Marianne und Michael Hartl verabschieden sich 2024 von der Bühne. Mit t-online spricht die 70-Jährige nun über Schicksalsschläge und Zukunftspläne.
Marianne und Michael Hartl sind seit fast einem halben Jahrhundert ein fester Bestandteil der deutschen Volksmusikszene, haben viele Auftritte auf der Bühne und vor der Fernsehkamera hinter sich. Doch 2024 ist Schluss: Die Volksmusikstars setzen sich zur Ruhe. Ehe sie dieses Kapitel schließen, geht es noch ein letztes Mal auf große Tournee. Von Mitte Februar bis Ende April treten sie in 23 deutschen Städten auf.
Warum ihnen der Abschied leicht fällt, hat die 70-Jährige nun vorab im Interview mit t-online verraten. Ebenso hat Marianne Hartl offen über den Gesundheitszustand ihres Ehemannes nach einem Schlaganfall vor anderthalb Jahren gesprochen – und wie die beiden es über all die Jahre geschafft haben, neben der Karriere auch ihre Beziehung zu meistern.
t-online: Nach 50 Jahren Karriere gehen Sie in den Ruhestand. Wie kam es zu der Entscheidung?
Marianne Hartl: Man muss wissen, wann man aufhören sollte. Michael und ich haben beschlossen, dass wir unser Leben noch mal neu gestalten wollen. Wir kommen jetzt in unsere goldenen Jahre, und die sind uns wichtig. Wir wollen uns für unsere Arbeit auch nicht mehr verbiegen, nicht mehr anstrengen oder neu erfinden müssen. Wir machen privat gerade viel Musik, und das ist viel schöner, als auf der Bühne glänzen und von A nach B reisen zu müssen. Außerdem haben wir in unserer Karriere wirklich alles erreicht. Jetzt geben wir das Zepter ab und freuen uns auf die Zukunft.
Was hält diese für Sie bereit?
Wir haben viele Hobbys. Wir spielen gerne Golf, fahren Ski oder mit unserem Boot raus auf den See. Gleichzeitig wollen wir mehr Zeit mit unserer Familie und unseren Freunden verbringen. Unsere Karriere ist noch nicht komplett vorbei, sondern geht in anderer Form weiter. Wir werden uns nicht in ein Schneckenhaus zurückziehen, sondern bleiben in der Öffentlichkeit. Es gibt auch schon ein neues Projekt, über das wir aber noch nichts sagen dürfen.
Wie schwer fällt Ihnen der Abschied von der Bühne?
Gar nicht. Wir sind schon die vergangenen Jahre kürzergetreten, auch wegen der Corona-Pandemie. Und wir merken, dass es uns reicht. Wir haben keine Lust mehr, unsere Zeit mit Warten, in Garderoben, Hotels und mit Autofahrten zu verbringen. Das muss einfach nicht mehr sein.
Ich habe Angst, dass es wieder passieren könnte.
Marianne Hartl
Aber die Tournee im Frühjahr wollten Sie noch als krönenden Abschluss Ihrer Bühnenkarriere?
Es war die Idee unseres Managers, aber mein Mann musste entscheiden. Er hatte einen Schlaganfall, also musste er schauen, ob er es kann und will. Ich wollte ihn zu nichts drängen. Seine Erkrankung vor anderthalb Jahren war mit ein Grund, warum wir uns für das Ende unserer Bühnenkarriere entschieden haben.
Wie geht es Ihrem Mann heute?
Ihm geht es erstaunlicherweise supergut. Er hatte noch Probleme mit der rechten Seite, aber das wird jeden Tag besser. Auch seine Stimme ist wieder klar. Die war ein bisschen verwaschen. Es war ein wirklich schwerer Schlaganfall. Es war fünf vor zwölf. Wir hatten absolutes Glück, dass ich es mitbekommen habe und die Rettungskette dadurch nicht lang war.
Hat Sie die Erfahrung im Nachhinein verändert?
Auf alle Fälle. Man bekommt einen neuen Blick auf die Dinge und die Menschen. Plötzlich ist nichts mehr selbstverständlich. Mein Mann hat Angst vor einem zweiten Schlaganfall. Und auch ich habe Angst, dass es wieder passieren könnte. Wenn ich ihn rufe und er nicht antwortet, laufe ich direkt zu ihm und schaue, ob alles in Ordnung ist.
Sorgen Sie sich wegen der Tournee?
Nein, es ist alles sehr gut vorbereitet und wir werden bestens unterstützt. Zwischen den Konzerten haben wir auch immer wieder Pausen. Mein Mann ist durch den Schlaganfall sehr vernünftig und vorsichtig geworden und achtet auf sich. Er schaut auf seine Ernährung und dass er sich genug bewegt. Seine Körperwerte werden ebenfalls regelmäßig kontrolliert.
Sie sind seit 44 Jahren verheiratet und arbeiten seit 50 Jahren beruflich miteinander. Hat Sie das nie vor Herausforderungen gestellt?
Irgendwie ticken wir gemeinsam. Wir haben beide unsere eigene Art. Ich bin disziplinierter und organisierter, Michael kreativer, er darf auch das Kind im Manne sein. Aber wir haben auch viele Gemeinsamkeiten. Wir haben ein gleiches Wertesystem, wir sind beide eher konservativ und nicht reich aufgewachsen. Mir sind beide aus einem sehr bewussten Elternhaus, in dem hart gearbeitet wurde. Das haben wir übernommen und haben Fleiß, Ehrgeiz und Achtsamkeit gelernt. So kommt es, dass wir am 19. Dezember unseren 44. Hochzeitstag gefeiert haben. Und das ist wunderschön.