Höhenkrankheit ist vielen ein Begriff. Doch woran merkt man eigentlich, dass man krank ist? Und wie verhält man sich dann? Tipps, bevor es wieder auf den Berg geht.
Vielleicht ist die Hitze schuld, vielleicht die Aufregung. Oder war es doch das Essen auf der Hütte? Wer auf dem Berg Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwäche spürt, denkt oft nicht direkt daran, dass es an der Höhe liegen könnte, sagt Walter Treibel. Der Sportmediziner weiß, was es heißt, in Höhenluft unterwegs zu sein: Er war mehrmals im Himalaya, er hat Achttausender bestiegen. Doch schon auf deutlich niedrigeren Bergen kann die Höhe zum Problem werden.
„Die Höhenkrankheit kann ab 2.500 Metern auftreten – meist ab 3.000 Metern“, sagt Treibel. Eike Plazikowski, wie Walter Treibel in der Deutschen Gesellschaft für Berg- und Expeditionsmedizin, ist Unfallchirurg im Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Auch er spricht von einer sogenannten Schwellenhöhe von um die 2.500 Meter. Wann genau die erreicht sei, variiere aber von Mensch zu Mensch stark. Oberhalb der Schwellenhöhe, so Plazikowski, „braucht der Körper ein bisschen mehr Zeit, um sich an die neue Höhe zu gewöhnen“.
Ein anschauliches Beispiel dafür sei die Fahrt auf die Zugspitze. In rund zehn Minuten überwindet die Seilbahn knapp 2.000 Höhenmeter, die Bergstation liegt auf 2.943 Meter. Da bemerke man einen schnelleren Atem als normalerweise – und auch einen etwas schnelleren Puls, beschreibt der Expeditionsmediziner. „Das sind eigentlich schon die ersten Anpassungsvorgänge, die der Körper macht, damit er eben trotzdem Sauerstoff kriegt.“
Höhenkrankheit – was ist das überhaupt?
Die Anpassung an sich ist noch nicht krankhaft – woran erkennt man also, dass man höhenkrank ist? Das Hauptsymptom, das beide Mediziner beschreiben, sind Kopfschmerzen. „Wenn die Beschwerden stärker werden oder starke Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit oder etwas in dieser Richtung dazukommt, dann spricht man schon zumindest von akuter Bergkrankheit“, sagt Plazikowski.
Sie ist eine von mehreren möglichen Erkrankungen, die zum Komplex der Höhenkrankheit gehören. Meist tritt sie zuerst ein.
Seltener, aber auch gefährlicher sind laut Walter Treibel zwei Erkrankungen, die eher in höheren Lagen aufträten: das Höhenlungenödem, das hauptsächlich ab 3.500 bis 5.000 Metern auftritt. Und das Höhenhirnödem, das eher bei Expeditionen vorkommt, bei denen es noch höher geht – normalerweise über 5.000 Meter.
Bestimmte Erkrankungen können tödlich sein
Grob zusammengefasst beschreibt Treibel die Krankheitsbilder so: „Ein Lungenödem ist eine Wasseransammlung in der Lunge, ein Hirnödem ist eine Wasseransammlung im Kopf.“ Beides könne tödlich enden. Das Höhenhirnödem, das sich oft aus der akuten Bergkrankheit entwickele, trete im Vergleich seltener auf – sei aber auch gefährlicher.
Die Liste an Symptomen ist lang: starker Leistungsabfall, starke Müdigkeit, Schwindel, vielleicht auch Erbrechen, sehr starke Kopfschmerzen, Gangunsicherheit und Koordinationsschwierigkeiten der Hände. Auch ein stark gesteigerter Antrieb genau wie – gegenteilig dazu – totale Apathie könnten auf ein Höhenhirnödem hinweisen.
Ein Höhenlungenödem mache sich ebenfalls häufig durch einen starken Leistungsabfall bemerkbar. Hinzu kämen hier Atemnot und bei vielen Betroffenen auch ein anfangs trockener, später schaumiger, blutiger Husten.
Tipps zum Aufstieg, um nicht krank zu werden
Plazikowski verweist auf eine Binsenweisheit: „Eigentlich jeder wird höhenkrank, wenn man nur schnell genug aufsteigt.“ Langsam aufsteigen ist also die Devise.
Zentral ist dabei vor allem eines: die Schlafhöhe. Denn: „Beim Schlafen wird praktisch der ganze Kreislauf ein bisschen abgesenkt“, sagt Walter Treibel. Die normale Atemtätigkeit reiche oft nicht aus, um genügend Sauerstoff in den Körper hineinzupumpen. Um der Höhenkrankheit vorzubeugen, nennen die Fachleute deshalb Regeln für die Schlafhöhe.
Eike Plazikowski empfiehlt, die Schlafhöhe ab 2.500 Metern Höhe um nicht mehr als 400 bis 600 Höhenmeter pro Tag zu steigern. Walter Treibel würde ab 3.000 Metern Höhe maximal um 400 bis 500 Höhenmeter pro Tag erhöhen. Gut zu wissen: Insgesamt sei es ihm zufolge wichtig, die Schlafhöhe pro Woche um nicht mehr als 1.500 Höhenmeter zu steigern.
Was bei Symptomen zu tun ist
Prävention ist das wichtigste, da sind sich die Experten einig. Treten trotzdem Beschwerden auf, etwa typische Anzeichen der Bergkrankheit, sollte man auf keinen Fall weiter aufsteigen.
Wer etwa leichte Kopfschmerzen spürt, ein wenig abgeschlagen ist und schlecht geschlafen hat, sollte zunächst auf der aktuellen Höhe bleiben, die Symptome beobachten und am nächsten Tag schauen: Wie geht’s mir? Verschlimmern sich die Beschwerden, sollte man sofort absteigen, so Plazikowski. Treibel empfiehlt bei Krankheitsanzeichen, wenn möglich, gleich in tiefere Höhen abzusteigen. 300 oder 400 Meter reichten oft aus, damit die Symptome besser würden.