Erst Bitwala, dann Nuri und heute wieder Bitwala – das 2014 gegründete Start-up ist wieder da.
Frankfurt Das insolvente Krypto-Start-up Nuri ist zurück – unter einem alten Namen: Bitwala. Ab sofort ist die App in 29 europäischen Ländern verfügbar, allerdings noch nicht in Deutschland.
„Wir haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt“, sagte Dennis Daiber, der das Unternehmen künftig mit Jan Goslicki leitet. Goslicki hatte das Unternehmen 2014 auch mitgegründet, Daiber war ehemaliger „Head of Trading“. „Wir werden unsere Partner gezielter auswählen – und uns auch nicht mehr auf den Markt verlassen“, sagte Daiber dem Handelsblatt.
Bitwala bietet zunächst den Handel der wichtigsten Kryptowährungen Bitcoin und Ethereum an. Diese können gegen Fiat-Währungen wie etwa den Euro getauscht werden – und so etwa mittels Sepa-Überweisungen auch versendet werden. Die Nutzer halten die Coins in sogenannten Self-custodial-Wallets. Bei diesem Modell verwahrt keine Kryptobörse die Coins, sondern der Anleger selbst auf einer Art digitaler Geldbörse.
Es ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. 2014 war Bitwala bereits mit ebenjenem Produktangebot gestartet. Über die Jahre stellte sich das Unternehmen aber deutlich breiter auf, wollte seinen Kunden ein umfangreicheres Produktangebot machen. 2021 folgte in diesem Zusammenhang die Umbenennung in Nuri. Nuri arbeitete auch mit der Berliner Neobank Solaris zusammen. Die Partnerschaft ermöglichte es dem Fintech, volllizenzierte Bankkonten mit Debitkarten über die Infrastruktur der Solaris anzubieten.
Im vergangenen Jahr geriet jedoch die gesamte Kryptobranche unter Druck. Ukrainekrieg, Rezessionsängste, steigende Zinsen – im Zuge des globalen Abschwungs an den Märkten befanden sich virtuelle Währungen auf Talfahrt. Das Vertrauen vieler Anleger wurde auch durch den Zusammenbruch des Kryptoprojekts Terra erschüttert. Und dann folgte auch noch die Pleite der US-Kryptoplattform Celsius.
Nuri hatte im Rahmen eines Bitcoin-Ertragskontos Kunden an die Amerikaner vermittelt. Das Berliner Fintech geriet daraufhin ebenfalls unter Druck, die Suche nach einem neuen Investor scheiterte. Das Fintech entließ auch zahlreiche Mitarbeiter, doch die Insolvenz von Nuri konnte die damalige Chefin Kristina Walcker-Mayer nicht mehr verhindern.
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„Wir sind zu schnell gewachsen – und hatten nicht genug Erfahrung“, sagte Goslicki. Zudem sind einige Produktversuche wie etwa Celsius gescheitert. „Das wird es nicht mehr geben“. Das Unternehmen hatte zuletzt rund 200.000 Kunden.
Für den Neustart kann sich das nun neunköpfige Bitwala-Team, zu dem Walcker-Mayer nicht mehr gehört, aus Teilen der Insolvenzmasse bedienen. Der Venture-Debt-Anbieter Claret Capital Partners gehörte zu den Gläubigern von Nuri. Das Unternehmen stellt nun die Markenrechte und die Technologie für Bitwala bereit und erhält dafür zehn Prozent der Anteile.
Suche nach einem Partner für den deutschen Markt
Insgesamt hat das Fintech bislang 800.000 Euro an Risikokapital einsammeln können, neben Claret Capital Partners auch von Business-Angels sowie selbst investiertem Kapital der Geschäftsführer. In den kommenden Monaten will Bitwala weitere 500.000 bis 1,5 Millionen Euro an frischem Kapital für weiteres Wachstum aufnehmen.
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Direkt kontaktieren darf Bitwala die ehemaligen Nuri-Kunden wegen der Insolvenz allerdings nicht. Aktuell sind etwa 5000 aktive Nutzer auf der Plattform. Etwa neun Millionen Euro an Kundeneinlagen liegen nach eigenen Angaben noch auf den Konten.
Kunden in Deutschland müssen sich allerdings noch etwas gedulden. Arbeitet Bitwala in Europa mit dem Banking-as-a-Service-Anbieter Striga aus Estland zusammen, hat das Unternehmen für den deutschen Markt noch keinen Partner. „Der soll aber zeitnah feststehen, sodass wir dann auch in unserem Heimatmarkt starten können“, sagte Daiber. Eine Lösung ist für das vierte Quartal dieses Jahres angekündigt. Die Solaris-Infrastruktur wurde derweil vollständig ausgebaut.
Bis Ende 2024 will Bitwala eine sechsstellige Zahl von Kunden wieder erreicht haben. „Das Potenzial ist riesig“, sagte Daiber. Zeitnah will Bitwala mit Visa auch eine Debitkarte auf den Markt bringen. Die Karte soll an die Krypto-Wallet geknüpft sein. „Dann kann jeder Kunde am Geldautomaten mit der Karte Geld abheben. Bitcoin oder Ethereum werden direkt umgetauscht“, sagte Daiber.
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