Bei der Gedenkfeier für Franz Beckenbauer (†78) trauern Prominente aus dem Fußball, Sport und der Politik um den „Kaiser“. Für den emotionalen Höhepunkt sorgt aber nur ein Mann.
Aus München berichtet Julian Buhl
Der Himmel war bewölkt und nur ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen schienen durch das Grau hindurch. Als die Trauerfeier für Franz Beckenbauer (†78), der am 7. Januar im Alter von 78 Jahren gestorben ist, am Freitagnachmittag um 15 Uhr dann aber begann, änderte sich das nahezu schlagartig. Die Wolkendecke riss auf und über der Allianz Arena, in der sich rund 30.000 Menschen versammelt hatten, um dem „Kaiser“ die letzte Ehre zu erweisen, strahlte plötzlich ein weiß-blauer Himmel.
Das war selbstverständlich auch Markus Söder nicht entgangen. „Ich glaube es ist auch ein Zeichen des Himmels, dass heute Kaiserwetter ist“, sagte der bayerische Ministerpräsident in seiner Rede, die er zu Ehren Beckenbauers hielts. Darin würdigte er die Fußballlegende des FC Bayern und Deutschlands unter anderem auch als „eine Art Fußballgott“.
Er war längst nicht der Einzige, der Beckenbauer in höchsten Tönen lobpreiste. Die gesamte Veranstaltung, die mit dem Titel „Spieler, Mensch – Kaiser“ versehen wurde, glich fast schon einer Heiligsprechung der einstigen Lichtgestalt des deutschen Fußballs.
Hainer über Beckenbauer: „Mia san Franz“
Als Erster war Herbert Hainer ans Mikrofon am Rednerpult getreten, das von drei überdimensionierten Beckenbauer-Fotos im Hintergrund umrahmt wurde.
„Dieser Verein ist mit Franz Beckenbauer groß geworden, wir sind gemeinsam gewachsen. Mia san Franz“, sagte er und richtete den Blick nach vorne. Beckenbauers Spruch sei immer gewesen: „Geht’s raus und spielt’s Fußball. Also lasst uns in seinem Sinne weitermachen“, sagte Hainer. „Der FC Bayern wird immer ein Kaiserreich bleiben – und das auf ewig.“
Mit diesen von Hainer zitierten, legendären Worten hatte der Teamchef Beckenbauer seine Nationalmannschaft ins WM-Finale 1990 gegen Argentinien (1:0) geschickt – wenige Stunden später wandelte er als stiller Triumphator alleine über den Rasen des Olympiastadions von Rom. 1974 war Beckenbauer schon als Spieler in München Weltmeister geworden.
„Beckenbauer hat sich um Deutschland verdient gemacht“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte Beckenbauer anschließend in seiner Trauerrede als „Glücksfall“ und „großen Deutschen“. „Auf der ganzen Welt haben die Menschen Franz Beckenbauer bewundert, verehrt, geliebt“, so Steinmeier.
Beckenbauer habe „sich um Deutschland verdient gemacht“ und mit dem Sommermärchen der WM 2006 Deutschland „einen neuen, freundlichen Blick auf sich selbst“ geschenkt: „Das vergessen wir nicht.“
Die ungeklärten, aber mittlerweile verjährten Vorwürfe rund um die Vergabe des Turniers tat unter anderem Söder als „all das Gerede um die WM 2006“ ab.
Sammer: „Ich schäme mich dafür, was wir Franz angetan haben“
Was er seinen Kindern über die verstorbene Fußball-Legende erzählen werde, wurde Bastian Schweinsteiger im BR, der die Trauerfeier als einer von mehreren TV-Sendern live übertrug, gefragt. Seine Antwort? „Dass er der Größte war.“
Schweinsteiger hatte, unter anderem neben Paul Breitner, Berti Vogts, Wolfgang Overath und Lothar Matthäus, zu den elf Freunden und Wegbegleitern gehört, die die Veranstaltung mit einer berührenden Szene eröffnet hatten. Zu den Klängen des Münchner Startenors Jonas Kaufmann, der „Time to say Goodbye“ in der italienischen Version „Con te partiro“ vortrug, legten am Mittelkreis, den ebenfalls ein großes Beckenbauer-Foto ausfüllte, Blumen nieder. Speziell Schweinsteiger wirkte dabei äußerst angefasst.
Trauerreden, Musik, Stille, Applaus und viele Bilder aus Beckenbauers ereignisreichem Leben auf den Videowänden sorgten bei der Würdigung des größten deutschen Fußballers aller Zeiten für besondere Momente.