Viele Menschen greifen jeden Tag zur Mundspülung, um Zähne und Mundraum sauber zu halten. Dass das nicht immer unbedenklich ist, zeigen neue Studien.
Die Mundflora hat einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Die richtige Mund- und Zahnhygiene ist deshalb wichtig. Dazu gehören täglich zweimal Zähneputzen – und für viele auch die Mundspülung. Doch sollte man sie jeden Tag benutzen? Die kurze Antwort: Es kommt darauf an. Lesen Sie hier, welche Mundspülung wie oft empfohlen wird und was Sie bei der Anwendung beachten sollten.
Ein frischer Atem und die Bekämpfung von Bakterien sind die Hauptversprechen von Mundspülungen – oft auch Mundwasser genannt. Die meisten Produkte sind laut Herstellerangaben für die tägliche Mundreinigung geeignet und können somit über einen längeren Zeitraum zur Anwendung zu kommen.
Unser Mund ist das Zuhause für zahlreiche Mikroorganismen. Rund 700 verschiedene Bakterienarten tummeln sich im Speichel und rund um Zähne, Zahnfleisch und Zunge. Die meisten davon sind harmlos und wichtig für den Schutz vor Krankheitserregern. Wird das Gleichgewicht der Mundflora aber gestört, können die „schlechten“ Bakterien überhandnehmen und Krankheiten auslösen.
Doch neue Studien legen nahe, dass der regelmäßige Gebrauch von Mundspülungen mehr Schaden anrichten könnte, als bisher angenommen wurde. Ein Forscherteam der Universitäten Antwerpen und Kapstadt hat genauer untersucht, wie alkoholhaltige Mundspülungen die Bakterienzusammensetzung im Mund beeinflussen. Die Studienteilnehmer spülten drei Monate lang mit dem Markenprodukt „Listerine Cool Mint“ und anschließend drei Monate lang mit einem Placebo-Mundwasser ohne Wirkstoffe.
Das Ergebnis: Die Verwendung des antibakteriellen Mundwassers Listerine führte zu einer Zunahme zweier schädlicher Bakterienarten – Fusobacterium nucleatum und Streptococcus anginosus. Diese Mikroben stehen im Verdacht, Zahnfleischerkrankungen wie Parodontose zu fördern und sogar Darmkrebs zu begünstigen. Experten raten deshalb davon ab, täglich alkoholhaltige Spülungen zu verwenden.
Auch eine australische Studie aus dem Jahr 2015 fand heraus, dass eine chlorhexidinhaltige Mundspülung schaden kann. Der Grund: Sie kann den Blutdruck erhöhen. Schon nach drei Tagen stieg der Blutdruck der Probanden um durchschnittlich 2,3 mmHg an. Chlorhexidin ist ein Antiseptikum und wird als Inhaltsstoff in desinfizierenden Salben, Cremes, Hautlösungen sowie Mund- und Zahnpflegeprodukten verwendet.
Eine neuere US-amerikanische Studie beobachtete 540 Männer und Frauen über drei Jahre hinweg. Die Ergebnisse waren alarmierend: Personen, die zweimal täglich oder öfter eine antibakterielle Mundspülung nutzten, hatten fast doppelt so häufig Bluthochdruck wie diejenigen in der Vergleichsgruppe.
Die Forscher vermuten einen Zusammenhang mit der Nitratverstoffwechselung im Mund: Die antibakteriellen Inhaltsstoffe der Mundspülung könnten Bakterien reduzieren, die Nitrat in Nitrit umwandeln – einen Stoff, der wichtig für die Regulierung des Blutdrucks ist.
- Lesen Sie auch: Bluthochdruck – diese Symptome können Warnsignale sein
Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse raten Experten, Produkte mit Chlorhexidin sowie Alkohol nicht langfristig zu verwenden. Die meisten Mundspülungen enthalten ohnehin keinen Alkohol. Dieser wird auf der Flasche mit Ethanol angegeben.
Achten Sie genau auf die Inhaltsstoffe und verwenden Sie lieber handelsübliche Mundspülungen ohne Alkohol. Schwangere sollten ohnehin auf alkoholfreie Varianten zurückgreifen, dasselbe gilt für Kinder und Alkoholkranke.
Ein guter Tipp: Nutzen Sie Mundspülungen, die Fluoride wie Aminfluorid oder Zinnfluorid enthalten. Sie stärken den Zahnschmelz und können die Zähne vor schädlichen Säuren besser schützen. Diese Spülungen sind auch zur täglichen Anwendung geeignet – morgens und abends nach dem Zähneputzen.
Wenn Sie Fragen zu einem konkreten Produkt haben, sollten Sie Rücksprache mit Ihrem behandelnden Zahnarzt oder Ihrer Zahnärztin halten.
Mundspülungen sind eine Ergänzung zur täglichen Reinigung mit Zahnbürste und Zahnseide. Sie ersetzen diese nicht, können aber zusätzlichen Schutz bieten. Übermäßiger Gebrauch – vor allem von alkoholhaltigen Mundspülungen – kann jedoch negative Auswirkungen haben, wie ein erhöhtes Risiko für Zahnfleischerkrankungen oder Bluthochdruck.
Seien Sie sich dieser möglichen Folgen bewusst und nutzen Sie vorzugsweise Mundspülungen ohne Alkohol und ohne den Wirkstoff Chlorhexidin. Letzterer kann zwar durch seine antibakteriellen Eigenschaften dabei helfen, Karies und Zahnbelägen vorzubeugen. Doch wenn Sie die Spülung länger als vier Wochen anwenden, schaden Sie damit womöglich Ihrer Mundschleimhaut und das Risiko für Folgeerkrankungen steigt.