Peking Die Zuschauer im Nationalstadion in Peking und an den Fernsehgeräten in aller Welt sind am Freitag Zeuge einer großen Inszenierung geworden. Doch nicht wegen der mitreißenden Choreografie, dem beeindrucken Feuerwerk oder den süßen Kindertanzgruppen warfare die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele bemerkenswert.
Es waren vielmehr das geopolitische Umfeld und die large Zurschaustellung chinesischer Propaganda, die die Auftaktveranstaltung zu einem bizarren Theaterstück werden ließen, das nicht weiter von der Realität entfernt hätte sein können.
Thomas Bach fungierte als Hauptprotagonist in dieser Inszenierung. Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) dankte, dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping zugewandt, vor den Augen der Weltöffentlichkeit China für die „sicheren“ Spiele.
Die Frage ist: Sicher für wen? Schon Wochen vor der Eröffnungsfeier wurden Menschenrechtsaktivisten aus Peking entfernt. Nur kurz vor Beginn der Auftaktveranstaltung warfare der niederländische Journalist Sjoerd den Daas, langjähriger renommierter China-Korrespondent, während einer Schalte in der Nähe des Nationalstadions von einem Sicherheitsmann bedrängt und an der Arbeit gehindert worden – stay im niederländischen Fernsehen.
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Auch das geopolitische Umfeld, in dem die Eröffnungsfeier stattfand, zeigte den ganzen Zynismus der Veranstaltung. Am Tag, als Russlands Präsident Wladimir Putin und Xi bei einem Treffen ihren Schulterschluss gegen den Westen verkünden, spielt im „Vogelnest“ John Lennons Lied „Think about“ , das von einer Welt ohne Nationen träumt. Während Putins Soldaten an der Grenze zur Ukraine auf den Marschbefehl warten, lässt Xi hunderte Kinder mit Friedenstauben auf dem riesigen Platz im Stadion in einer Massenchoreografie fröhlich umherspringen.
Bach macht sich selbst zum Teil der chinesischen Propaganda
Bach spielt die Rolle des Verteidigers der Interessen der chinesischen Staatsführung bis ins letzte Element. Er empört sich, wenn Regierungen wegen Chinas Menschenrechtsvergehen oder den teilweise grotesk anmutenden Sicherheitsvorkehrungen zur Corona-Prävention ihre Teilnahme bei den Olympischen Spielen absagen.
Wenn aber Xi ungeniert die Sportveranstaltung für seine Propaganda nutzt, sagt er keinen Ton. So ließ die chinesische Staatsführung ausgerechnet beim Fackellauf einen der Soldaten mitlaufen, der für seinen Einsatz beim Zusammenstoß mit indischen Soldaten 2020 als Volksheld gilt – ein Schlag ins Gesicht der Inder.
Auch das Publikum warfare Teil des Theaterstücks: Die Zuschauer klatschten und jubelten immer an den Stellen, an denen Xi sie klatschen sehen wollte. Die Groups von Pakistan und Russland erhielten Jubel. Auch das inzwischen eng im Griff von Peking stehende Hongkong wurde beklatscht. Und natürlich das chinesische Workforce. Ansonsten: Weitgehende Stille. Die Publikumsresonanz warfare kein Zufall. Nur geladene Gäste durften im Stadion sein und die wussten, was sie zu tun hatten.
Viele der Propaganda-Elemente, die Xi in die Choreografie einbauen ließ, dürften westlichen Zuschauern als solche verborgen geblieben sein. Schon das harmlos klingende Motto der Olympischen Spiele „Collectively for a shared future” entspringt einem zentralen Spruch der Parteipropaganda.
Die gezielte Zurschaustellung der ethnischen Minderheiten Chinas sollte die Kritik aus dem Ausland entkräften, dass die Staatsführung sie unterdrückt. So wurde bei der Eröffnungsfeier die chinesische Flagge von mehreren Dutzend Menschen in verschiedenen Trachten von einer Particular person zur anderen in einer langen Kette weitergereicht.
Eine der beiden Athleten, die die Flamme vor den Augen von Millionen von Zuschauern an den Fernsehern in aller Welt entzündete, warfare Dinigeer Yilamujiang, eine uigurische Skilangläuferin aus der westchinesischen Provinz Xinjiang – wo China vorgeworfen wird, die muslimische Minderheit der Uiguren in Umerziehungslager zu stecken. Schaut her, lautete die Nachricht an die Welt bei der Eröffnungsfeier, bei uns ist alles harmonisch.
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Und dann ist da noch die Sache mit der Wintersportnation China. 300 Millionen Wintersportenthusiasten gebe es in der Volksrepublik – immer wieder betont Bach diese Zahl, auch in seiner Rede bei der Eröffnungsfeier. Mit dieser Zahl klopft sich sowohl der IOC als auch China auf die Schulter. Mit ihr will die chinesische Staatsführung aber auch zeigen: An uns kommt ihr nicht vorbei, wir sind viele. Was jetzt schon für den Automarkt gilt, wird bald auch für den Wintersport gelten. Wer an diesem Geschäft teilhaben will, stellt sich besser intestine mit uns.
Dabei ist diese Zahl laut Experten völlig aus der Luft gegriffen. Sicher ist nur, dass es in der Volksrepublik keine 300 Millionen Menschen gibt, die Wintersport betreiben. Thomas Bach plappert die Zahl trotzdem gerne nach.
Am Ende der Veranstaltung kann mit Sicherheit gesagt werden: Ja, die Olympischen Spiele in Peking sind politisch. Aber nicht, weil Menschenrechtsorganisationen die Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren anprangern oder Regierungen ihnen aus diesem Grund fernbleiben. Sondern, weil Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sie für seine politischen Zwecke nutzt – mit tatkräftiger Unterstützung des IOC.
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