Viele Bestandswohnungen sind derzeit noch erschwinglicher als vor einem Jahr. Doch Käufer sollten schnell sein. Denn die Preise ziehen wieder an.
Wer das nötige Kapital gespart hat, sollte nicht mehr zögern: Gerade im Bestand gibt es vielerorts Eigentumswohnungen aktuell noch günstiger als im Vorjahr. Das zeigt eine Auswertung des Immobilienportals „Immoscout24“ für t-online.
In acht der 14 größten deutschen Städte lagen die Preise von Bestandswohnungen demnach im ersten Quartal 2024 unter den Werten des Vorjahreszeitraums. Bei Neubauten ist es umgekehrt: Dort sind die Preise in zehn Städten gestiegen. Einfamilienhäuser wiederum legten deutschlandweit sowohl im Neubau als auch im Bestand im Schnitt eher im Preis zu.
Den größten Rückgang gab es in Frankfurt am Main: Dort sanken die Angebotspreise für Eigentumswohnungen im Bestand im Laufe eines Jahres um 5,4 Prozent. Der Quadratmeterpreis lag im ersten Quartal 2024 im Schnitt bei 5.224 Euro – was noch vergleichsweise hoch ist (mehr dazu hier). Teurer war es nur in München (8.438 Euro pro Quadratmeter). Ebenfalls merklich nach unten gingen die Angebotspreise in Berlin (-5,1 Prozent) sowie in Dresden und Nürnberg (beide -4,3 Prozent).
Der Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt aber: Das Blatt wendet sich wieder. Fast in allen deutschen Großstädten zogen die Preise für Bestandswohnungen im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum vierten Quartal 2023 an. Lediglich in Düsseldorf und Nürnberg wurden diese Art der Immobilien weiterhin leicht günstiger (-0,1 Prozent bzw. -0,5 Prozent). Haben Kaufinteressenten also die Gelegenheit zuzuschlagen verpasst?
„Den Moment hat man nicht verpasst, schließlich liegen die Angebotspreise aktuell noch unter denen des Vorjahres“, sagt Immoscout-Geschäftsführerin Gesa Crockford t-online. „Das heißt, im Vergleich zum Vorjahresquartal lässt sich beim Kauf einer Eigentumswohnung noch Geld sparen.“
Allerdings zeige der Quartalsvergleich, dass die Preise wieder leicht anziehen. „Das liegt daran, dass sich die Zinsen auf einem stabilen Niveau eingependelt haben. Seitdem herrscht wieder Planungssicherheit für Käuferinnen und Käufer.“ Crockford rechne damit, dass die Zinsen für den Rest des Jahres stabil bleiben. „Jetzt ist also ein guter Zeitpunkt, um zu kaufen.“
Bestandswohnungen tendenziell weniger gefragt
Im Gegensatz zu den Bestandswohnungen gingen die Preise im Neubau in den meisten Großstädten schon über die vergangenen zwölf Monate nach oben. Den stärksten Zuwachs erlebten Köln und Leipzig mit jeweils 5,3 Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahresquartal, gefolgt von Berlin mit 4,8 Prozent. Mit Abstand am teuersten ist der Quadratmeter in neuen Wohnungen aber weiter in München. Dort müssen Käufer 10.481 Euro hinlegen. Schlusslicht ist Dresden mit 4.354 Euro pro Quadratmeter.
Die Diskrepanz zwischen Neubau und Bestand betrifft dabei nicht nur die Großstädte. Auch der Blick über alle Bundesländer hinweg zeigt im Mittel einen Preisanstieg bei neuen Eigentumswohnungen, während bestehende Wohnungen über das Jahr gesehen im Schnitt günstiger wurden. Eine Entwicklung, die sich bei Einfamilienhäusern in diesem Ausmaß nicht wiederfindet.
Dass Bestandswohnungen in der Tendenz weniger gefragt sind, erklärt Immoscout-Geschäftsführerin Gesa Crockford mit den gestiegenen Ansprüchen an die Energieeffizienz – und der komplizierteren Sanierung im Vergleich zu Einfamilienhäusern. „Auf unserer Plattform sehen wir, dass im Moment insbesondere energieeffiziente Wohnungen preisstabil sind, während ältere Bestandswohnungen unter Preisdruck stehen“, sagt sie t-online.
„Eigentumswohnungen mit schlechter Energieeffizienz müssen oft in Absprache mit der Eigentümergemeinschaft aufwendig energetisch saniert werden. Bestands-Einfamilienhäuser hingehen lassen sich leichter in Eigenregie sanieren. Daher sind derzeit bei Einfamilienhäusern auch die älteren, preisgünstigeren Häuser beliebt.“
Allerdings bergen Bestandsimmobilien auch Tücken. „Kaufinteressierte sollten vorab den Zustand der Immobilie von einem Experten oder einer Expertin genau prüfen lassen und den Energieausweis der Immobilie einsehen, um so etwaige Sanierungskosten abschätzen und einkalkulieren zu können“, rät Crockford.