Robert Habeck weist Ambitionen auf einen Vizekanzlerposten unter Friedrich Merz zurück – stattdessen macht er sich bei „Illner“ über Markus Söder lustig.
Dass Olaf Scholz und Robert Habeck um den Posten als Stellvertreter von Friedrich Merz buhlen – diesem Eindruck ist der Grünen-Politiker zumindest für seine Person entgegengetreten. „Streben Sie jetzt eigentlich, ähnlich wie Olaf Scholz, eine Art Vizekanzlerposten an, an der Seite von Herrn Merz?“, fragte Maybrit Illner am Donnerstagabend. „Nein“, erwiderte der Bundeswirtschaftsminister. Doch ganz so klar war seine Absage dann doch nicht.
- Robert Habeck (Bündnis90/Die Grünen), Bundeswirtschaftsminister
- Nicole Deitelhoff, Friedensforscherin
- Michael Hüther, Institut der deutschen Wirtschaft
- Adame Tooze, Wirtschaftshistoriker (zugeschaltet)
Kurze Zeit später versuchte es die ZDF-Moderatorin erneut. „Würden Sie an der Seite von Friedrich Merz Vizekanzler werden?“, wollte Illner wissen, nachdem der CDU-Chef am Vortag bei „Maischberger“ eine Annäherung an die Grünen auch unter Habeck hatte erkennen lassen. „Spekulationen darüber verbieten sich“, sagte der aktuelle Vizekanzler. Im Wahlkampf könne noch viel passieren und niemand könne jetzt Posten verteilen – „auch nicht Friedrich Merz, wenn ich das so sagen darf“.
„Sie nehmen sich vor, Kanzler zu werden?“, fragte Illner daraufhin ein wenig ungläubig. Schließlich liegen die Grünen im aktuellen Deutschlandtrend unverändert bei 14 Prozent. „Es ist jedenfalls so, dass ich es mir zutraue“, verteidigte Habeck seine Kanzlerkandidatur – und vertiefte gleich mal den Graben zwischen sich und CSU-Chef Markus Söder.
Der hatte Habeck vorgeworfen, mit den Ambitionen aufs Kanzleramt nach der gescheiterten Ampelkoalition nicht gerade Demut zu beweisen. „Markus Söder hat das Problem, dass er nicht verstanden hat, in welcher Zeit wir leben“, schaltete Habeck auf Angriff. Der bayrische Regierungschef habe die Ursachen und Zusammenhänge der Wirtschaftskrise nicht begriffen. „Und deswegen kann er solche, na ja, solche Foodblogger-Posts machen“, sagte Habeck abschätzig.
Dass Illner „Fußblogger“ verstanden zu haben schien, eröffnete dem Wirtschaftsminister die Möglichkeit, sein Urteil über Söder zu erklären. „Jemand, der bei McDonald’s arbeitet oder Döner isst und darüber dann berichtet und das dann als Politik verkauft“, erklärte Habeck.
Der CSU-Chef unterhält seine Fans in sozialen Medien unter anderem damit, dass er regelmäßig Fotos von Essen postet. Er macht das unter dem Hashtag #söderisst, der es inzwischen zu einiger Popularität gebracht hat. Vor einigen Tagen hatte Söder für Aufsehen gesorgt, als er in einer McDonald’s-Filiale Fritten servierte und sich dabei ablichten ließ. Die Bilder von der PR-Aktion landeten später auch auf Söders Accounts.
Mit einer ähnlichen Aktion hatte sich der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump im Wahlkampf über seine demokratische Konkurrentin Kamala Harris lustig gemacht. Habeck echauffierte sich bei Illner über Söders Kampagne. Wer meine, den Wahlkampf über solche „Possen“ gewinnen zu können, der halte „das Land zum Narren“, so der Vizekanzler. Habeck forderte in dem Zusammenhang mehr Ernsthaftigkeit in der Politik. „Das brauchen wir dringend“.
Auf direkten Konfrontationskurs ging Habeck bei „Maybrit Illner“ auch zur SPD. Seitenhiebe des Kanzlers schien er dabei zwar nicht persönlich zu nehmen. „Führt der Bundeskanzler gerade Wahlkampf gegen Sie, Herr Habeck?“, fragte die Gastgeberin. „Ja“, erwiderte der Gast. „Aber das darf er, ist ja Wahlkampf.“
Beim Heizungsgesetz aber schob Habeck einen schwarzen Peter direkt an die Kanzlerpartei zurück. Er hatte bei „Caren Miosga“ für sich in Anspruch genommen, im Kabinett die soziale Förderung von Wärmepumpen in das umstrittene Gesetz eingebracht zu haben. SPD-Generalsekretär Michael Miersch hatte diese Darstellung als unredlich zurückgewiesen.
„Das ist aber belegbar, also das wiederhole ich gerne“, beharrte Habeck auf seiner Darstellung. Zwar hätten im Parlament schließlich Grüne und SPD gemeinsam für die soziale Komponente geworben. „Aber in der Regierung ist die soziale Förderung tatsächlich herausgestrichen worden, auch von der SPD“, sagte Habeck.
Ein wenig schien sich der Kanzlerkandidat der Grünen dann bei „Illner“ aber doch dem warnenden Kanzler anzunähern, als es um die Ukraine ging. „Mich treibt die Sorge auch um, dass das Ganze eskaliert“, sagte Habeck und kurz darauf: „Es geht darum, dass wir weniger Ängste haben müssen, dass die ganzen Sachen hier eskalieren.“