Gab es dafür eine Erklärung?
EV-Vizepräsident Schmidt begründet dieses Vorgehen damit, dass er nach außen einen „Hauch von Gemeinsamkeit“ zeigen wollte. Wenn es dem e.V. tatsächlich um Gemeinsamkeit gegangen wäre, hätte er ja wenigstens versucht, mit uns eine Presseerklärung abzustimmen. Dass die e.V.-Vertreter ernsthaft meinen, dieses autokratische Verhalten sei ein Zeichen von Gemeinsamkeit, zeigt, was aktuell das grundlegende Problem bei 1860 ist.
Leider wird dieses Verhalten immer mehr zur Gewohnheit: Der Rauswurf von Trainer Michael Köllner ohne ordentliche Absprache und Planung und dann die Entscheidung, den Vertrag von Herrn Pfeifer entgegen aller Vernunft nicht zu verlängern (Köllner wurde am 31. Januar 2023 mitten im Aufstiegsrennen entlassen, der Vertrag mit Geschäftsführer Marc-Nikolai Pfeifer zum 30.06.2024 gekündigt; Anm. d. Red.).
Zwei umstrittene Trennungen …
In beiden Fällen lag es nach meiner Vermutung daran, dass diese Personen sich geweigert haben, das politische Spiel des e.V. mitzuspielen und es gewagt haben, das Wohl von 1860 über die Wünsche des Präsidenten zu stellen. Wir haben einige Personen im e.V., die ihre eigene Agenda verfolgen, und ich kann Ihnen sagen, dass das nichts mit dem zu tun hat, was für 1860 auf oder neben dem Spielfeld das Beste ist.
In der Personalie Werner steckt offenbar großes Konfliktpotenzial. Warum genau?
Die Diskussion drehte sich um die Frage, ob Herr Dr. Werner sich zunächst als Sportdirektor bewähren sollte, um dann später zum Geschäftsführer aufzusteigen – so wie auch schon sein Vorgänger Gorenzel – oder ob er sofort für diese Aufgabe bereit ist. Nun hat sich der e.V. durchgesetzt und wir können nur abwarten, ob diese Wette aufgeht. Falls nicht, hoffe ich, dass die Mitglieder ihren Verwaltungsrat und ihr Präsidium zur Rechenschaft ziehen werden.
Ist es richtig, dass Werner mithilfe der 50+1-Regel vom Verein gegen den Willen der Investorenseite als neuer Geschäftsführer Sport durchgesetzt wurde?
Zu der Beschlusslage kann ich Ihnen leider nichts Verbindliches sagen, denn wir wissen es auch nicht. Wir wissen weder, ob Herr Dr. Werner wirksam bestellt ist, noch ob der Vertrag mit Herrn Pfeifer tatsächlich zum 30.06.2024 vom zuständigen Gremium beendet wurde. Eine skurrile Situation für einen Mehrheitsgesellschafter und unsere Mitglieder im Beirat. Abgesehen von den Ereignissen rund um den Sportdirektor möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die vor kurzem bei 1860 Aufsehen erregt hat.
Ungefähr zum Zeitpunkt des Abgangs von Trainer Jacobacci erhielt die Geschäftsführung die Mitteilung, dass der Bruder eines hoch angesehenen Nationalspielers, der selbst über eine gute Trainerlaufbahn verfügt, an einem Gespräch mit 1860 interessiert sei. Noch bevor es zu einem Gespräch kommen konnte, hat Präsident Reisinger den Trainer wegen der Verbindung seines Bruders zu unseren „roten Nachbarn“ öffentlich abgelehnt. Offenbar ist man in den Augen unseres geschätzten Präsidenten schon wegen einer geringfügigen Verbindung zu dieser Mannschaft ungeeignet. Und doch hat derselbe Präsident den derzeitigen Marketingmanager des e.V. direkt von den Bayern geholt.