Die Schaden- und Unfallversicherungen treiben den Gewinn des Unternehmens.
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München Die Allianz hat im ersten Quartal die Erwartungen der Analysten übertroffen. In den Monaten von Januar bis März erzielte Europas größter Versicherer einen operativen Gewinn von 3,7 Milliarden Euro und damit über 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis von knapp über 3,6 Milliarden Euro gerechnet.
Als Wachstumstreiber erwies sich vor allem die Sparte Schaden- und Unfallversicherung. Das Neugeschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen lag hingegen deutlich unter dem Vorjahresniveau. Für das Gesamtjahr bestätigt der Konzern seine Gewinnprognose von 14,2 Milliarden Euro, mit einer Spanne von einer Milliarde Euro nach oben wie nach unten. „Wir konnten einmal mehr von unserem diversifizierten Geschäft profitieren und eine starke Leistung vor allem in der Schaden- und Unfallversicherung erreichen“, wertete Konzernchef Oliver Bäte das Ergebnis.
Erstmals bilanziert die Allianz in diesem Jahr nach dem neuen internationalen Standard IFRS 17. Um eine Vergleichbarkeit mit dem davor geltenden Standard IFRS 4 herzustellen, rechnete der Konzern die Vorjahreszahlen auf den neuen Standard um. Demnach stieg das gesamte Geschäftsvolumen um 3,9 Prozent auf 46 Milliarden Euro. Viele Analysten hatten zuletzt die mangelnde Vergleichbarkeit der neuen Zahlen bei Versicherern mit den Vorjahreszahlen kritisiert.
Allianz übertrifft Erwartungen im ersten Quartal
Entspannung zeigt sich inzwischen bei wichtigen Finanzkennzahlen, die im vergangenen Jahren vor allem durch hohe Rückstellungen durch die fehlgeschlagenen Structured Alpha Fonds in den USA gelitten hatten. Sowohl die Eigenkapitalrendite (Return on Equity, ROE) als auch der Gewinn je Aktie (Earnings per Share) erreichen die Planziele der Dreijahresstrategie „Simplicity at Scale“, die der Konzern für die Jahre 2022 bis 2024 ausgegeben hatte.
Zum Jahresauftakt lag die Eigenkapitalrendite bei 15,6 Prozent und damit deutlich über den geplanten 13 Prozent pro Jahr. Vor einem Jahr waren es noch 12,7 Prozent. Der Gewinn je Aktie betrug 5,43 Euro und damit mehr als das Fünffache der 1,02 Euro aus dem Vorjahreszeitraum. Angepeilt ist für das Gesamtjahr ein Plus von fünf bis sieben Prozent.
Hauptgrund für den Einbruch im vergangenen Jahr waren die Vorfälle um fehlgeschlagene Hedgefonds-Spekulationen der Tochter AGI in den USA. Die Produkte unter dem Namen Structured Alpha kosteten den Konzern Entschädigungen und Strafen von 5,8 Milliarden Dollar. Nach einer Einigung mit den US-Behörden vor rund einem Jahr zeichnete sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2022 eine Entspannung ab. Dadurch stieg auch der Quartalsüberschuss auf zwei Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum war es eine halbe Milliarde Euro.
Die Türkei ist Wachstumstreiber
In der gewöhnlich ertragreichsten der drei Konzernsparten, der Sach- und Unfallversicherung, stieg der Umsatz überdurchschnittlich um 11,2 Prozent auf 24,1 Milliarden Euro. In den meisten Regionen legten sowohl die Preise als auch die Kundennachfrage nach Versicherungsschutz zu. Ein Plus gab es beim operativen Gewinn, der im Vergleich zum Vorjahr um fast 23 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro stieg. Analysten hatten im Schnitt mit 1,8 Milliarden Euro gerechnet. Vor allem am Heimatmarkt Deutschland liefen die Geschäfte gut, an den Auslandsmärkten ragte die Türkei trotz der hohen Inflation im Land heraus.
Zudem kommen die Geschäfte in den Bereichen „Global Lines“ in Gang. Darunter fallen unter anderem der Industrieversicherer Allianz Commercial, bisher bekannt unter dem Namen AGCS, sowie Allianz Partners. Die Gesellschaft bietet unter anderem Reiseversicherungen an und spürt deshalb nach einer Corona-bedingten Flaute wieder erhebliche Nachfrage.
Allianz: Zinswende belastet Neugeschäft mit Lebensversicherungen
Die Zinswende und die massive Inflation wirken sich indes deutlich in der zweitwichtigsten Sparte, Lebens- und Krankenversicherungen, aus. Der operative Gewinn stieg zwar zum Jahresauftakt auf 1,3 Milliarden Euro nach 0,8 Milliarden Euro im Vorjahr. Analysten hatten hier im Schnitt 1,26 Milliarden Euro erwartet. Einen deutlichen Einbruch verzeichnete der Konzern allerdings beim Neugeschäft. Der Barwert der Beiträge lag nur noch bei 18,5 Milliarden Euro und damit mehr als zwölf Prozent unter dem Vorjahreszeitraum. Durch den deutlichen Zinsanstieg an den Kapitalmärkten ist bei vielen Lebensversicherern das einst boomende Geschäft mit Einmalbeiträgen massiv zurückgegangen. Spürbar war dies vor allem in Deutschland und Italien. Verkaufsfördernde Maßnahmen im US-Geschäft konnten den Rückgang nur bedingt aufhalten.
Starke Marktschwankungen und die hohe Inflation machten auch dem Asset-Management, der kleinsten der drei Konzernsparten, zu schaffen. Der Bereich, in dem die beiden Vermögensverwalter Pimco und AGI zusammengefasst sind, verdiente im ersten Quartal nur noch 723 Millionen Euro und damit 13,2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Analystenschätzungen lagen im Schnitt bei 724 Millionen Euro. Das gesamte verwaltete Vermögen lag bei 2,174 Billionen Euro, für Dritte verwalteten die Asset-Manager der Allianz 1,668 Billionen Euro und damit 33 Milliarden Euro mehr als vor einem Jahr.
Bereits am Mittwochabend hatte der Konzern ein Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro gemeldet. Es soll Ende Mai starten und bis zum Jahresende laufen.
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