Etwa zwei Drittel aller Frauen in den Wechseljahren leiden unter Beschwerden. Zu den häufigsten Symptomen gehören Hitzewallungen und Schweißausbrüche.
Akupunktur soll helfen, diese und andere Wechseljahresbeschwerden zu lindern. Bisherige Studien hierzu fallen jedoch unterschiedlich aus.
Traditionelle Chinesische Medizin sieht Ursachen in der Niere
Nach der westlichen Schulmedizin ist in erster Linie die hormonelle Umstellung der Frau für Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen verantwortlich. Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) zieht hingegen eine weitere Ursache in Betracht, wie die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur (DÄGfA) auf ihrer Internetseite berichtet.
Oft werden diese Begriffe synonym verwendet. Dabei bedeuten sie nicht dasselbe. Die Menopause bezeichnet bei Frauen die letzte Monatsblutung. Die Wechseljahre, medizinisch auch Klimakterium genannt, stehen dagegen für eine Zeitspanne von mehreren Monaten oder Jahren, in denen sich der Hormonhaushalt umstellt. Während der Wechseljahre nimmt die Produktion von Östrogen in den Eierstöcke langsam ab und stellt sich schließlich ein.
Gemäß der Traditionellen chinesischen Medizin sei die Lebensenergie der Niere in den Wechseljahren häufig gestört, was Auswirkungen auf Gebärmutter und Eierstöcke habe. Mithilfe von Akupunktur lasse sich diese Lebensenergie – auch Qi genannt – wieder stärken. Nach den Prinzipien der TCM werden bei dieser Behandlung die Akupunkturpunkte entlang des verantwortlichen Meridians, durch den das Qi fließt, mit Nadelstichen stimuliert und aktiviert.
Aufgrund der Veränderungen im Hormonspiegel, also durch die Abnahme der Hormone Östrogen und Progesteron, klagen viele Frauen in den Wechseljahren über Beschwerden wie Hitzewallungen, Brustspannen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen.
Zwei Studien zeigen: Placebo wirkt ähnlich gut wie Akupunktur
In einer australischen Studie von 2016 berichteten Frauen nach einer Akupunktur tatsächlich über weniger Hitzewallungen. Allerdings zeigte sich ein ähnliches Ergebnis bei den Probandinnen, bei denen eine Scheinakupunktur durchgeführt worden war. Das Nachlassen der Hitzewallungen deuten die Wissenschaftler daher als Placeboeffekt. Aus ihrer Sicht ist die Therapie mit Nadeln daher keine empfehlenswerte Methode zur Behandlung von Hitzewallungen in den Wechseljahren.
Das sehen Forscher an der Universität Pusan in Südkorea ähnlich. In einer Metastudie, die sechs Einzelstudien umfasste, untersuchten sie 2009 die Wirkung von Akupunktur bei Wechseljahresbeschwerden. Die Auswertung ergab, dass Akupunktur bei Hitzewallungen keinen medizinischen, sondern nur einen Placebo-Effekt hat. Die Forscher sind daher überzeugt, dass die Behandlungsmethode keine Alternative zur Hormonersatztherapie ist.
Chinesische Forscher sprechen sich für Akupunktur aus
Dagegen stehen die Studienergebnisse einer großen Metastudie aus China aus dem Jahr 2014, die zwölf verschiedene Studien berücksichtigte. Die Wissenschaftler um Hsiao-Yean Chiu werteten die Daten von insgesamt 869 Frauen zwischen 40 und 60 Jahren aus, die sich in den Wechseljahren befanden. Die Patientinnen wurden in zwei Gruppen geteilt: die eine erhielt drei Monate lang unterschiedliche Formen der Akupunktur-Behandlung. Die andere Gruppe diente als Kontrollgruppe und bekam keine Behandlung. Das Ergebnis: Durch die Akupunktur-Behandlung konnte die Häufigkeit der Hitzewallungen um rund ein Drittel, die Schwere dieser Beschwerden sogar um fast die Hälfte (44 Prozent) reduziert werden. Andere Wechseljahresbeschwerden wie Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen konnte die Behandlung jedoch nicht lindern.
Den genauen Mechanismus im Körper können die Forscher nicht wissenschaftlich erklären. Sie vermuten allerdings, dass die Akupunktur auf die Ausschüttung von Endorphinen (Glückshormonen) im Gehirn wirkt.
Kurzzeit-Behandlung zeigt positive Ergebnisse
Auch Forscher der Universität Kopenhagen kamen im Februar 2019 zu dem Ergebnis, dass eine fünfwöchige Akupunktur-Behandlung mit nur einer 15-minütigen Sitzung pro Woche unangenehme Symptome in den Wechseljahren spürbar reduzieren kann. Daher könnte die Therapie nach Ansicht von Studienleiter Kamma Sundgaard Lund eine Alternative für Frauen sein, die unter Wechseljahresbeschwerden leiden, aber auf eine Hormontherapie verzichten möchten.
Ein großes Manko der Studie ist allerdings eine fehlende aktive Kontrollgruppe, so dass auch hier die positiven Effekte der TCM möglicherweise auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen sind. Auch liegen keine Daten aus der Nachbeobachtungszeit vor, was die Studienergebnisse ebenfalls relativiert.