Endlich neigen sich die Minuszinsen dem Ende zu. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist erstmals seit Mai 2019 über null Prozent gestiegen. Das ist zunächst nur ein kleiner Hoffnungsschimmer – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Sollte sich die Zinswelt nachhaltig wieder normalisieren, wäre das für die Sparer erst mal eine gute Nachricht. Denn trotz Börsenhype – der Deutsche legt sein Geld gern auf das Sparbuch.
Die Zinswende ist angesichts steigender Inflationsraten nötig. Die Finanzminister in Europa werden diese Entwicklung genau beobachten. Denn die hohe Staatsverschuldung könnte schnell zur unerträglichen Final werden. Insofern ist es richtig, dass der deutsche Finanzminister jüngst in Brüssel erklärte, er sei in Finanzthemen ein freundlicher Falke, und dass er seine Kabinettskollegen aufforderte, sparsam zu sein. Seine beiden Vorgänger Wolfgang Schäuble und Olaf Scholz haben selten auf die Ausgabenseite geblickt. Von Schäuble ist das Bonmot überliefert, schon eine relative Kürzung der Mehrausgaben gelte in Berliner Kreisen als Sparbeitrag.
Alle, die immer gesagt haben, Verschuldung sei kein Drawback angesichts des billigen Geldes, werden leiser. Nicht ohne Grund. Sie lagen bei den Inflationserwartungen genauso daneben wie mit ihrer Prognose, der Bundeshaushalt sei ein Perpetuum Cell, das sich quasi ohne Reibung selbst finanziert. Die Zauberkünstler der Fashionable Financial Principle stehen vor der Entzauberung.
Wohl und Wehe für Finanzstabilität
Was muss der Bund machen? Er muss investieren. Die beiden großen Aufgaben, Klimawandel und Digitalisierung, erfordern non-public und öffentliche Investitionen. Deshalb muss an anderer Stelle gespart werden, sonst ist die Schuldenlast irgendwann einmal nicht mehr tragbar. Das magazine nicht unmittelbar für Deutschland gelten. Aber für manches Land in Südeuropa kann jeder Prozentpunkt über Wohl und Wehe der finanzpolitischen Solidität entscheiden.
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Die Auswirkungen einer möglichen Zinswende auf die Unternehmen dürften unterschiedlich sein. Wer nicht der Versuchung erlegen ist, sich bis unter das Dach zu verschulden, der kann ruhig schlafen. Diese Unternehmer müssen nicht zur Financial institution laufen und hektisch ihre Zinskonditionen nachverhandeln. Anders sieht es bei denen aus, die sich in der zinslosen Welt in finanzielle Abenteuer gestürzt haben. Die könnten sich plötzlich nicht mehr rechnen. Es wurde zuletzt viel über Zombie-Unternehmen diskutiert. Ein längerfristig positiver Zinssatz wird schnell zeigen, wie groß die Zahl dieser Untoten wirklich ist.
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