Roland Kaiser schafft es seit 50 Jahren, Musik und Politik strikt zu trennen. Seiner Karriere hat das nicht geschadet. Ein Gespräch über Zweifel, Frikadellen und das Alter.
In wenigen Wochen wird Roland Kaiser 72 Jahre alt. Doch davon ist dem Schlagerstar im Gespräch wenig anzumerken. Der Sänger sprüht vor Energie, lacht viel und scheint bester Laune zu sein. Der Mann mit der 50-jährigen Bühnenkarriere – so viel wird schnell klar – hat noch lange nicht genug. An diesem Samstag widmet ihm das ZDF eine eigene Abendshow, „Giovanni Zarrella präsentiert: 50 Jahre Roland Kaiser“ und auch eine Tour steht noch an dieses Jahr.
Was treibt den Musiker an? Plagen ihn auch Zweifel, will er gar bald einen Schlussstrich ziehen? Im Interview mit t-online geht Roland Kaiser keinem Thema aus dem Weg. Selbst über Politik, ein Bereich, den er sonst gerne ausspart, findet er deutliche Worte.
t-online: Herr Kaiser, Ihnen ist es gelungen, in 50 Jahren Bühnenkarriere bodenständig zu bleiben. Vielen Ihrer Kollegen eher weniger. Wieso?
Roland Kaiser: Ich habe das große Glück, eine Familie zu haben, die mich darin unterstützt hat, die Füße stillzuhalten, zu arbeiten, weiterzumachen und nicht abzuheben.
Und in dieser Zeit haben Sie viele Künstler kennengelernt und miterlebt, denen das nicht gelungen ist.
Ich will da keinen verurteilen, aber es läuft unterschiedlich bei den Menschen.
Liegt das wirklich nur an der Familie?
Das ist manchmal auch eine Mischung. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das richtige Lied hören und verstehen, dass es gut ist, und es zum richtigen Zeitpunkt veröffentlichen und dann versuchen, darauf aufbauend das eigene Werk in etwas Nachhaltiges umzuwandeln.
… und den Drogen gegenüber nicht schwach zu werden.
Da haben Sie recht. Generell ist es immer gut, auf Drogen zu verzichten – in allen Bereichen. Verlässlichkeit und Disziplin an den Tag zu legen, das schadet eigentlich nicht. Auch das Publikum erwartet jeden Abend hundertprozentige Leistung und die kann man nur erbringen, wenn man zu hundert Prozent fit ist, sonst geht das nicht.
Wenn der FC Bayern verliert, dann bin ich sauer. Als Fußballfan lässt das alles in mir hochkochen.
Roland Kaiser
Bei bestimmten Dingen bin ich ungeduldig und manchmal verlange ich Menschen zu viel ab, weil ich meine, die müssen das genauso machen wie ich. Da bin ich manchmal nicht gerecht. Aber im Prinzip bin ich schon ein recht leidlicher Mitmensch. Mit mir kann man gut auskommen.
Auch wenn man mit Ihnen zusammen wochenlang auf Tour ist oder haben Sie da gewisse Marotten entwickelt?
Ich habe eigentlich keine Marotten. Ich möchte ein gutes Hotelzimmer haben, vor allem ein bequemes Bett ist wichtig. Wenn es geht, ein schmackhaftes Catering. So Kinderessen finde ich gut: Frikadellen mit brauner Soße und Kartoffelpüree, Königsberger Klopse, gutbürgerlich sollte es sein.
Und wenn Sie dann so allein auf Ihrem bequemen Hotelbett sitzen nach einer Portion Klopse: Kommen dann auch mal Zweifel auf?
Ich bin kein Zauderer und kein Zweifler. Meine Familie würde wohl höchstens sagen, dass ich ein Grantler bin.
Sie haben also auch mal schlechte Laune?
Also wenn der FC Bayern verliert, dann bin ich sauer. Als Fußballfan lässt das alles in mir hochkochen. Da halten meine Kinder dann lieber Abstand zu mir …
Roland Kaisers Tochter, Annalena Keiler, sitzt mit am Tisch. Sie blickt amüsiert auf und nimmt den Ausflug ihres Vaters ins Private nickend zur Kenntnis. Offenbar hat er mit seiner Darstellung ins Schwarze getroffen. Dicke Luft bei schlechten Bayernergebnissen, das scheint Annalena nicht neu zu sein …
Ihre Tochter steht Ihnen inzwischen auch beratend zur Seite. Wie hätten Sie reagiert, wenn sie gesagt hätte, sie möchte jetzt Influencerin werden?
Das ist ihr Leben, das ist nicht mein Leben. Meine Tochter und meine Söhne können machen, was sie möchten. Sie haben alle Wege eingeschlagen, die mich stolz machen. Aber auch wenn sie sagen würden, sie fahren drei Jahre um die Welt, dann sollen sie das tun.