Für Ana José Capagaio, eine alleinstehende Mutter von sieben Kindern, sind die Heldenratten jedoch zu spät zum Einsatz gekommen. Vor drei Jahren verlor die 37-Jährige ihr linkes Bein. Sie habe nur etwa 150 Meter von ihrem Haus Feuerholz gesucht, als sie auf eine Landmine trat, erzählt sie. Die Kleinbäuerin, die ihre Familie bis dahin von dem ernährt hatte, was sie anpflanzen und ernten konnte, ist froh, überlebt zu haben. Doch seit dem Unfall sind Capagaio und ihre Kinder auf Almosen angewiesen. Ihr Bruder, Joao Capagaio, erzählt, die Dorfbewohner hätten von den Landminen gewusst, aber nicht, dass es so viele seien. Jetzt beobachtet er die Fortschritte der Ratten und hofft, dass seine Kinder in Zukunft ohne die lauernde Gefahr von Landminen aufwachsen können.
Apopos: Heldenratten kommen nicht nur in Angola zum Einsatz. Auch in anderen von Landminen verseuchten Ländern – Kambodscha, Vietnam, Thailand, Laos und Simbabwe – helfen die Sprengstoffschnüffler bei den Räumungsarbeiten. Ihre flinke Arbeit werde hoffentlich dazu beitragen, dass schneller Fortschritte in der Minenräumung gemacht werden können, hofft Agostinho. Das Ziel, bis Ende 2025 alle Minen entschärft zu haben, wird Angola jedoch nicht einhalten können.
Nach Angaben des Minenräumdienstes der Vereinten Nationen (Unmas) sind in noch 70 Ländern weltweit etwa 110 Millionen Landminen vergraben. Wenn man sie mit jeweils einem Meter Abstand aneinanderreihen würde, würden sie fast dreimal die Erde umrunden. Afghanistan, Bosnien Herzegowina, Kambodscha, Kroatien, Äthiopien und die Türkei gehören zu den Ländern mit der weitläufigsten Minenverseuchung pro Quadratkilometer. Jeden Monat werden der UN zufolge weltweit bis zu 2000 Menschen von Landminen getötet oder verletzt. Die meisten Opfer sind Zivilisten, die Hälfte davon Kinder. Laut Unmas kann eine Antipersonen-Landmine für weniger als 1 Euro produziert werden – doch es kostet zwischen 300 Euro und 1000 Euro, um diese zu entschärfen. Und vor allem viel Zeit.