Der britische Telekomkonzern BT Group plant einen radikalen Stellenabbau.
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London Der britische Telekommunikationskonzern BT Group will mit einem drastischen Stellenabbau seine Kosten drücken und die Effizienzvorteile neuer Technologien wie der Künstlichen Intelligenz (KI) nutzen. Bis 2030 sollen nach Angaben des Unternehmens zwischen 40.000 und 55.000 Arbeitsplätze im eigenen Konzern und bei Subfirmen wegfallen. Das wären im Extremfall mehr als 40 Prozent der weltweit momentan rund 130.000 Beschäftigten.
Etwa ein Fünftel der Stellen soll durch neue Technologien wie KI ersetzt werden. „Wann immer neue Technologien auftauchen, kann es zu großen Veränderungen kommen“, begründete BT-Vorstandschef Philip Jansen den Stellenabbau durch Digitalisierung und Automatisierung.
„Die generative KI gibt uns das Vertrauen, dass wir noch weiter gehen können“, kündigte der BT-Chef an. „Wir werden ein großer Nutznießer der KI sein. Ich glaube, dass generative KI ein riesiger Sprung nach vorn ist; ja, wir müssen vorsichtig sein, aber es ist eine massive Veränderung.“
Der Telekomkonzern versucht seit Jahren, seine Kosten zu senken. Im November hatte BT seine Zielmarke für jährliche Einsparungen von 2,5 auf drei Milliarden Pfund (umgerechnet 3,42 Milliarden Euro) bis 2025 angehoben. Davon sollen bereits 2,1 Milliarden Pfund im Vergleich zur Kostenbasis 2020 erreicht worden sein.
„Indem wir weiterhin stark ausbauen und vernetzen, unsere Arbeitsweise digitalisieren und unsere Struktur vereinfachen, wird die BT Group Ende der 2020er-Jahre mit einer viel kleineren Belegschaft und einer deutlich reduzierten Kostenbasis arbeiten“, kündigte Jansen an. Die neue BT Group werde ein „schlankeres Unternehmen mit einer vielversprechenden Zukunft sein“. Von den weltweit 130.000 Beschäftigten arbeiten etwa 80.000 in Großbritannien und 30.000 bei Subunternehmen.
Wenn der Ausbau des Glasfasernetzes in Großbritannien abgeschlossen ist, werden deutlich weniger Mitarbeiter gebraucht.
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Wie andere Telekommunikationsanbieter auch investiert BT stark in den Ausbau von Glasfasernetzen und Mobilfunknetzen der fünften Generation (5G). Bis 2026 sollen in Großbritannien in 25 Millionen Haushalten die alten Kupferleitungen durch Hochgeschwindigkeitsdatennetze ersetzt werden.
Das BT-Management geht aber davon aus, dass der arbeitsintensivste Teil dieses Investitionsprogramm bis zum Ende des Jahrzehnts abgeschlossen sein wird und dann deutlich weniger Mitarbeiter benötigt werden. „Wenn wir aufhören, das Netz auszubauen, werden wir diese Arbeitskräfte nicht mehr brauchen“, sagte Jansen. So sollen etwa 15.000 Stellen für Glasfasertechniker und 10.000 Arbeitsplätze für Wartungsmitarbeiter gestrichen werden. Zugleich helfen neue Technologien wie KI im Servicebereich dabei, Tätigkeiten wie die Wartung der Netzwerke zu automatisieren.
Die Gewerkschaften in Großbritannien reagierten geschockt auf den massiven Stellenabbau: „Die Ankündigung einer derartigen Kürzung wird die Beschäftigten sehr verunsichern, die so viel getan haben, damit das Land während der Pandemie in Verbindung bleibt“, warnte John Ferrett von der Arbeitnehmerorganisation Prospect. Die Communications Workers Union (CWU) zeigte sich von den Stellenstreichungen nicht überrascht, beharrt aber darauf, dass der Abbau vor allem bei den Subunternehmen und durch natürliche Fluktuation durchgeführt werde.
Börse reagiert enttäuscht auf das Jahresergebnis
Dass die Börse zunächst negativ mit einem Kursverlust von mehr als acht Prozent auf die Ankündigungen reagierte, dürfte vor allem daran liegen, dass sich die Investoren ein besseres Jahresergebnis für das am 31. März zu Ende gegangene Geschäftsjahr erhofft hatten. Zwar stieg der bereinigte Gewinn vor Steuern für das abgelaufene Geschäftsjahr dank Preiserhöhungen um rund fünf Prozent auf 7,9 Milliarden Pfund. Eine Zielmarke, die Jansen eigentlich schon 2020 erreichen wollte.
Die Erlöse des Konzerns gingen jedoch leicht um ein Prozent auf 20,7 Milliarden Pfund zurück. Hinter den Erwartungen der Anleger zurück blieb BT jedoch vor allem beim freien Cashflow, der um fünf Prozent auf 1,3 Milliarden Pfund zurückging. Der Grund dafür sind höhere Investitionen als ursprünglich vorgesehen waren. Auch für das neue Geschäftsjahr bleibt BT mit einem eingeplanten Cashflow zwischen 1,1 und 1,2 Milliarden Pfund hinter den Erwartungen der Analysten zurück.
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