„Scholz-SPD“? Unfug, sagt Ralf Stegner bei Lanz und dementiert eine Spaltung. Bei einem Thema gerät er mit einer Journalistin aneinander.
Kaum hatte die Bundesregierung ihren Entwurf für den Haushalt 2025 vorgelegt, kam heftige Kritik – vom SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Das hat auch bei „Markus Lanz“ am späten Dienstagabend Fragen aufgeworfen. Außenpolitiker Ralf Stegner wollte von einer angeblichen Spaltung seiner Partei in Kanzleramt und Fraktion aber nichts wissen. „Ihre Behauptung, es gäbe die Scholz-SPD, ist wirklicher Unfug“, sagte Stegner.
- Ralf Stegner (SPD), Außenpolitiker
- Knut Kircher, Schiedsrichter-Chef des DFB
- Reinhold Beckmann, Journalist
- Julia Löhr, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
Adressiert war die Replik an Julia Löhr von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die politische Berichterstatterin geriet mehrmals mit Stegner aneinander. Sie frage sich, warum die SPD so eine „Sozialleistungsempfängerpartei“ geworden sei, warf die Journalistin in die Runde. Angesichts der anhaltenden Zuversicht von Kanzler Olaf Scholz (SPD) zur wirtschaftlichen Lage sprach Löhr von „Aufschwung durch Autosuggestion“ und fragte gar: „Was wird da geraucht im Kanzleramt?“
Überraschend: Anstatt eines empörten Dementis ging Stegner auf die Vorlage ein. „Cannabis ist jetzt legalisiert. Aber das ist es, glaube ich, nicht“, meinte der Sozialdemokrat, der mit zwölf Fraktionskollegen im Auswärtigen Ausschuss sitzt. Dass die SPD-Parlamentarier aber anders als Scholz die Schuldenbremse sehr kritisch sehen, zeigte sich in dieser Ausgabe von „Markus Lanz“ auch bei Stegner.
Der bezeichnete die Schuldenbremse als „heilige Kuh“. Um sie einzuhalten, gebe es „putzige“ Vorschläge – unter anderem weniger Ausgaben für Soziales, dafür aber mehr Geld für Rüstung. „Wenn ich das mache, kann ich der Wagenknecht gleich eine Extraladung Schampus ausgeben“, meinte Stegner mit Blick auf das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Potenzielle AfD-Wähler warnte er, die Partei werde das Land in „Krieg und Dikatur“ stürzen: „Das ist nämlich das, was die wollen, am Ende.“
Der größte Teil der im Anschluss an das Halbfinale ausgestrahlten Ausgabe von „Markus Lanz“ war aber der Fußball-Europameisterschaft gewidmet. Insbesondere der nicht gegebene Hand-Elfmeter für Deutschland trieb die Runde im Hamburger Studio immer noch um. Vergleichsweise gelassen sah Knut Kircher die Sache. Kircher ist beim Deutschen Fußballbund (DFB) seit Kurzem verantwortlich für die Elite-Schiedsrichter.
„Im Nachhinein ist man schlauer“, sagte der ehemalige Fifa-Schiedsrichter, der mehr als 200 Bundesligaspiele geleitet hat. Er betonte aber: Sein englischer Kollege Anthony Taylor hätte sich die fragliche Szene jederzeit noch einmal per Video anschauen können. „War es ein Fehler das nicht zu machen?“, frage Lanz. „Das sind Dinge, wo man daraus lernt“, meinte Kircher. Beim nächsten Mal schaue der Kollege vielleicht noch einmal nach.
„Das kann nicht sein, das muss ein Elfmeter sein“, schilderte der Sportjournalist Reinhold Beckmann die Sicht von Fußballfans auf die Szene. Schließlich sei das fragliche Handspiel während eines Torschusses der Deutschen passiert. „Der Regel ist das völlig egal, wohin der Ball geht“, betonte hingegen Kircher.
Jeden Ballkontakt mit einer Spielerhand im Elfmeterraum mit einem Strafstoß zu ahnden, lehnte der Schiedsrichter ab. Das würde nur dazu führen, dass Bälle Abwehrspielern absichtlich an die Hand geschossen würden. „Zurück in Schwarz-Weiß ist es nicht“, sagte der Schiedsrichter-Chef.
Der DFB hatte ein Kamerateam von Beckmanns Produktionsfirma hinter die Kulissen der Arbeit der Schiedsrichter schauen lassen. Die Dokumentation für den NDR zeige, wie komplex der Job geworden sei, sagte der ehemalige Sat.1-Sportmoderator. „Wie soll da ein Stegner noch auf Ballhöhe kommen?“, fragte Beckmann im Spaß. Stegner hat lange Zeit selbst als Schiedsrichter gearbeitet, bis hinauf in die Verbandsliga.
„Die Furchtlosigkeit, die man in der Politik benötigt, habe ich als Schiedsrichter erlernt“, sagte der Bundestagsabgeordnete bei Lanz. Auch seine Söhne haben den Schiedsrichterschein gemacht. Dass einer von ihnen im Oktober 2023 bei einem Spiel in Halle (Saale) von Zuschauern leicht verletzt wurde, hatte überregional für Schlagzeilen gesorgt. Auslöser für den Angriff bei dem Amateurspiel war ein Elfmeterpfiff gewesen.
Stegner kritisierte eine zunehmende Aggressivität, die sich auch gegen ehrenamtlich engagierte Menschen richte. Sein Sohn, der in Halle studiert, wurde von Anhängern eines überwiegend aus Kurden bestehenden Vereins angegriffen. Es müsse stärker klargemacht werden, dass Gewalt generell tabu ist, forderte Stegner bei Lanz: „Es muss deutlich werden: Gewalt geht gar nicht bei uns.“