Der Goldpreis stieg auf ein mehr als zweiwöchiges Hoch, da China seine Goldkäufe wieder aufnahm und die geopolitischen Spannungen nach den Unruhen in Syrien zunahmen. Ein Analyst rät jedoch zur Vorsicht.
Die Goldpreise stiegen in den letzten beiden Handelstagen, angetrieben durch die steigende Nachfrage nach sicheren Häfen und die erneuten Goldkäufe Chinas. Auch die Erwartung weiterer Zinssenkungen durch die großen Zentralbanken trug zur Aufwärtsdynamik des Edelmetalls bei. Die Goldrallye setzte sich am Mittwoch bis in die asiatische Sitzung fort, wobei die Gold-Futures an der Comex um 5:12 Uhr MEZ um 0,71 % auf 2.737 $ (2.603 €) pro Unze stiegen.
Geopolitische Spannungen treiben die Nachfrage nach sicheren Häfen an
Am Wochenende eroberte die syrische Rebellenarmee die Hauptstadt Damaskus und beendete damit Assads 50-jähriges Regime. Der politische Wandel hat in Verbindung mit den anhaltenden Konflikten im Nahen Osten die globalen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten verschärft und die Nachfrage nach dem traditionellen sicheren Hafen Gold erhöht. Ein ähnlicher Anstieg war auch Ende November zu beobachten, als der Krieg zwischen der Ukraine und Russland eskalierte.
Chinas erneute Goldkäufe und Konjunkturimpulse
Am Montag versprachen chinesische Spitzenbeamte, im Jahr 2025 eine „proaktivere Finanzpolitik“ einzuführen. Analysten gehen davon aus, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt durch Zinssenkungen, höhere Defizite und eine Erhöhung der Staatsverschuldung eine lockerere Politik durchsetzen wird.
Darüber hinaus gab die People’s Bank of China bekannt, dass sie im November nach einer sechsmonatigen Pause den Kauf von Goldreserven wieder aufgenommen habe.
Ray Jia, Forschungsleiter für China beim World Gold Council, stellte in einem aktuellen Bericht fest, dass sich die Goldnachfrage in China im Jahr 2025 voraussichtlich stabilisieren wird, unterstützt durch erwartete Zinssenkungen und erhöhten wirtschaftlichen Druck aufgrund von Trumps Zolldrohungen.
Die Zentralbanken bereiten sich auf weitere Zinssenkungen vor
Die Anleger werden die Zinsentscheidungen der großen Zentralbanken für den Rest der Woche genau beobachten, wobei weit verbreitete Erwartungen einer weiteren Lockerung der Geldpolitik bestehen. Es wird erwartet, dass die Bank of Canada (BoC) heute ihren Leitzins um 50 Basispunkte senkt, während die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Europäische Zentralbank (EZB) voraussichtlich jeweils 25 Basispunkte senken werden. Sinkende Zinssätze verringern die Opportunitätskosten des Goldbesitzes und unterstützen so seine Attraktivität als Wertaufbewahrungsmittel.
In den USA werden die Inflationsdaten für November, die diese Woche anstehen, eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung der geldpolitischen Aussichten der Federal Reserve spielen. Die Märkte gehen davon aus, dass der jährliche Gesamtverbraucherpreisindex (VPI) von 2,6 % im Oktober auf 2,7 % steigen wird, was die Erwartungen für eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte nächste Woche bestärkt.
Bärische Faktoren für Gold
Trotz der jüngsten Rallye bleiben pessimistische Faktoren bestehen. Michael Brown, ein leitender Research-Stratege bei Pepperstone, schrieb am Dienstag in einer Notiz: „Ich befinde mich hier immer noch im ‚Abwarten‘-Modus, insbesondere als der Goldanstieg am Montag trotz eines Ausverkaufs von Staatsanleihen entlang der Kurve und der Kurve selbst erfolgte.“ Bär steiler.“
Historisch gesehen entwickeln sich die Goldpreise gegenläufig zum US-Dollar und den Renditen von Staatsanleihen. Ein stärkerer Dollar und steigende Anleiherenditen üben Abwärtsdruck auf den Goldpreis aus, während ein schwächerer Dollar und sinkende Renditen typischerweise Gold unterstützen.
Nach Trumps jüngstem Wahlsieg ist der Dollar gestärkt und die Renditen von US-Staatsanleihen sind gestiegen, angetrieben durch die Erwartung, dass erneute Zölle den Inflationsdruck erhöhen und die Federal Reserve zu einer Straffung der Geldpolitik veranlassen werden.
Diese Woche zeigten der Dollar und die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen erneut Stärke, was potenziellen Gegenwind für Gold bedeutete. Ein stärker als erwarteter US-VPI-Wert könnte diesen Druck verstärken und kurzfristig zu einem deutlichen Rückgang des Goldpreises führen.