Der Anteil der Bevölkerung mit einem höheren Bildungsabschluss ist in den nordischen und baltischen Ländern höher, wobei Frauen insgesamt am besten ausgebildet sind.
Den verfügbaren Daten zufolge gibt es in Europa erhebliche Unterschiede bei der Bevölkerung mit einem Hochschulabschluss, dem höchsten Niveau.
Im Durchschnitt verfügt in der Europäischen Union fast ein Drittel der 25- bis 74-Jährigen über einen Hochschulabschluss, einschließlich öffentlicher und privater Universitäten, Fachhochschulen, technischer Ausbildungsinstitute und Berufsschulen. Das Bildungsniveau variiert auch je nach Alter und Geschlecht.
Welche Länder haben die höchste Hochschulbildungsrate in Europa? Wie unterscheiden sich die Bildungsniveaus in Europa? Welche Länder schenken der beruflichen Bildung mehr Aufmerksamkeit? Euronews Next verarbeitet die Daten.
Wie werden Bildungsniveaus definiert?
Das Bildungsniveau wird als niedrig (unterhalb der High School), mittel (High School) oder hoch (Universitätsstudium) definiert.
Die Klassifizierung der europäischen Datenagentur Eurostat basiert auf der Internationalen Standardklassifikation des Bildungswesens (ISCED) und bezieht sich auf:
● Niedrig: Vorschul-, Primar- und Sekundarbereich I (ISCED-Stufen 0–2);
● Mittel: Sekundarstufe II und postsekundäre, nichttertiäre Bildung (ISCED-Stufen 3 und 4);
● Hoch: Hochschulbildung (ISCED-Stufen 5–8). Es umfasst öffentliche und private Universitäten, Fachhochschulen, technische Ausbildungsinstitute und Berufsschulen.
Im Jahr 2022 hatten 31,8 Prozent der Menschen im Alter von 25 bis 74 Jahren in der EU einen höheren Bildungsabschluss, die Spanne reichte von 17,4 Prozent in Rumänien bis 49,8 Prozent in Irland.
In den nordischen und baltischen Ländern gibt es mehr Absolventen als im EU-Durchschnitt
In den nordischen und baltischen Ländern lag der Anteil der Hochschulabsolventen über dem EU-Durchschnitt. Schweden und Norwegen belegten mit über 45 Prozent der Hochschulabsolventen die Plätze drei und vier.
44 Prozent der lettischen Bevölkerung verfügten über einen Hochschulabschluss. Auch in anderen nordischen und baltischen Ländern lag der Anteil der Hochschulabsolventen über dem EU-Durchschnitt.
Im Vereinigten Königreich verfügten 43,5 Prozent der Bevölkerung im Alter von 25 bis 74 Jahren über eine höhere Bildung, was mehr als in den „Big Four“-Ländern der EU ist. Frankreich (38,2 Prozent) hatte dabei den höchsten Anteil, gefolgt von Spanien (38 Prozent).
Nach Rumänien hatte Italien mit 18,5 Prozent den niedrigsten Anteil an Hochschulabsolventen. Auch in Deutschland lag dieser Wert leicht unter dem EU-Durchschnitt (31,5 Prozent).
In vier EU-Ländern lag der Anteil der Bevölkerung mit niedrigerem Bildungsniveau bei über 40 Prozent
In den EU-Kandidatenländern war der Anteil der Bevölkerung mit höherer Bildung deutlich geringer.
Die Türkei hatte mit Abstand den höchsten Anteil der Bevölkerung mit niedrigem Bildungsniveau, wo zwei Drittel (61,8 %) über einen Abschluss unter der Sekundarstufe II verfügten.
Auch in vier EU-Ländern, nämlich Portugal, Italien, Malta und Spanien, lag dieser Wert unter 40 Prozent.
Berufsorientierung spielt in mehreren Ländern eine große Rolle
Betrachtet man die Einzelheiten des mittleren Bildungsniveaus, bestehend aus allgemeiner und beruflicher Orientierung, so ist der Anteil der beruflichen Bildung in mehreren Ländern beträchtlich hoch.
