In der Automobilfertigung, wie hier im BMW-Stammwerk, kommen bereits viele Roboter zum Einsatz. In vielen Branchen ist das noch anders.
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München Der Robotikkonzern ABB investiert 280 Millionen Dollar in einen neuen Campus in Schweden und erhöht so die eigenen Produktionskapazitäten für Europa um 50 Prozent. So will das Unternehmen seine „Kunden in Europa mit lokal gefertigten Produkten in einem wachsenden Markt besser bedienen“, sagte ABB-Chef Björn Rosengren am Mittwoch.
Der Roboter-Absatz stieg im vergangenen Jahr laut Branchenverband IFR in Europa um sechs Prozent auf 72.000 Neuinstallationen. Im relativ schwachen Coronajahr 2020 waren hier nur 53.000 neue Roboter verkauft worden. Damit fiel das Wachstum zwar nur halb so stark aus wie in den USA.
Dort wird allerdings derzeit auch besonders viel neue Produktion aufgebaut – wegen der Subventionen im Rahmen des „Inflation Reduction Act“ und niedriger Energiepreise. Doch zeigt der Trend auch in Europa nachhaltig nach oben.
Neue Batteriefabriken sind hochautomatisiert
Neben dem langjährigen Trend zur Automatisierung der Produktion treiben wichtige Zukunftstechnologien die Nachfrage zusätzlich. So soll die Produktion von Elektroautos und Batterien in den kommenden Jahren deutlich steigen. Dafür bauen die Hersteller neue, hochautomatisierte Werke.
Die meisten Unternehmen haben zudem während der Coronapandemie und zu Beginn des Ukrainekriegs Erfahrungen mit unterbrochenen Lieferketten gemacht. Manche von ihnen kündigten an, ihre Fertigung zum Teil nach Europa zurückzuholen. Für dieses sogenannte Reshoring bräuchten sie an ihren europäischen Standorten automatisierte Fertigungsmaschinen, was die Robotik-Nachfrage zusätzlich treiben könnte. Bislang haben sich die Hoffnungen der Branche aber nur teilweise erfüllt.
Der Fachkräftemangel macht Roboter für viele weitere Branchen attraktiv
„Viele reden über Reshoring, aber ich sehe es noch nicht wirklich“, sagte Enrico Krog Iversen bei einer IFR-Tagung in München. Der Däne hatte als CEO einst den Cobot-Weltmarktführer Universal Robots groß gemacht und will jetzt mit der Plattform D:Ploy vor allem Mittelständler für den einfach Einsatz von Robotern gewinnen.
Ralf Völlinger vom Weltmarktführer Fanuc ist überzeugt, dass die Firmen in Europa sich trotz vieler Hürden und Vorbehalte dem Automatisierungstrend nicht werden entziehen können: „Wir werden viel Automatisierung in Branchen sehen, die bislang nur wenig Roboter im Einsatz haben.“
Der Konzern erhöht seine Roboterproduktion in Europa um 50 Prozent.
(Foto: ABB)
Vor allem der Fachkräftemangel werde dazu führen, dass die Automatisierungsindustrie in den nächsten Jahren boomen werde. So würden Roboter inzwischen in Bäckereien ebenso eingesetzt wie in der Gastronomie. Die Experten von Interact Analysis rechnen damit, dass der Roboterabsatz in Europa bis 2027 jährlich im Schnitt um sieben Prozent steigen wird.
In China hat ABB gerade eine neue Musterfabrik eröffnet
Wie ihre Kunden wollen auch die Roboterkonzerne wie ABB, Fanuc und Kuka selbst ihre Produktion angesichts der globalen Unsicherheiten breiter aufstellen. In den vergangenen Jahren hatten die Unternehmen sich vor allem auf China konzentriert, das zum größten Robotikmarkt der Welt aufgestiegen ist.
So hatte ABB Ende vergangenen Jahres ein neues, vollautomatisiertes Werk nahe Shanghai in China eröffnet. Das Unternehmen will damit seine Produktionskapazitäten in China verdreifachen und investierte 150 Millionen Dollar in den Standort.
Darauf folgt nun die größere Investition in den europäischen Markt. Der neue Campus im schwedischen Västeras soll die bestehende Fabrik ersetzen. ABB plant hier eine hochautomatisierte Fertigung, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und Schulungszentren. Den Transport von Materialien und Produkten zwischen Lagern, Montagestationen und Fertigungszellen soll dabei natürlich eine Flotte von autonomen, mobilen Robotern übernehmen.
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