Aufgrund einer seltenen Erkrankung können manche Menschen nicht aufstoßen. Warum dies nicht immer harmlos ist und wie ein Nervengift den Betroffenen helfen kann.
Stellen Sie sich vor, Sie nehmen ein kohlensäurehaltiges Getränk zu sich und können die überschüssige Luft im Bauch nicht mehr loswerden. Auch wenn sie es versuchen, sie können einfach nicht aufstoßen beziehungsweise rülpsen. Die Folge: Sie fühlen sich unwohl und leiden unter Schmerzen. Und das immer wieder, wenn sie essen und trinken. Für manche Menschen ist das bittere Realität.
Sie leiden an der Krankheit Retrograder Cricopharyngealer Dysfunktion, kurz R-CPD oder auch als „No-Burp-Syndrom“ bekannt. Dahinter steckt eine Funktionsstörung des oberen Schließmuskels der Speiseröhre (Musculus cricopharyngeus), welcher sich nicht entspannen kann, um Luft und Gase aus Speiseröhre, Magen und Darm herauszulassen.
Die meisten Betroffenen sind jung und haben das Problem seit ihrer Kindheit. Die Krankheit R-CPD kann aber prinzipiell in jedem Alter auftreten. Oft zeigen die Patienten folgende Symptome:
Erstmalig beschrieben wurde dieses Krankheitsbild 2019 durch Dr. Robert Bastian (Voice Institute, Illinois, USA). Seither gibt es einige hundert Fallberichte von Patienten, bei denen R-CPD festgestellt wurde. Mediziner nehmen aber an, dass viel mehr Menschen unter der Störung leiden, da sie noch relativ neu und unbekannt ist.
Aufgrund der beschriebenen R-CPD-Beschwerden leiden manche Patienten an weiteren, ernsten Erkrankungen wie Angstzuständen und Depressionen. Denn Blähungen und gurgelnde Geräusche aus Brust und Hals können psychische und soziale Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen haben.
Die genaue Ursache der Erkrankung ist bislang nicht bekannt. Den Betroffenen kann aber geholfen werden – mithilfe von Botox. Mit gezielten Injektionen in den Musculus cricopharyngeus kann dieser Muskel vorübergehend gelähmt werden und das Rülpsen ist nach einigen Tagen wieder möglich. Zumindest bei etwa 80 Prozent der Patienten. Die Behandlung erfolgt meist ambulant und in Kurznarkose. Bei vielen Menschen muss sie allerdings mehrfach wiederholt werden.