Nvidia bricht im S&P 500 alle Rekorde und positioniert sich als stärkste Kraft im Tech-Markt. Auch Microsoft und Apple klettern auf neue Hochs. Zeit für Anleger zu investieren?
Der amerikanische Leitindex S&P 500 (Standard & Poor’s) hat im ersten Halbjahr 2024 eine beeindruckende Rallye hingelegt – angetrieben von der herausragenden Performance des Chip-Herstellers Nvidia. Nach Angaben von Stocklytics trug Nvidia mit 33,73 Prozent zur diesjährigen Performance des Index bei.
Finanzanalystin Edith Reads sieht die Stärke von Nvidia als Innovationstreiber im Technologiesektor. „Die breite Nutzung von KI-Chatbots, die Nachfrage nach Nvidia-GPUs und der umfangreiche Kundenstamm haben den erstaunlichen Erfolg des Unternehmens vorangetrieben“, sagte Reads von Stocklytics.
Für Anleger stellt sich allerdings die Frage, ob es sinnvoll ist, ausgerechnet in die Allzeithochs der Indextreiber zu investieren, denn die meisten Experten sind sich einig, dass der KI-Boom noch lange nicht vorbei ist. Der Finanzexperte und Chef des Neobrokers Smartbroker, Thomas Soltau, verrät im Gespräch mit t-online, wie sich Anleger in der aktuellen KI-Euphorie verhalten können.
Nvidia dominiert den Markt für KI-Chips mit einem geschätzten Marktanteil von 80 Prozent, wobei sich der Umsatz des Unternehmens in letzter Zeit in jedem Quartal verdreifacht hat. Dies hat dazu geführt, dass der Aktienkurs des Unternehmens im ersten Halbjahr um rund 150 Prozent gestiegen ist.
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Neben Nvidia gelten auch Microsoft (8,47 Prozent), Alphabet (6,62 Prozent), Meta (5,73 Prozent), Apple (5,53 Prozent) und Amazon (4,91 Prozent) als größte Treiber des S&P 500. Diese Unternehmensschwergewichte sind für etwa 65 Prozent der Renditen des S&P 500 verantwortlich, was darauf hindeutet, dass die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz jetzt und in den kommenden Jahren der profitabelste Sektor sein könnte.
Mit den steigenden Aktienkursen steigt auch die Marktkapitalisierung der ohnehin schon wertvollsten Unternehmen der Welt weiter an. Nach einer Auswertung der Unternehmensberatung EY liegt Microsoft mit 3,32 Billionen US-Dollar auf Platz eins, gefolgt von Apple (3,31 Billionen US-Dollar) und Nvidia (3,04 Billionen US-Dollar).
Zum Vergleich: Microsoft ist damit 77 Prozent mehr wert als alle Dax-Konzerne zusammen. Die 40 größten deutschen Aktiengesellschaften kamen Ende Juni zusammen auf eine Marktkapitalisierung von 1,87 Billionen US-Dollar, rechnet „investing.com“ vor.
Was für steigende Kurse sorgt, gilt jedoch auch umgekehrt. Darauf weist Finanzexperte Thomas Soltau hin. „Sollte eine dieser Aktien signifikant an Wert verlieren, kann dies ebenso negative Auswirkungen auf die Index-Performance haben.“ Die weltweit teuersten Unternehmen können nicht nur die Renditen überproportional steigen lassen, sondern auch plötzlich einbrechen – und mit ihnen die Indizes.
Ohne Zweifel arbeitet Nvidia daran, seinen Vorsprung bei Künstlicher Intelligenz aufrechtzuerhalten, und ist zuversichtlich, seine Marktposition halten zu können, auch wenn die Konkurrenten AMD und Intel in naher Zukunft selbst KI-Chips mit ähnlicher Leistungskraft entwickeln werden.
„Nvidia hat eindeutig die Absicht, seine Dominanz so lange wie möglich aufrechtzuerhalten, und derzeit ist nichts wirklich in Sicht, was das in Frage stellen könnte“, sagte Richard Windsor, Gründer von Radio Free Mobile, einem Forschungsunternehmen, das sich auf das digitale und mobile Ökosystem konzentriert.
Ist es für Anleger sinnvoll, bei den aktuellen Börsenkursen einzusteigen? Thomas Soltau hat Bedenken. Zweifelsohne könnte sich der Chip-Gigant als Investitionschance herausstellen – aber trotz aller Euphorie allein auf KI zu setzen, wäre riskant.