Wieso sagt man: „Holla, die Waldfee“? Die Redewendung lässt sich auf Frau Holle, eine nordische Göttin oder den Holunderstrauch zurückführen.
„Holla, die Waldfee!“, sagt man, wenn man sich überrascht oder erstaunt über ein Ereignis zeigen möchte. Oder aber wenn jemand eine außerordentlich gute Leistung erbracht hat und dafür ein redensartliches Lob ausgesprochen wird. Fällt „Holla, die Waldfee“ mit ironischem Unterton, ist damit gemeint, dass eine zuvor verkündete Nachricht wohl nicht ganz so ernst zu nehmen oder gar lächerlich ist.
Nicht nur die Bedeutungen der Redewendungen lassen sich laut Sprachwissenschaftlern unterschiedlich auslegen, sondern auch ihre Herkunft.
Frau Holle, Göttin Freia oder der verzauberte Holunderstrauch?
Wer denkt, die Brüder Grimm hätten die Märchenfigur „Frau Holle“ erfunden, liegt falsch. Bereits alte Sagen kannten eine Waldfee namens Frau Holle, die im Frühjahr die Natur wieder zum Leben erwecken sollte – und damit wohl für ein erstaunliches Naturschauspiel gesorgt hat, „Holla, die Waldfee“!
Der Ursprung für die Redewendung könnte aber auch bei einer nordischen Göttin liegen. Der Beiname von Göttin Freia lautete „Hulla“, die Huldvolle. Erinnert man sich an den empörten Ausruf „Ach, du lieber Gott“, könnte also auch Göttin Freia hinter der Redensart „Holla, die Waldfee“ stecken.
Na, aber hallo!
Oder aber ein Holunderstrauch brachte die Redewendung hervor. „Holla“ war eine frühere Bezeichnung für das Gewächs, aus dessen Blüten Bauern den Erfolg der nächsten Ernte abzulesen versuchten. Die alten Griechen glaubten daran, dass in Holundersträuchern gute Geister lebten. Im Mittelalter führte man die heilende Wirkung von Holunderblütentee bei Erkältungen auf die von den Waldfeen verzauberten Blüten zurück. Und in Österreich nennt man den Holunder auch heute noch „Holler“.
„Holla, die Waldfee“ könnte außerdem von „Husch, husch, die Waldfee“ kommen, was meint, dass man sich beeilen soll oder dass jemand schnell vorbeihuscht. Wahrscheinlich stammt der Ausruf aus einer Versteckspielszene im Theaterstück „Philippine Welser“ von Oskar von Redwitz aus dem Jahr 1858. Heute ist es ein beliebter Satz von Eltern, wenn sie ihre Kinder ins Bett bringen.
Und: „Holla“ klingt nicht nur so wie die spanische Begrüßung „Hola“, man rief es früher auch den Fährleuten zu, wenn man von der einen zur anderen Flussuferseite befördert werden wollte. Daraus könnte sich das heutige „Hallo“ entwickelt haben.
Format „Wieso sagt man …?“
„Alter Schwede“, „Ich glaub, mein Schwein pfeift“, „Holla, die Waldfee“: Hinter vielen Redewendungen stecken faszinierende Geschichten. In dem Format „Wieso sagt man …?“ wollen wir Ihnen die Vielfalt unserer Sprache näherbringen. Wir zeigen Ihnen, wo die bekanntesten Redewendungen der deutschen Sprache ihren Ursprung haben und was sie wirklich bedeuten.