Die norwegische Herren-Staffel galt als klarer Gold-Favorit. Doch ein Star des Teams verlor die Nerven – und musste sich danach scharfe Kritik anhören.
Bereits vor der Biathlon-WM in Nove Mesto galt die norwegische Herren-Staffel als klarer Gold-Favorit. Erik Lesser sagte zu t-online: „Bei den Männern wird Gold durch Norwegen weg sein, dafür sind sie zu stark.“ Am Samstagnachmittag sah dann auch erst alles danach aus. Sturla Holm Laegreid musste zwar einmal in die Strafrunde, doch die Bö-Brüder Tarjei und Johannes Thingnes lieferten ab. Dann ging Schlussläufer Vetle Sjastad Christiansen auf die Strecke.
Vor dem letzten Schießen hatte der 31-Jährige einen Vorsprung von einer Minute und zwei Sekunden auf Konkurrent Schweden. In der Welt des Biathlons eine gefühlte Ewigkeit. Doch Christiansen versagten die Nerven. Er musste drei Strafrunden absolvieren – und Schweden vorbeiziehen lassen, die sich die Goldmedaille überraschend sicherten. Im norwegischen Team kam kein Jubel auf, sondern Frust.
„Deutlicheren Sündenbock kann man nicht finden“
Der Schlussläufer selbst sagte dem norwegischen öffentlich-rechtlichen TV-Sender NRK: „Beim letzten Schießen kann alles passieren. Leider musste ich heute mit schlechtem Beispiel vorangehen. Darüber bin ich sehr enttäuscht. Das muss die schlechteste Serie aller Zeiten gewesen sein.“ Und Christiansen ergänzte: „Einen deutlicheren Sündenbock kann man nicht finden. Es war unglaublich enttäuschend.“
Auch für seine Staffelkollegen, die danach fassungslos waren. So sagte Dominator Johannes Thingnes Bö, der nicht seine 20. WM-Goldmedaille bejubeln durfte, sondern Silber akzeptieren musste: „In diesem Sport kann alles passieren, aber das ist schrecklich, wenn wir so weit vorne liegen.“ Sein Bruder Tarjei schloss sich an: „Wir sind natürlich enttäuscht, nur Gold war gut genug.“
„Beschämendste Medaillenzeremonie“
Auch die norwegische Presse sprach von einem „höllischen Drama“. Dass Schweden Gold gewann, schien für die Norweger wie eine Demütigung zu sein. Christiansen sagte „VG“: „Es ist die beschämendste Medaillenzeremonie, an der ich je teilgenommen habe. Silber ist grundsätzlich gut, aber es hat einen extremen Beigeschmack, das muss ich zugeben.“ Auf Instagram sprach er von einem „Alptraum“. Beteuerte jedoch auch: „Ich habe es vermasselt, so spielt das Leben.“
Im Umkehrschluss konnten die Schweden den Triumph gegen Norwegen gar nicht glauben, der für sie etwas Besonderes ist wie Martin Ponsiluoma bei NRK bestätigte: „Man kann nicht lügen und etwas anderes behaupten.“
Selbst Björndalen ist fassungslos
Selbst der frühere norwegische Biathlet und Dominator Ole Einar Björndalen sagte als Kommentator: „Das ist das Wildeste, was ich je erlebt habe.“ Und das muss etwas heißen. Denn der 50-Jährige holte zu seiner aktiven Zeit achtmal olympisches Gold und ist 20-facher Weltmeister.
Er ist bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen bis heute der erfolgreichste Biathlet aller Zeiten.