Der Dieselskandal kam den Autobauer bereits teuer zu stehen.
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München Dem Autobauer Mercedes-Benz droht abermals Ärger mit den Behörden im Dieselskandal. Wie der Konzern bestätigt, hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) dem Dax-Konzern am 5. Juli eine sogenannte „Anhörung“ zugestellt. Demnach wird Mercedes vorgeworfen, drei mutmaßlich unzulässige Abschalteinrichtungen bei Limousinen der E-Klasse 350 Blue TEC mit Euro-6-Motor zu nutzen, wie „Spiegel“ und „BR“ am Freitag berichten.
In einem Fall soll die Abgasreinigung des Selbstzünders nur innerhalb eines bestimmten Außentemperaturbereichs funktionieren. Derartige „Thermofenster“ hat der Europäische Gerichtshof grundsätzlich für unzulässig erklärt. Mercedes wurde nun aufgefordert, geeignete „Abhilfemaßnahmen“ zu ergreifen.
Mercedes bietet seinen Kunden bei dem betroffenen E-Klasse-Fabrikat zwar bereits seit 2019 ein Software-Update an. Dies erfolgt jedoch auf freiwilliger Basis und könnte dem KBA nicht umfassend genug sein. Die Behörde hat die Möglichkeit, Mercedes nun in einem weiteren Schritt zu einem verpflichteten Rückruf zwingen. Würde dieser nicht erfolgen, droht im äußersten Fall eine Stilllegung der Fahrzeuge. Dies ist jedoch sehr unwahrscheinlich.
Noch ist unklar, wie viele Fahrzeuge davon betroffen sein könnten. Die E-Klasse ist eines der meistverkauften Modelle des Konzerns in Deutschland.
„Wir kooperieren vollumfänglich mit dem KBA“, erklärte der Autobauer, betonte jedoch, dass das Anhörungsverfahren noch laufe. Es gelte, den finalen Bescheid abzuwarten. Mercedes geht davon aus, dass die Ingenieure des Unternehmens für das betroffene E-Klasse-Modelle bereits Software-Updates entwickelt haben, um etwaige illegale „Funktionalitäten“ überarbeiten zu können.
Mercedes und der Dieselskandal: Noch 20.000 Klagen in Deutschland anhängig
Der finanzielle Schaden für den Konzern dürfte sich daher im Falle eines Rückrufs wohl in Grenzen halten. Insgesamt kam Mercedes der Dieselskandal jedoch bereits teuer zu stehen.
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart verhängte vor einigen Jahren ein Bußgeld von 870 Millionen Euro. In den USA einigte Mercedes sich außergerichtlich mit dem Zoll- und Grenzschutz sowie diversen Umweltbehörden. Der Vergleich kostete umgerechnet fast 1,3 Milliarden Euro. Für die Beilegung einer Sammelklage in den USA wurden 590 Millionen Euro fällig, in einem ähnlichen Fall in Kanada kamen noch mal 175 Millionen Euro obendrauf.
In den USA laufen zudem noch strafrechtliche Ermittlungen gegen Mercedes. In Deutschland sind derweil noch mehr als 20.000 Kundenklagen anhängig. Der Bundesgerichtshof hat im Juni in einem Grundsatzurteil den Weg zu Schadensersatz für Verbraucher erleichtert. Was das für Mercedes konkret bedeutet, ist noch nicht absehbar.
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