München, San Francisco „Nur die Paranoiden überleben“, hat Andrew S. Grove sein legendäres, 1996 erschienenes Buch genannt. Die Botschaft des Mitgründers und langjährigen Cooks des Chipherstellers Intel: Nur wer ständig auf der Hut ist, kann Bedrohungen rechtzeitig erkennen und darauf reagieren. Denn es sei lediglich eine Frage der Zeit, wann sich im Geschäftsleben etwas Gravierendes ändert.
Das Mantra von Grove hat die Chefetage von Intel verinnerlicht. Nur: Ein Rezept gegen den Großangriff durch ihre Großkunden fand das Administration des weltgrößten Halbleiterherstellers bislang nicht.
Dabei ist die Lage bedrohlich: Ein Cloud-Konzern nach dem anderen entwickelt eigene Chips für seine Server – und nagt damit an den Umsätzen der großen Prozessorhersteller, additionally von Intel und den Konkurrenten AMD und Nvidia. Prozessoren sind das Gehirn eines jeden Rechners.
Die jüngste Attacke der Chipkunden: Microsoft hat mit Mike Filippo einen bekannten Halbleiterexperten verpflichtet. Beobachter gehen davon aus, dass der Ingenieur die Prozessorentwicklung für die Cloud-Angebote des US-Konzerns entschlossen vorantreiben soll.
Prime-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Für die Cloud-Anbieter Amazon, Google und Microsoft haben selbst entwickelte Chips viele Vorteile. Zum einen können spezialisierte Chips bestimmte Aufgaben wie Anwendungen für Künstliche Intelligenz (KI) schneller und effizienter erfüllen als die Produkte der Chiplieferanten, die häufig Alleskönner sind. Zum anderen bieten sie die Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzusetzen – und zwar über die reine Softwareebene hinaus.
Amazon betrachtet Künstliche Intelligenz als Beschleuniger
Aus Sicht von Amazons Technologiechef Werner Vogels hängt der Development zu selbst entwickelten Halbleitern eng mit der Verbreitung von KI zusammen. „Viele der Prozessoren, die wir heute sehen, wären vor acht oder neun Jahren nicht möglich gewesen“, sagte er dem Handelsblatt bei der Entwicklerkonferenz Reinvent in Las Vegas vor einigen Wochen, anlässlich der Präsentation des neuen Amazon-Chips Graviton 3.
Damals hätten vor allem Weiterentwicklungen bei Grafikchips, sogenannte GPUs, dazu geführt, dass Anwendungen für das maschinelle Lernen in der Breite einsetzbar wurden. Führend auf diesem Gebiet ist der US-Konzern Nvidia.
„Allerdings sind manche Anwendungen relativ teuer geworden, weshalb es sich lohnt, spezialisierte Halbleiter zu entwickeln“, sagte Vogels. Deshalb hat Amazons Cloud-Tochter AWS mittlerweile verschiedene Chipvarianten im Programm, die etwa für eine schnellere Verarbeitung oder für speicherintensive Anwendungen optimiert wurden.
Intel, AMD und Nvidia müssen nun um wichtige Umsatzbringer bangen. So erzielte Branchenprimus Intel in den ersten neun Monaten von 2021 intestine 30 Prozent vom Umsatz und rund 36 Prozent vom operativen Gewinn mit Serverchips. Bei AMD stand das Geschäft mit Netzwerkrechnern zuletzt sogar für mehr als 40 Prozent der Erlöse und für etwa die Hälfte des Betriebsgewinns.
Microsoft hält sich hinsichtlich seiner Chippläne bedeckt. Der Softwarekonzern dürfte bei seiner Cloud-Tochter aber künftig verstärkt auf selbst entwickelte Serverchips setzen. Schon bei seinem vorherigen Arbeitgeber Apple conflict Neuzugang Filippo maßgeblich daran beteiligt, den iPhone-Hersteller unabhängiger von Chiplieferanten zu machen.
Dass Filippo zudem früher lange beim Chipentwickler ARM tätig conflict, ist kein Zufall. Nahezu alle Eigenentwicklungen, die Serverbetreiber wie Amazon, Google oder auch der Fb-Mutterkonzern Meta Platforms in den vergangenen Jahren vorangetrieben haben, basieren auf der Technologie des britischen Halbleiterdesigners. Die Technologie wird auch in den Smartphones eingesetzt, weil sie als besonders energieeffizient gilt.
Microsoft nutzt bislang dagegen vor allem Chips von Intel, die ebenso wie die des Konkurrenten AMD auf der sogenannten x86-Architektur basieren.
Konkurrenz für Intel auch bei PCs
Die Chipkonzerne müssen unterdessen nicht nur um die Umsätze mit Servern zittern. Es ist nicht auszuschließen, dass Microsoft die Lieferanten eines Tages auch in seinen Notebooks ersetzt. Der Development zu selbst entwickelten Chips macht vor PCs und Laptops nicht halt.
Apple ist seit Jahren dabei, fremde Chips in seinen Produkten durch Eigenentwicklungen auszutauschen. Erst im Oktober feierte die Marke ihr neues Macbook Professional, bei dem der Intel-Chip des Vorgängermodells bei der Präsentation durch ein eigenes Bauelement geradezu deklassiert wurde.
Lange hat das „Wintel“ genannte Gespann aus Intel und Microsoft die Computerbranche dominiert. Wann immer Intel einen neuen Prozessor auf den Markt brachte, sorgte Microsoft mit seiner Home windows-Software program dafür, dass der schnell an seine Grenzen stieß, und ein stärkerer Chip hermusste. So verdienten die Konzerne Milliarden. Eingefädelt hatten die Liaison einst Intel-Übervater Andrew Grove und Microsoft-Gründer Invoice Gates. Doch die alten Allianzen haben sich überholt.
Mehr: TSMC warnt Autoindustrie: Ende des Chipmangels ist nicht in Sicht