Die geplante Regelung ist Augenwischerei
18 Euro statt üblicherweise 6 Euro: So viel soll es ab September kosten, wenn man im Pariser Zentrum sein SUV abstellen will. Übrigens nicht nur Fahrzeuge dieser Bauart, sondern jegliche schweren Autos (Verbrenner- und Hybridmodelle mit einem Gewicht ab 1,6 Tonnen und Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht). Das klingt drastisch – und tut Betroffenen ordentlich im Geldbeutel weh. Die Aufregung ist entsprechend groß. Dabei ist diese Aktion nur Augenwischerei.
Denn Anwohner, Handwerker und Pflegedienste sind von den neuen Regelungen ausgenommen. Das heißt: Selbst wenn weniger Fahrer von dicken Autos aus dem Umland aus Kostengründen das Stadtzentrum ansteuern, dürften immer noch etliche große Fahrzeuge entlang der Straßen parken. Denn wer sich das Leben im teuren Zentrum der französischen Hauptstadt leisten kann, fährt in der Regel selten Kleinwagen.
Wenn es die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo und ihre Regierung mit Fußgänger- oder Umweltschutz wirklich ernst meinen würden, hätten sie ihr Gesetz deutlich schärfer formulieren müssen: Hohe Parkgebühren für alle schweren Autos müssten für alle fällig sein, egal ob Anwohner oder nicht. Oder noch drastischer: Parkgebühren nach Außenmaßen. Denn selbst ein viereinhalb Meter langes SUV wie der in Frankreich beliebte Citroën C5 Aircross kann je nach Motorisierung unter 1,6 Tonnen wiegen – und kommt damit um die erhöhten Gebühren herum, obwohl es viel Platz braucht. Doch das hätte keine knappe Mehrheit von 54,5 Prozent der Stimmen erhalten, sondern wahrscheinlich deutlich weniger.
Die Frage ist, ob ein solch fauler Kompromiss wirklich Teil der Lösung für die Verkehrs- und Umweltprobleme in den Städten sein kann – oder ob er einfach nur diejenigen besänftigen soll, die sich eigentlich viel mehr gewünscht hätten: weniger Verkehr, weniger Gefahren, mehr Raum für die Menschen in den vollen Metropolen.