Im letzten Jahr musste Yves Rocher seine Filialen schließen, nun steht es schlecht um The Body Shop. Doch warum haben die bekannten Ketten solche Probleme?
Es duftet schon auf dem Bürgersteig vor den Filialen: Rose, Granatapfel, Vanille. In vielen deutschen Innenstädten gehören die Geschäfte der Kosmetikkette The Body Shop dazu.
The Body Shop ist nicht die erste Kosmetikkette mit Schwierigkeiten. Erst im vergangenen Jahr musste die Kette Yves Rocher ihre Filialen schließen. Mehr dazu lesen Sie hier. „The Body Shop und Yves Rocher haben es verpasst, sich zu modernisieren. Nur auf natürliche Inhaltsstoffe zu setzen, reicht nicht aus, denn das ist schon lange kein Alleinstellungsmerkmal mehr“, sagt Elmar Keldenich, Geschäftsführer des Bundesverbands Parfümerien, im Gespräch mit t-online.
Viele Besitzer in kurzer Zeit
The Body Shop war 1976 in der englischen Stadt Brighton gegründet worden. Das Unternehmen verkaufte nach eigenen Angaben „ethisch vertretbare und naturbasierte Inhaltsstoffe aus aller Welt, in einer Verpackung, die ohne Schnickschnack“ auskam.
Ein weiteres Problem des Unternehmens ergibt sich nach Einschätzung Keldenichs aus der bewegten Besitzgeschichte. „The Body Shop ist in den vergangenen Jahren durch viele Hände gegangen. Dadurch wurde zwischendurch wohl kaum hinterfragt, ob das Konzept noch tragfähig ist.“
2006 wurde die Kette vom französischen Konzern L’Oréal übernommen. 2017 ging das Unternehmen dann an den brasilianischen Konkurrenten Natura Cosméticos, erst 2023 übernahm der deutsche Investmentfonds Aurelius.
Nur wenig Umsatz mit Onlinegeschäft
Sorgen, dass die Insolvenzwelle noch weitere bekannte Ketten treffen könnte, macht sich der Verbandschef bislang nicht. „Es handelt sich nicht um eine Krise der Parfümerien oder Drogerien. Selbst im Direktvertrieb nur mit eigenen Produkten gibt es weiterhin erfolgreiche Unternehmen wie Rituals und Lush“, sagt er.
Tatsächlich sind Parfümerien und Drogerien bei den Deutschen weiterhin sehr beliebt. Viele Kunden nutzen gerne die Möglichkeit zur Beratung und zum unverbindlichen Testen von Produkten. So entfallen laut einer Hochrechnung des Industrieverbands Körperpflege und Waschmittel (IKW) für das Jahr 2023 nur sieben Prozent der Umsätze im Bereich Schönheitspflege auf Onlinekäufe.
Zum Vergleich: In der Buchbranche wird mit 24,5 Prozent knapp ein Viertel des Umsatzes mittlerweile online erwirtschaftet. Im Bereich Mode und Accessoires waren Internetkäufe im Jahr 2021 sogar für 46,5 Prozent des Umsatzes verantwortlich.
Kundschaft wird immer jünger
Und der Kosmetikmarkt wächst. Im Jahr 2023 lag der Umsatz im Bereich Schönheitspflege in Deutschland bei 15,85 Milliarden Euro, ein Zuwachs um 10,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie es vom Branchenverband IKW heißt.
Eine immer wichtigere Kundengruppe sind Kinder. „Kinder werden durch Instagrammer und TikTok-Stars immer früher an Hautpflege herangeführt“, sagt auch Keldenich. „In gewisser Weise findet eine Gamification der Kosmetiknutzung statt. Teilweise nutzen die Kinder deshalb Produkte, die für deutlich ältere Zielgruppen gemacht wurden. Das kann man kritisch sehen. Gleichzeitig sorgt das Interesse auch für ein viel höheres Bewusstsein, etwa für die Notwendigkeit von UV-Schutz.“
Kritisch beäugt wird dieser Trend vor allem von Hautärzten. „Trotz ihres jungen Alters legen sie oft einen ungesunden Fokus auf Anti-Aging“, sagt etwa Anjali Mahto, Fachärztin für Dermatologie bei Self London, der britischen Zeitung „Guardian“. Viele Kinder und Jugendliche würden daher Produkte nutzen, die nicht zu ihren Bedürfnissen passten. Die Nachfrage ist groß, besonders bei Läden wie Sephora, die häufig von Influencern genannt werden. Drogerien sind ebenfalls beliebt.
Auf die Wünsche junger Kunden, aber auch auf die Bedenken von Eltern und Dermatologen wird sich die Branche künftig vermehrt einstellen müssen. Inwiefern Unternehmen wie The Body Shop im Zuge dessen noch eine Chance auf einen Neustart haben, ist ungewiss.