Videos auf TikTok, Bilder auf Instagram und Posts auf Facebook: Die AfD hängt die demokratischen Parteien in den sozialen Medien ab. Ein Experte sieht erste Erfolge für die Partei.
Die AfD erreicht in den sozialen Medien weit aus mehr Menschen, als die demokratischen Parteien. Auf einigen Plattformen hat sie teils zehnmal mehr Abonnenten, als die Ampelparteien, CDU/CSU oder die Linke. Das zeigt eine exklusive Datenauswertung des AfD-Experten Johannes Hillje für „zdf heute“. „Die AfD hat die effektivste Social-Media-Kommunikation unter den Parteien“, sagt Hillje demnach. „Andere Parteien überlassen der AfD nicht nur einzelne Plattformen wie TikTok, sondern auch die politischen Emotionen im Land“, so der Experte. Besonders unter Jungwählern bringe das Erfolge für die AfD.
Auf der bei jungen Menschen beliebten Videoplattform TikTok etwa liegt die AfD in ihrer Reichweite weit vor den demokratischen Parteien: Die Inhalte der AfD-Bundestagsfraktion wurden Hilljes Auswertungen zufolge zwischen Januar 2022 und Dezember 2023 etwa 430.000 Nutzern angezeigt – je TikTok-Video. Zum Vergleich: Die FDP kam im gleichen Zeitraum auf rund 53.000 Anzeigen auf der Plattform. Die restlichen Parteien liegen noch weiter zurück.
Auch auf anderen Plattformen zeigt sich dem Bericht zufolge ein ähnliches Bild: Parteien wie FDP, Grüne, CDU oder SPD haben auf YouTube etwa jeweils unter 30.000 Abonnenten, die AfD hat mit mehr als 240.000 Abonnenten, also mehr als das zehnfache. Einzig bei den Instagram-Followern liegt eine Partei hinsichtlich der Abonnenten vor der AfD: die Grünen. In der Interaktionsrate pro Post werden sie jedoch auch hier von der AfD übertrumpft. Mit rund 3,6 Prozent ist diese etwa doppelt so hoch wie die der anderen Parteien.
Erste Erfolge bei den Landtagswahlen
Grund für den Erfolg der AfD-Social-Media-Strategie seien, so Hillje, dass die AfD-Politiker etwa ihre Bundestagsreden für die sozialen Medien optimierten und vor allem emotionale Botschaften darüber sende. Auch setzt die Partei auf Unterstützung durch andere echte Accounts der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“ sowie Köpfe der „Identitäten Bewegung“, die ihre Videos wiederum verbreiten. „Diese Netzwerke multiplizieren die Reichweite der AfD auf Social Media“, so Hillje.
Besonders die TikTok-Offensive zahlt sich seiner Ansicht nach bereits für die AfD aus: „Die TikTok-Reichweite der AfD ist ihr Schlüssel zur jungen Wählerschaft. Bei der Bundestagswahl 2021 kam sie bei einem Gesamtergebnis von 10,3 Prozent unter Erstwählenden nur auf sechs Prozent“, sagt Hillje. Seitdem seien die TikTok-Aktivitäten auf Bundes- und Landesebene deutlich ausgebaut worden, was mutmaßlich zu den besseren Ergebnissen unter Jungwählenden bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen beigetragen habe. Dort lag die AfD bei den Erstwählenden in Hessen bei 15 Prozent, in Bayern bei 16 Prozent.