimenez, derzeit im Treasury für die Finanzierung der UBS zuständig, soll die Bad Bank führen und die riskanten Wertpapiere im Bestand der Credit Suisse abwickeln. Das Personalressort verantwortet künftig Stefan Seiler.
Zudem benennt Ermotti mit Todd Tuckner einen neuen Finanzvorstand. Dieser hatte diese Rolle bereits in der wichtigsten Sparte der UBS inne, der Vermögensverwaltung. Die bisherige Finanzchefin Sarah Youngwood muss das Unternehmen nach dem Abschluss der Übernahme verlassen.
Damit wächst der UBS-Vorstand auf 16 Posten an. Im Amt bleiben unter anderem Iqbal Khan als Chef des Global Wealth Managements der UBS, Rob Karofsky als Leiter der Investmentbank und Sabine Keller-Busse als Schweiz-Chefin.
Der große Umbruch bleibt aus
Die UBS geht nach eigenen Angaben davon aus, dass der rechtliche Abschluss der Transaktion in den nächsten Wochen erfolgen wird. Zunächst will sie die Geschäfte beider Institute unabhängig voneinander weiterbetreiben. Der große Umbruch bleibt also vorerst aus.
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Die Integration werde stufenweise erfolgen. Vorgesehen seien bis auf Weiteres zwei separate Muttergesellschaften, die UBS AG und die Credit Suisse AG. Beide würden weiterhin ihre Tochtergesellschaften und Geschäftsstellen betreiben, ihre Kunden betreuen und mit Gegenparteien Geschäfte machen.
„UBS ist überzeugt, die richtige Unternehmensstruktur und das richtige Führungsteam für eine erfolgreiche Integration zu haben“, hieß es in der Mitteilung der Bank. „Über den Integrationsprozess wird UBS nach Möglichkeit regelmäßig informieren.“
Ermotti beendet mit den Personalentscheidungen Spekulationen, dass sich weitere Topmanager der Credit Suisse berechtigte Hoffnungen auf einen Einzug in den engsten Führungszirkel der neuen Schweizer Großbank machen. So hatte die „Financial Times“ kürzlich berichtet, dass Finanzchef Dixit Joschi, Chief Operating Officer Francesca McDonagh sowie Schweiz-CEO André Helfenstein in der engeren Auswahl für Ermottis Führungsteam stehen. Nun steht fest: Ein Vorstandsposten springt für dieses Trio vorerst nicht heraus.
Anzeichen für Verkauf verdichten sich
Dass Ermotti beide Banken vorerst als weitgehend unabhängige Muttergesellschaften weiterführt, gilt zudem als Indiz dafür, dass eine Abspaltung von Teilen der Credit Suisse immer wahrscheinlicher wird. Bislang hatte sich die UBS-Führung alle Optionen offengehalten:
- eine vollständige Integration des einstigen Konkurrenten
- eine Abspaltung
- oder ein Börsengang des profitablen Schweizgeschäfts der Credit Suisse.
Die UBS werde mit großer Sicherheit mittelfristig das Schweizgeschäft der Credit Suisse an die Börse bringen, sagt ein hochrangiger Banker. Der politische Druck sei zu groß. Allerdings rechnet er frühestens sechs Monate nach Abschluss der Übernahme mit einem solchen Schritt.
Branchenschätzungen zufolge könnte das lokale Geschäft der Bank allein zehn bis zwölf Milliarden Franken wert sein. Die UBS zahlte im Zuge der Notrettung nur 3,25 Milliarden Franken für den Konkurrenten.
In den vergangenen Wochen hatten sich immer mehr Politiker in der Schweiz für eine Abspaltung der Credit Suisse ausgesprochen. Unter den Befürworten ist beispielsweise auch FDP-Präsident Thierry Burkart, dessen liberale Partei als besonders wirtschaftsfreundlich gilt. Zudem hat das Schweizer Parlament in einem symbolischen Akt die von der Regierung orchestrierte Notübernahme der Credit Suisse nachträglich abgelehnt.
Der Hintergrund: In der Schweiz wächst die Sorge vor einer dominierenden Marktstellung der UBS. Die neue Megabank vereint künftig rund ein Drittel des Hypothekenmarkts auf sich und wird mit Einlagen von über 330 Milliarden Franken die mit Abstand größte heimische Bank. Eine kartellrechtliche Prüfung hatte die Regierung im Zuge der Notfusion ausgesetzt.
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