Hunderte Beamte haben am Samstagabend Clubs in Nordrhein-Westfalen durchsucht. Im Fokus standen Türsteher.
Bei einer großangelegten Razzia hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen Clubs durchkämmt, um mögliche Verbindungen zwischen der Türsteher-Szene und kriminellen Familienclans aufzudecken.
Am Samstagabend waren insgesamt 650 Beamte in Städten wie Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Duisburg und Gelsenkirchen im Einsatz. Ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums erklärte, dass es darum ging, Einblicke in einen bisher wenig erforschten Bereich der Clankriminalität zu erhalten. Auch der NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich vor Ort, um die Maßnahmen zu unterstützen.
Die Notwendigkeit für die Durchsuchungen ergab sich aus den Erkenntnissen früherer Ermittlungen, besonders im Ruhrgebiet. Dort wurden immer wieder Zusammenhänge zwischen bekannten Clanfamilien und dem Sicherheits- sowie Bewachungsgewerbe festgestellt. Die Polizei geht davon aus, dass ein Netzwerk aus Subunternehmen und Briefkastenfirmen genutzt wird, um gesetzliche Vorgaben zu umgehen und Steuern zu hinterziehen. Das Ziel dieser Strukturen sei es laut einem Sprecher des Innenministeriums, illegale Gewinne „in größerem Umfang“ zu erzielen.
Suche nach Beziehungen zu Clans
Die Hinweise auf diese Verflechtungen stammen den Angaben des NRW-Innenministeriums zufolge aus der vierjährigen Arbeit der Sicherheitskonferenz (Siko) Ruhr. In diesem Rahmen kooperieren Landespolizei, Kommunen des Ruhrgebiets, Zollbehörde sowie Bundespolizei eng miteinander. Trotz dieser Bemühungen fehlten bisher jedoch konkrete Informationen darüber, wo genau Sicherheitsunternehmen mit Clanbezug aktiv seien.
Unter Clankriminalität verstehen die Behörden Delikte, die von ethnisch homogenen Gruppen begangen werden, welche oft abgeschottet von der übrigen Gesellschaft leben. In Nordrhein-Westfalen sind hierbei hauptsächlich türkisch-arabischstämmige Großfamilien involviert. Nach Angaben der Polizei sind neuerdings aber auch syrische Clans zunehmend auffällig geworden. Laut Landeskriminalamt weist inzwischen jede fünfte Untersuchung im Bereich der organisierten Kriminalität Bezüge zu solchen Familienclans auf, wobei Essen als ein Brennpunkt gilt.
Allerdings ist der Begriff „Clankriminalität“ nicht unumstritten; Kritiker bemängeln eine damit verbundene Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund auf Basis ihrer familiären Herkunft.