Die staatliche Prämie von bis zu 4.500 Euro beim Erwerb eines Elektroautos gibt es nicht mehr. Ein Käufer fühlt sich vom Autohersteller und der Bundesregierung im Stich gelassen.
Wer hierzulande in den letzten Wochen des Jahres auf die Auslieferung seines neuen Elektroautos gewartet hat, musste eine Achterbahn der Gefühle erleiden. Erst die Haushaltskrise und böse Vorahnungen, dann das Blitz-Aus für die Kaufprämie für E-Autos und zu guter Letzt das Angebot vieler Hersteller, den finanziellen Verlust auszugleichen. Viele Käufer von Stromern dürfen nun doch auf die bis zu 4.500 Euro Umweltbonus hoffen. Aber nicht alle.
„Mich hat man innerhalb einer Woche quasi drei Mal betrogen“, schreibt Stefan Penkert aus Marburg (Hessen). Der Vater von zwei Kindern schilderte seinen Fall t-online in einem Leserbrief.
Im Sommer bestellt und noch nicht geliefert
Das Dilemma der Penkerts: Sie hatten im Juli einen Cupra Born bestellt – auch weil der Hersteller versprach, dass vor dem 31. August 2023 bestellte Autos auf jeden Fall vor Ablauf des Jahres ausgeliefert würden und Käufer somit die volle Förderung des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) erhalten könnten.
Doch der Cupra Born, der laut Autohändler Ende November hätte produziert werden sollen, kam bislang nicht. Auf Nachfrage erfuhr Penkert, dass wegen mangelnder Nachfrage beim Hersteller angeblich die Produktion heruntergefahren wurde. Der Hesse wurde auf kommenden Sommer vertröstet.
Rund 60.000 E-Autos sind vom kurzfristigen Stopp des Umweltbonus betroffen. Rund 30.000 Autos davon werden noch im laufenden Jahr zugelassen, wie eine Umfrage des Zentralverbands Deutsches Kfz-Gewerbe (ZDK) unter seinen Mitgliedern ergeben hat. Weitere 30.000 sind für das kommende Jahr terminiert. Für alle fällt zumindest der staatliche Anteil der Prämie weg, viele Autohersteller haben aber bereits angekündigt, die Summe ausgleichen zu wollen.
Er schreibt: „Dann kam auf einmal der Stopp der Bafa-Förderung, da mein Auto nun erst im Juli kommen soll, bekommen wir die Bafa-Prämie nicht mehr.“ Aber das war noch nicht alles. Am Dienstag entschied Cupra, den gestrichenen staatlichen Anteil von bis zu 4.500 Euro zuzuschießen. Allerdings nur auf vor dem 18. Dezember 2023 bestellte und bis spätestens am 31. März 2024 ausgelieferte Fahrzeuge.
Eine gute Nachricht für viele, für die Familie Penkert aber ein Schlag ins Gesicht. Ihr Auto kommt erst rund vier Monate später. Penkert: „Trotz des Werbeversprechens werde ich leer ausgehen“.
Ersparnisse futsch, von Regierung enttäuscht
Wie schwer wiegt für die Familie der Verlust der 4.500 Euro? Penkert sagt: „Es trifft uns schon sehr hart, weil man ja davon ausgegangen ist, dass man das Geld bekommen hätte. Somit sind jetzt unsere kompletten Ersparnisse verbraucht, da wir das Geld wohl nicht zurückbekommen werden.“ Weil seine Frau in Elternzeit ist und monatlich für Kita und Kinderkrippe mehr als 500 Euro fällig werden, bleibe zum Sparen kaum etwas übrig.
Seit Sonntag können Käufer von elektrisch angetriebenen Neuwagen infolge der Kürzungen im Bundeshaushalt keine staatlichen Gelder mehr beantragen. Die Mittel für 2023 seien bereits aufgebraucht, hieß es aus Kreisen des Wirtschaftsministeriums. Die noch für 2024 angesetzten 209 Millionen Euro reichen wohl nur noch aus, wenn die Förderung mit sofortiger Wirkung ausläuft. Was Sie jetzt wissen müssen.
„Ich bin über die Art und Weise, wie mit einem umgegangen wird, sehr enttäuscht – gerade von der Regierung. Getreu dem Motto: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern“, schreibt Penkert. „Ich glaube unserer Regierung jedenfalls kein Wort mehr. Man soll investieren und wird dann doch alleine und im Stich gelassen.“
Das sagt der Hersteller
Auf Anfrage von t-online heißt es von der Presseabteilung von Cupra, Stefan Penkert solle sich an seinen Autohändler wenden, um den Fall prüfen zu lassen. Die Presseabteilung selbst habe dazu keine Möglichkeiten.