Mit ihren Klebeaktionen hat die „Letzte Generation“ das Land im vergangenen Jahr zur Weißglut getrieben. Ein großer Freund der Aktionen, die viele Autofahrer in Metropolen traf, war ich nie.
Dabei ist Klimaprotest nötiger denn je. Die Auswirkungen der Klimakrise werden für Menschen immer spürbarer – wegweisende Entscheidungen auf politischer Ebene lassen aber immer noch auf sich warten. Der Strategiewechsel der „Letzten Generation“ hin zu direkten Aktionen an „Orten der Zerstörung“ scheint mir ein Schritt in die richtige Richtung zu sein.
Natürlich ist es für den Einzelnen ärgerlich, wenn es verspätet in den wohlverdienten Familienurlaub geht. Am Ende trifft es aber wahrscheinlich bei Weitem weniger Menschen als die Klebeaktionen auf den Straßen der großen Städte, und etwas wehtun muss Protest nun mal. Und dieser tut noch mehr den CO2-Verursachern weh.
Effektiv sind die Aktionen allemal. Morgens schaffen es die Aktivisten damit auf alle Startseiten der großen Onlinemedien. Im Fernsehen bekommen sie mit ihren radikalen Aktionen bei Weitem mehr Sendezeit, als wenn sie sich mit Transparenten vor dem Bundestag versammeln würden.
Der immense finanzielle Schaden, der bei den Aktionen mit verhältnismäßig wenig Aufwand, einem Bolzenschneider und ein bisschen Kleber erzeugt wird, kann die Politik in Zugzwang bringen. Eine Erhöhung des Repressionsdrucks wie durch das neue Luftsicherheitsgesetz, welches das unbefugte Betretten von Flughäfen unter Strafe stellt, wird, wenn überhaupt, nur einen kurzen Erfolg bringen. Die „Letzte Generation“ hat bereits bewiesen, dass sie einen langen Atem hat. Eines Tages wird die Politik nicht um ernsthafte Schritte herumkommen. Auf dem Weg dahin muss eine Demokratie unliebsamen Protest aushalten.