In neun EU-Ländern, darunter Tschechien (63,9), Polen (52,2) und Deutschland (47,4), lag der Anteil der Menschen mit Berufsorientierung auf mittlerem Bildungsniveau bei über 45 Prozent.
Jüngere Menschen erreichen ein höheres Bildungsniveau
Der Anteil der Hochschulabsolventen unter der jüngeren Bevölkerung in ganz Europa nimmt deutlich zu.
Dies zeigt auch, wie es den Ländern in den letzten Jahrzehnten ergangen ist. Daher wird die Bevölkerungsgruppe im Alter von 25 bis 34 Jahren weitgehend von internationalen Institutionen analysiert.
Mehr als zwei Fünftel der EU-Bevölkerung verfügen über einen Hochschulabschluss
Im Jahr 2022 verfügten 42 Prozent der EU-Bevölkerung im Alter von 25 bis 34 Jahren über einen Hochschulabschluss. Sie schwankte zwischen 24,7 Prozent in Rumänien und 62,3 Prozent in Irland.
Im Gegensatz zur Bevölkerung im Alter von 25 bis 74 Jahren hatten die nordischen Länder Finnland und Island einen geringeren Anteil an Hochschulbildung als der EU-Durchschnitt.
In einem Drittel der EU-Länder lag dieser Wert bei über 50 Prozent. Auch zehn EU-Länder blieben hinter dem EU-Ziel von 45 Prozent bis 2030 zurück.
Frauen sind gebildeter als Männer
In 35 europäischen Ländern, in denen Daten verfügbar sind, hatten Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren einen höheren Anteil an Hochschulabschlüssen als Männer.
Im Jahr 2022 lag der Anteil der Frauen mit einem Hochschulabschluss bei durchschnittlich 47,6 Prozent, während er bei den Männern bei 36,5 Prozent lag.
Mit Ausnahme von Finnland war der Geschlechterunterschied in den nordischen und baltischen Ländern zugunsten der Frauen deutlich größer. Island (25,4 Prozentpunkte oder Pp), Slowenien (23,8 Pp) und die Slowakei (22,8 Pp) verzeichneten den größten Unterschied.
Die Türkei (1,3 Prozentpunkte), die Schweiz (3,6 Prozentpunkte) und Deutschland (4,6 Prozentpunkte) meldeten den geringsten Abstand, was zeigt, dass die Anteile von Frauen und Männern mit einem höheren Bildungsabschluss sehr nahe beieinander liegen.
Der Anteil der Bevölkerung mit höherer Bildung wächst
In der EU hat sich der Anteil der Menschen im Alter von 25 bis 74 Jahren mit Hochschulabschluss stetig weiterentwickelt. Sie stieg von 19,1 Prozent im Jahr 2004 auf 31,8 Prozent im Jahr 2022.
Lebenslanges Lernen: Erwachsene in der Bildung
Lebenslanges Lernen ist ebenfalls wichtig, da Menschen möglicherweise ihre Fähigkeiten aktualisieren müssen. Es wird auch Erwachsenenbildung genannt und bezeichnet die Teilnahme an Bildung und Ausbildung für Erwachsene.
Laut Eurostat umfasst es alle zielgerichteten Lernaktivitäten, ob formell, nicht formal oder informell.
Ziel ist es, Wissen, Fähigkeiten und Kompetenzen der Teilnehmer zu verbessern. Erwachsenenbildung ist ein wichtiger Aspekt im Hinblick auf die Digitalisierung und Automatisierung auf dem Arbeitsmarkt.
Im Jahr 2022 betrug der Anteil der Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren in der EU, die in den letzten vier Wochen an einer allgemeinen oder beruflichen Bildung teilgenommen hatten, 11,9 Prozent, wobei die Spanne zwischen 1,7 Prozent in Bulgarien und 36,2 Prozent in Schweden lag.
Während der Anteil der Erwachsenenbildung in den nordischen Ländern hoch war, waren die Anteile in den Balkanländern im Vergleich zum EU-Durchschnitt deutlich geringer.