Die Nachfrage nach Immobilienkrediten ist im ersten Quartal 2023 eingebrochen. Bei den Sparkassen sinkt nun auch der Darlehensbestand.
(Foto: IMAGO/Rupert Oberhäuser)
Frankfurt Die deutschen Sparkassen sind besonders betroffen von der schwachen Nachfrage nach Baufinanzierungen. Ihr Bestand an privaten Immobilienkrediten sank im ersten Quartal um 800 Millionen Euro auf knapp 389 Milliarden Euro, wie das Analysehaus Barkow Consulting auf Grundlage von Bundesbank-Daten ermittelt hat.
Es ist der erste Rückgang binnen eines Quartals seit mehr als zehn Jahren. Zuletzt war das Volumen von Baufinanzierungen bei den Sparkassen Anfang 2012 leicht gefallen. Danach sorgte der jahrelange Immobilienboom für stetig steigende Kreditbestände.
Die Sparkassen sind Marktführer im Geschäft mit Immobiliendarlehen an private Kundinnen und Kunden. Der Bestand war bereits Ende vergangenen Jahres nur noch geringfügig gewachsen. Nun hat die Nachfrage erneut nachgelassen.
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband verwies auf Anfrage auf den Rückgang des Neugeschäfts als Grund für leicht rückläufige Bestände. Der Lobbyverband erwartet, dass mit Blick auf das rückläufige Neugeschäft „in den kommenden Monaten der Boden erreicht wird“.
Branchenweit betrug das Netto-Neugeschäft, also Neugeschäft abzüglich Tilgungen, im ersten Quartal 1,3 Milliarden Euro, zeigen die Bundesbank-Daten. Der Kreditbestand stieg per Ende März auf 1,26 Billionen Euro.
Während der Bestand bei den Großbanken stagnierte, legte er bei den Volks- und Raiffeisenbanken, den größten Wettbewerbern der Sparkassen, um 500 Millionen Euro zu. Besonders deutlich war der Zuwachs mit 1,2 Milliarden Euro bei den Bausparkassen.
Die „fetten Jahre“ sind vorbei
Peter Barkow, Chef von Barkow Consulting, verweist darauf, dass die ersten drei Monate traditionell das schwächste Quartal sind. „Insofern kann das Wachstum auch bei den Sparkassen im zweiten Quartal durchaus wieder ins Positive drehen.“ Die „fetten Wachstumsjahre“ seien wohl trotzdem erst einmal vorbei.
Das für die deutschen Geldhäuser wichtige Geschäft mit Baufinanzierungen ist im Zuge der Zinswende eingebrochen. Besonders heftig war der Rückgang zu Jahresbeginn. So rutschte das Neugeschäft im ersten Quartal 2023 um gut 50 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2022 ab.
Der März 2022 war mit 32 Milliarden Euro Neugeschäft der bisherige Rekordmonat. Damals hatten viele Menschen in Erwartung steigender Zinsen noch eine Immobilienfinanzierung abgeschlossen.
Ähnlich sieht die Entwicklung bei Geldgebern großer Immobilienprojekte aus. Die Mitglieder des Verbands deutscher Pfandbriefbanken vergaben im ersten Quartal 2023 Immobilienfinanzierungen in Höhe von knapp 26 Milliarden Euro – ein Rückgang von knapp 48 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, wie Daten vom Montag zeigen. Das sei zwar ein Anstieg gegenüber dem vierten Quartal 2022. „Die Nachfrage nach Immobilienfinanzierungen bewegt sich jedoch grundsätzlich weiter auf einem im längerfristigen Vergleich niedrigen Niveau“, so der Verband.
Höhere Zinsen sorgen für Nachfrageeinbruch
Grund für den Einbruch bei privaten wie gewerblichen Immobilien sind die mit der Zinswende deutlich gestiegenen Immobilienzinsen, höhere Materialpreise und die allgemeine Unsicherheit. Nicht nur fällt die Nachfrage nach Baudarlehen. Viele Geldhäuser dürften auch vorsichtiger bei der Kreditvergabe werden. Die jüngste Nervosität am Bankenmarkt könnte das Geschäft zusätzlich dämpfen.
Private Immobiliendarlehen stellten zuletzt mit gut 40 Prozent den größten Anteil im Kreditbuch deutscher Geldhäuser. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma PwC kam kürzlich zu dem Schluss, dass die Gewinnspannen im vergangenen Jahr deutlich gefallen sind. Demnach sind die Bruttomargen bei Immobilienkrediten 2022 auf 0,39 Prozent gesunken und damit auf den mit Abstand niedrigsten Wert seit zehn Jahren. 2021 betrugen sie noch 1,04 Prozent, 2020 sogar 1,18 Prozent.
Der Grund dafür: Die Refinanzierungskosten der Banken sind deutlich stärker gestiegen als der Zins, den sie gegenüber Kundinnen und Kunden durchsetzen konnten. Als Refinanzierungskosten bezeichnet man die Zinskosten, die Banken selbst tragen müssen, wenn sie die Mittel etwa für Baufinanzierungen beschaffen. Die Margen bei Baukrediten sind traditionell relativ niedrig, doch dafür gelten die Ausfallrisiken ebenfalls als gering.
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