Düsseldorf Die Euphorie am Kryptomarkt über einen möglichen Bitcoin-ETF ist verflogen. Die Stimmung ist wieder ins Negative gedreht: Das zeigen Daten des auf Digitalwährungen spezialisierten Vermögensverwalters Coinshares.
Demnach sind in der vergangenen Woche netto 59 Millionen Dollar aus Anlageprodukten für digitale Vermögenswerte abgezogen worden. Coinshares erfasst wöchentlich die Zu- und Abflüsse in Finanzprodukte wie ETPs, Investmentfonds und OTC-Trusts, die sich auf Bitcoin, Ether und andere digitale Vermögenswerte beziehen.
Damit ist seit Anfang August in nur einer Woche mehr Geld in diese Produkte geflossen als rausgezogen wurde. Insgesamt summieren sich die Abflüsse mittlerweile auf 394 Millionen Dollar. Zum Vergleich: Im gesamten ersten Halbjahr verzeichneten Anlageprodukte für digitale Vermögenswerte Zuflüsse in Höhe von knapp 500 Millionen US-Dollar.
Der Bitcoin ist davon am stärksten getroffen. In der vergangenen Woche wurden bei Produkten zur ältesten und größten Kryptowährung 69 Millionen Dollar abgezogen.
Dazu passt, dass Short-Produkte, die bei fallenden Bitcoin-Kursen im Wert steigen, mit 15 Millionen Dollar die höchsten Zuflüsse in einer Woche seit März 2023 verzeichneten. Laut James Butterfill, Researchchef bei Coinshares, deutet das darauf hin, dass die Stimmung gegenüber Kryptoanlagen nach wie vor negativ ist.
Noch hält beim Bitcoin ein wichtiger Widerstand
„Wir glauben, dass die anhaltenden Sorgen über die Regulierung der Anlageklasse und die jüngste Dollar-Stärke die wahrscheinlichsten Gründe dafür sind“, erklärt Butterfill. Auch die Handelsvolumina gingen deutlich zurück, und zwar um 73 Prozent im Vergleich zur Vorwoche auf nur noch 754 Millionen US-Dollar in der vergangenen Woche.
Diese Skepsis zeigt sich auch im direkten Handel mit Kryptowährungen. Hier notiert der Bitcoin aktuell bei knapp 26.000 Dollar. Mitte Juli waren es noch knapp 32.000 Dollar. Das entspricht einem Minus von fast 20 Prozent binnen zwei Monaten. Bislang hält aber immerhin die wichtige Unterstützungsmarke von 25.000 Dollar.
Positive Nachrichten könnten die Stimmung aber schnell wieder drehen, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Zumal die US-Börsenaufsicht zuletzt einige Prozesse vor Gericht verloren hat. Laut Samer Hasn, Analyst der Tradingplattform Xs, bereiten sich Investoren aktuell darauf vor zu handeln – in die eine oder andere Richtung.
Demnach haben Vermögensverwalter Bitcoin und Ether, die zweitgrößte Kryptowährung, im Gegenwert von mehreren Millionen Dollar an Kryptobörsen transferiert.
Normalerweise deuten solche Bewegungen auf die Absicht hin zu verkaufen. „Wenn diese Transfers jedoch von Vermögensverwaltern und Handelsunternehmen kommen, können sie dem Zweck der Verwaltung und Bereitstellung von Liquidität dienen“, erklärt Hasn.
FTX-Verkäufe könnten Kurse belasten
Neben regulatorischen Sorgen – die US-Börsenaufsicht hatte zuletzt ihre Bemühungen intensiviert, den Kryptomarkt stärker zu regulieren – kommt noch ein zweiter Aspekt hinzu, der die Kurse belastet: Die Insolvenzverwalter der Kryptobörse FTX haben Vermögenswerte in Höhe von etwa sieben Milliarden Dollar gesichert, davon rund 3,4 Milliarden Dollar in Kryptowährungen.
Am Mittwoch soll eine gerichtliche Anhörung stattfinden, die einen Verkauf der Kryptowährungen vorsieht, berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Damit sollen Gläubiger entschädigt werden.
Wird dieser Plan umgesetzt, könnte dies das Angebot am Markt deutlich erhöhen und die Kurse nach unten ziehen. Laut Bloomberg umfasst der Kryptobestand von FTX fast 1,2 Milliarden Dollar in der Kryptowährung Sol, dem Token des Solana-Netzwerks, und rund 560 Millionen Dollar in Bitcoin.
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