Der Deutsche-Bank-Chef stellte die Jahresergebnisse seines Instituts in Frankfurt vor.
(Foto: Getty Images)
Vor exakt 1306 Tagen hat Christian Sewing öffentlich erklärt, an welchen Zielen er sich beim Umbau der Deutschen Bank messen lassen will. Wichtigste Vorgabe: Bis Ende 2022 sollte das krisengeplagte Geldhaus eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent erreichen. Damals trauten das dem Banker und der Bank die wenigsten zu.
Am Donnerstag meldete der Vorstandsvorsitzende Vollzug. Die Deutsche Bank erzielte für das vergangene Geschäftsjahr sogar eine Rendite von über neun Prozent.
Das ist ohne jeden Zweifel ein Erfolg. Aber die Zahlen zeigen auch, dass hinter diesem Erfolg nicht nur strategische Weitsicht, sondern auch eine Portion Glück steckt. Denn ohne einen üppigen Steuereffekt in den USA hätte das größte heimische Geldhaus sein Renditeziel deutlich verfehlt. Außerdem profitierte die Bank von volatilen Märkten und indirekten Staatshilfen.
Die Pandemie sorgte für heftige Kursschwankungen und damit für Hochbetrieb in den Handelssälen. Gleichzeitig verhinderten die üppigen staatlichen Stützungsprogramme eine Pleitewelle in der Unternehmenslandschaft und damit größere Schäden im Kreditgeschäft der Banken.
Zu guter Letzt kam dann auch noch die Zinswende der Notenbanken genau im richtigen Moment, um im Unternehmens- und Privatkundengeschäft für erfreuliche Zahlen zu sorgen.
>>Lesen Sie hier: Deutsche Bank erzielt 2022 bestes Ergebnis seit 15 Jahren
All diese externen Faktoren schmälern allerdings nicht Sewings Leistung als Sanierer. Der Ertragsmix der Deutschen Bank ist heute ausgeglichener, die Investmentbank weniger riskant. Anders als einigen Rivalen gelang es den Frankfurtern zuletzt, die größten Unfälle in der Branche zu vermeiden, zum Beispiel den Kollaps des US-Hedgefonds Archegos oder die Pleite des britischen Lieferkettenfinanzierers Greensill. Das spricht für ein funktionierendes Risikomanagement, was in der Vergangenheit längst nicht immer der Fall war.
Sewings größte Leistung war es vielleicht, die Mitarbeiter auf den harten Umbau einzuschwören, der Tausende von Stellen kostete. Jetzt braucht der Vorstandschef ein neues Zukunftsprojekt, um seine Banker und die Investoren zu begeistern. Bislang scheint der Plan für die kommenden Jahre in einem beherzten „Weiter so” zu bestehen. Für den Moment mag das reichen, auf Dauer nicht.
Ein Indiz für dieses Manko ist die Kursreaktion auf die Jahreszahlen. Weil Vorsteuergewinn und Erträge im vierten Quartal 2022 etwas hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieben, sackte die Aktie zeitweise um über vier Prozent ab – und das an einem Tag, an dem der deutsche Leitindex Dax deutlich im Plus lag.
Mehr: Sparkassen in Baden-Württemberg müssen fast eine Milliarde abschreiben.