Der dritte Warnstreik wäre mit 50 Stunden der längste im aktuellen Tarifstreit.
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Berlin Die Deutsche Bahn hat im Tarifkonflikt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) die Mindestlohn-Forderungen als erfüllt bezeichnet und verlangt eine Aufgabe des Streiks. „Die EVG muss nun ihre Zusage einhalten und den 50-stündigen Warnstreik absagen“, erklärte DB-Personalvorstand Martin Seiler am späten Donnerstagabend.
EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch widersprach umgehend: „Wir haben die Bahn zwar zu Gesprächen gebracht. Aber als der Schlüssel zur Lösung schon auf dem Tisch lag, hat sie einen Rückzieher gemacht“, sagte Loroch der Nachrichtenagentur Reuters. „Es gibt aber noch die Chance, dass am Freitag die Bahn auf den Lösungsweg zurückkehrt.“
Die Gewerkschaft hatte einen Streik von 50 Stunden angekündigt. Die bisherigen Zusagen für eine Festlegung des Mindestlohns von zwölf Euro in den Entgelttabellen hatten der Gewerkschaft nicht ausgereicht.
Nach Darstellung von Loroch war man am Donnerstag jedoch in Gesprächen schon sehr weit gekommen. So sollten Lohnerhöhungen auf Tarifen von etwa 13 Euro aufsetzen und dann dauerhaft verankert werden. Dann habe die Arbeitgeberseite jedoch entschieden, die letzten Schritte doch nicht zu gehen.
Die Gewerkschaft hatte am Donnerstagmorgen einen bundesweiten Streik angekündigt, der ab Sonntagabend 22 Uhr bis Dienstagnacht 24 Uhr praktisch den gesamten Bahn-Verkehr lahmlegen soll. Der dritte Warnstreik in der Tarifrunde wäre damit auch der längste. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, hält es indes für unnötig, dass die Deutsche Bahn wegen eines Warnstreiks der EVG den Fernverkehr einstellt. „Die EVG ist bei der Netztochter DB Netz nicht so stark organisiert, dass die Deutsche Bahn gezwungen wäre, den Schienenverkehr einzustellen“, sagte Weselsky dem Nachrichtenportal „The Pioneer“. „Mit einer gewissen Anstrengung könnte die Deutsche Bahn den Netzbetrieb aufrechterhalten und viele ICE-Züge weiterfahren.“ Der Vorstand verhalte sich verantwortungslos und ambitionslos, so Weselsky.
Aus Weselskys Sicht hat die EVG im Tarifstreit kein Interesse an einer schnellen Lösung, weil sie befürchte, „dass wir (GDL) mit der Deutschen Bahn bessere Tarifbedingungen für unsere Mitglieder verhandeln werden“. Weselsky sagte weiter: „Ich bin mir sicher, dass es keinen Abschluss geben wird, bevor wir unsere Forderungen aufgestellt haben.“
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