Trotz Beweisen für seine Unschuld soll Robert Roberson in Texas hingerichtet werden. Ein ehemaliger Ermittler gesteht Fehler ein und kämpft um die Rettung seines Lebens.
Robert Leslie Roberson soll trotz neuer Beweise, die auf seine Unschuld hinweisen, am Donnerstag durch die Giftspritze hingerichtet werden. Roberson war 2002 für den Tod seiner zweijährigen Tochter Nikki verurteilt worden, die laut Polizei durch Schütteln getötet wurde. Seit 2003 sitzt in der Todeszelle. Tatsächlich litt Nikki jedoch an einer Lungenentzündung, einer unentdeckten Sepsis, und sie hatte Medikamente verabreicht bekommen, die für Kinder heute verboten sind.
Der damalige leitende Ermittler Brian Wharton räumt nun ein, dass er bei der Untersuchung Fehler gemacht hat, wie „USA Today“ berichtet. Heute ist Wharton Pastor und fordert öffentlich eine erneute Prüfung des Falls. „Ich lag falsch. Robert ist ein guter Mann und hat das Verbrechen nicht begangen“, sagte Wharton im Gespräch mit dem Podcast „The Excerpt“ von „USA Today“.
Wharton erklärte weiter, dass Missverständnisse und Fehler dazu führten, dass man Roberson als Täter sah. Als Roberson Nikki ins Krankenhaus brachte, interpretierten Ärzte und Ermittler seine vermeintliche Gefühllosigkeit als Verdachtsmoment – ein Verhalten, das auch auf Autismus zurückgeführt werden könnte. Roberson ist diagnostizierter Autist. Zudem wurden andere medizinische Probleme von Nikki ignoriert.
Eine Gruppe von 84 texanischen Abgeordneten forderte jüngst Gnade für Roberson. Sie fürchten eine ungerechtfertigte Hinrichtung: „Es sollte alle Texaner schockieren, dass wir angesichts dieser neuen Beweise zu einer Hinrichtung schreiten“, schrieben sie an den Gouverneur und das Begnadigungsgremium des Staates.
Neben den Abgeordneten haben sich 34 wissenschaftliche und medizinische Experten mit einem Brief zu Wort gemeldet. Sie betonten, dass Nikkis Symptome heute nicht mehr als Anzeichen eines sogenannten „Schütteltrauma-Syndroms“ gewertet würden. Auch Vertreter von Elternrechten, Autismus-Vertreter sowie Anti-Todesstrafen-Gruppen wie das Innocence Project fordern eine Aufhebung des Urteils.
Der republikanische Gouverneur Greg Abbott könnte noch eingreifen und den Hinrichtungsbefehl stoppen, genauso wie der Oberste Gerichtshof der USA. Der Druck wächst besonders auf den Justizausschuss des texanischen Repräsentantenhauses, der eine Anhörung plant, um möglicherweise neue Gesetze gegen Todesurteile basierend auf falschen wissenschaftlichen Annahmen zu verabschieden.
Falls Roberson dennoch hingerichtet wird, wäre er der erste Mensch in den USA, der aufgrund des „Schütteltrauma-Syndroms“ exekutiert würde – eine Diagnoseform, die viele Wissenschaftler heute infrage stellen. Er wäre zudem der sechste Häftling in Texas, der dieses Jahr als Strafe getötet wird und insgesamt der 20. in den USA in diesem Jahr.