Ihre Affäre mit einem Arzt sorgte für Unmut in der japanischen Bevölkerung. Nun hat Karolina Shiino ihren Titel als Miss Japan zurückgegeben.
Die diesjährige Gewinnerin der Miss-Japan-Wahlen, Karolina Shiino, hat ihren Titel zurückgegeben. Das berichten unter anderem die britische Zeitung „The Guardian“ und der Sender BBC. Zuvor wurde vom japanischen Magazin „Shukan Bunshun“ enthüllt, dass Shiino eine Affäre mit einem verheirateten Influencer und Arzt hatte.
Zunächst hatte die 26-Jährige mitgeteilt, dass sie die Beziehung beendete, nachdem sie von der Ehe des Mannes erfahren hatte. Das erwies sich jedoch als unwahr, wie ihre Modelagentur mitteilte.
Sie sei erst zu ängstlich und verwirrt gewesen, um die Wahrheit nach der Enthüllung zu sagen, schrieb Shiino auf Instagram. „Es tut mir aufrichtig leid, dass ich so viel Ärger verursacht habe und dass ich diejenigen, die mich unterstützt haben, verraten habe“, sagte Shiino, die seit 2022 japanische Staatsbürgerin ist.
Sie wurde aufgrund ihrer Herkunft angefeindet
In Japan herrschen recht konservative Vorstellungen gegenüber den Kandidatinnen von Schönheitswettbewerben, gerade mit Blick auf ihr Privatleben. Sie müssen zwischen 17 und 26 Jahre alt, japanische Staatsbürger und Single sein. Der Miss-Japan-Verband akzeptierte ihre Titelrückgabe. Die Offiziellen würden ihre Rolle bei der Kontroverse jetzt „ernsthaft reflektieren“. Sie baten um Entschuldigung. Der Titel werde dieses Jahr nicht mehr vergeben.
Shiino, die in der Ukraine zur Welt kam, ist die erste in Europa geborene Siegerin von Miss Japan. In dem Land wurde sie deshalb als nicht „japanisch genug“ diskriminiert. Die 26-Jährige zog bereits im Alter von fünf Jahren mit ihren Eltern auf die ostasiatische Insel. Später nahm sie den Nachnamen ihres Stiefvaters an.
Ihre Unterstützer sahen das gänzlich anders: Für sie habe Shiino neudefiniert, was es heißt, Japanerin oder Japaner zu sein. Kritiker haben dagegen infrage gestellt, wie sie als weiße Frau „japanische Schönheit“ darstellen könne. Dabei ist Japan derzeit besonders vielfältig. Rund drei Millionen Ausländer leben aktuell in dem Land – so viele wie noch nie.
Nicht die erste Diskriminierung bei einem Schönheitswettbewerb
In ihrer in fließendem Japanisch vorgetragenen Siegesrede sagte Shiino in Tränen: „Ich lebe als Japanerin, aber es gab ethnische Barrieren und viele Fälle, in denen ich nicht akzeptiert wurde. Ich bin so dankbar, dass ich heute wirklich als Japaner akzeptiert wurde.“
Die 26-Jährige ist nicht die erste Siegerin eines Schönheitswettbewerbs, die aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert wurde. 2015 repräsentierte Ariana Miyamoto Japan bei Miss Universe. Diese hat einen afroamerikanischen Vater und eine japanische Mutter. Ein Jahr später trat Priyanka Yoshikawa für das Land beim Miss-World-Wettbewerb an. Sie hat indische Wurzeln. Auch diese beiden Frauen wurden aufgrund ihrer Herkunft besonders kritisch beäugt.