Vor allem für kleinere Beträge griffen Kundinnen und Kunden auf Bargeld zurück.
(Foto: dpa)
Frankfurt Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland zahlen nach wie vor am liebsten mit Bargeld. 59,4 Prozent aller Transaktionen an der Ladenkasse wurden im vergangenen Jahr bar beglichen. Das geht aus einer Markterhebung des EHI hervor, eines Forschungs- und Beratungsinstituts des Handels. 2021 lag der Baranteil bei 60,9 Prozent.
Vor allem für kleinere Beträge griffen Kundinnen und Kunden auf Bargeld zurück, bei größeren eher auf die EC-Karte. Gemessen am Umsatz dominieren daher Kartenzahlungen bereits seit einigen Jahren. Der Anteil der Barzahlungen am Umsatz lag zuletzt bei 37,5 Prozent, ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. Der Umsatzanteil von Kartenzahlungen stieg 2022 leicht auf knapp 60 Prozent. Der Rest entfällt unter anderem auf den Rechnungskauf.
Die EHI-Zahlen verdeutlichen die anhaltende Entwicklung zu mehr Kartenzahlungen und weniger Bargeldnutzung – allerdings zuletzt in geringem Tempo. Die Coronapandemie hatte zeitweise für eine Beschleunigung gesorgt. So baten viele Händler Kundinnen und Kunden mit Verweis auf Hygienegründe darum, mit Karte statt in bar zu zahlen.
Das Zahlungsverhalten der deutschen Verbraucher entspricht dem Schnitt in der Euro-Zone. Der Anteil der Barzahlungen an allen Transaktionen ist in den 19 Ländern der Euro-Zone im vergangenen Jahr auf 59 Prozent gesunken, wie eine Verbraucherumfrage der Europäischen Zentralbank kürzlich ergab. Drei Jahre zuvor hatte der Anteil bei 72 Prozent gelegen, sechs Jahre zuvor bei 79 Prozent.
Es gibt sechs Länder, in denen Verbraucher an der Ladenkasse häufiger mit Bargeld zahlen als die Deutschen: Portugal, Spanien, Italien, Österreich, Slowenien und Malta.
Die jährliche EHI-Studie basiert indes auf Daten von Händlern. Das EHI befragte dafür zuletzt gut 400 Einzelhändler mit einem Gesamtumsatz von fast 294 Milliarden Euro.
Girocard verliert Umsatzanteil
Der Großteil der Kartenzahlungen entfällt auf die Girocard, besser bekannt unter ihrem alten Namen „EC-Karte“. Knapp 42 Prozent der Einzelhandelsumsätze wurden 2022 per Girocard bezahlt. Zwar stieg das Transaktionsvolumen angesichts der höheren Handelsumsätze. Der Umsatzanteil der Girocard ging jedoch leicht zurück.
Die Girocard ist das eigene Bezahlsystem der deutschen Kreditwirtschaft. Die Sparkassen und Volksbanken sowie die Deutsche Bank und die Commerzbank geben mit ihren Girokonten in erster Linie Girocards aus.
Allerdings setzen gerade deutsche Töchter von Auslandsbanken sowie Finanz-Start-ups oftmals auf Debitkarten der US-Zahlungskonzerne Mastercard und Visa. Dazu gehören ING, Targobank, Santander und N26. Der Umsatzanteil dieser Karten wuchs laut EHI von 0,8 Prozent auf 2,9 Prozent.
So wurden Visa zufolge mittlerweile 14 Millionen Visa-Debitkarten in Deutschland herausgegeben. An Girocards sind mehr als 100 Millionen in Umlauf.
Von Apple Pay wenig zu sehen
Das Bezahlen per Smartphone – also beispielsweise über die Bezahldienste von Apple und Google, Apple Pay und Google Pay – ist derzeit noch die Ausnahme. Nur 5,4 Prozent der kartengestützten Zahlungen werden per Handy abgewickelt, wie das EHI festgestellt hat. Da Kartenzahlungen insgesamt nicht einmal 40 Prozent aller Transaktionen ausmachen, kommen Smartphone-Zahlungen gemessen an allen Bezahlvorgängen nur auf einen Anteil von lediglich zwei Prozent.
Eine Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsfirma PwC ergab Ende 2022, dass nur acht Prozent der Deutschen Einkäufe per Smartphone zahlen. Das ist sogar ein kleiner Rückgang gegenüber 2020.
Mehr: Konkurrenz für die Girocard – 14 Millionen Visa-Debitkarten in Deutschland