Ein Hamburger Verein nutzt das Markenrecht, um gegen Rechtsextreme zu kämpfen. In der Szene sind Marken mit einschlägigen Kürzeln beliebt – doch eines ist nun vom Markt.
Auf den ersten Blick könnte man die Klamotten mit dem Motiv „enness“ leicht mit denen von „Ellesse“ verwechseln. Die Schrift ähnelt sich, doch statt des bekannten orange-roten Halbkreises taucht im Logo einer in rot-weiß auf schwarzem Hintergrund auf – inklusive eines (vermutlich) angedeuteten Hakenkreuzes. Wenn man das Kürzel ausspricht, wird schnell klar: „enness“ steht für „NS“, also das Kürzel für Nationalsozialismus.
Rechtsextreme Szene-Shops wie „Ansgar Aryan“, „FSN Versand“ oder „Deutsches Warenhaus“ verkaufen solche und ähnliche Kleidung gern als „Satire“. Keinen Spaß an solchen Nazi-Scherzen hat dagegen der Hamburger Verein „Laut gegen Nazis“: Er hat sich die Markenrechte an „enness“ gesichert. Mit den Verkäufen ist nun Schluss: „Schon bald müssen die Shops die beanstandete Ware mit Aufdrucken des Kürzels ‘enness’ aus dem Netz nehmen oder vernichten, andernfalls drohen Gerichtsverfahren und Ordnungsgelder. Werden diese nicht gezahlt, sogar Ordnungshaft“, sagte der Vorsitzende Jörn Menge.
Mit den T-Shirts, Pullovern, Hosen oder Jacken, die das „enness“-Motiv tragen, habe die Szene bislang viel Geld verdient, es seien echte Verkaufsschlager gewesen, sagte Philipp Schlaffer. Der Anti-Gewalt-Trainer ist selbst aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen.
Im Oktober 2023 hat „Laut gegen Nazis“ angefangen, sich die Markenrechte beliebter Nazi-Codes zu sichern. Damals ging es um die Buchstabenkombination VTR LND, die für „Vaterland“ steht. Diese Kürzel haben eine hohe Bedeutung für Rechtsextreme: „Ich selbst habe Nazi-Codes entwickelt und weiß, wie wichtig sie – gedruckt auf Shirts und Merch – für die Szene sind. Nicht nur als Erkennungszeichen, sondern auch zur Finanzierung der Gruppierungen“, sagte Schlaffer.
Weitere Kürzel habe sich der Verein schon gesichert – und es soll auch noch nicht Schluss mit der Aktion sein. Doch hierbei ist „Laut gegen Nazis“ auf Unterstützung angewiesen. „Nur dank der zahlreichen privaten Spenden auf der eigens eingerichteten Spendenseite konnte die Aktion so erfolgreich fortgesetzt werden“, sagte Jörn Menge.