Gil Ofarim meldet sich nach Prozessende zurück. Seine Lügen erwähnt er nicht, will stattdessen Musikinstrumente verkaufen. Wie groß sind die Geldsorgen des Musikers?
Seit November des vergangenen Jahres ist es ruhig geworden um Gil Ofarim. Nach dem Prozess um einen erfundenen antisemitischen Vorfall in Leipzig hatte sich der Musiker komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Doch nun ist er zurück und plant einen Neustart.
„Ich … werde mich wieder der Musik widmen und an meiner neuen Scheibe schreiben“, schrieb er kürzlich auf Instagram. Den Prozess erwähnte er bei seiner Rückkehr auf Social Media mit keinem Wort. Stattdessen gab der 41-Jährige bekannt, dass er seine Gitarren – und die seines berühmten Vaters Abi Ofarim – verkaufen will: „Es ist an der Zeit, sich zu verabschieden, es ist an der Zeit, sich zu trennen von gewissen Wegbegleitern, die sehr treu waren“, sagte er in einem Video.
Er fügte einen Link zum Verkaufsportal Kleinanzeigen bei. Dort wurde am 1. April ein Account mit dem Namen „Alles_Auf_Hoffnung“ erstellt. 13 Anzeigen sind derzeit online, alles Instrumente und Musikzubehör aus Gil Ofarims Besitz. Er bietet unter anderem „Abi Ofarims Konzertgitarre“ für 10.000 Euro oder eine Gibson ES 335 für 7.000 Euro an. Gil Ofarim bezeichnet den Verkauf als „Frühjahrsputz“. Oder geht es auch um seine finanzielle Notlage? Denn die Einnahmen fehlen nun schon seit drei Jahren.
Gil Ofarim hatte bereits in der Vergangenheit Geldprobleme
Zwar schaffte Ofarim als Teenager den Durchbruch und konnte anschließend als Sänger große Erfolge feiern. Auch diverse Auftritte in Film und Fernsehen steigerten seine Bekanntheit. In den vergangenen Jahren gab er jedoch zu, sich mit seiner künstlerischen Arbeit nicht immer über Wasser halten zu können. Schon Anfang der 2010er-Jahre erlebte er ein Karrieretief, wie er 2021 der „Gala“ erzählte: „Dann stand ich plötzlich da – in einer Kneipe – und musste als Barista Kaffee zubereiten. Das wusste bisher keiner. […] Es war eine sehr heftige Zeit. Ich habe mich wegen der Blicke der Anderen und wegen der Sprüche, wenn ich erkannt wurde, geschämt.“
Auch als er 2017 an der RTL-Show „Let’s Dance“ teilnahm, war es weniger das Interesse an der Tanzsendung, das ihn antrieb: „Ich habe das aber letztlich wegen des Geldes und meiner Existenzängste gemacht. Ich bin zu dieser Zeit zum zweiten Mal Vater geworden, ich hatte und habe Verpflichtungen.“ Doch der TV-Auftritt zahlte sich für ihn am Ende nicht aus. Es wurde über eine Affäre mit Profitänzerin Ekaterina Leonova spekuliert, auch von seiner Ehefrau Verena trennte er sich, was einen großen Medienrummel verursachte. Er verlor daraufhin Auftraggeber, kämpfte wieder mit finanziellen Schwierigkeiten.
In dieser für ihn schweren Zeit wurde auch noch sein Vater schwer krank. Er starb schließlich im Mai 2018. Er war seinerzeit ein Star, kämpfte aber wie sein Sohn um den Lebensunterhalt. 2010 erklärte Abi Ofarim der Zeitschrift „Das Neue“, er bekomme nur 56,80 Euro Rente. „Damit kann ich nicht einmal essen gehen.“ Um genug Geld zum Leben zu haben, arbeitete der damals 72-Jährige weiterhin als Musiker. Die Rentenansprüche eines Künstlers sagen zwar wenig über das Vermögen aus, schließlich ist dieser nicht verpflichtet, einzuzahlen, und meist sorgen Musiker privat für ihren Ruhestand vor. Allerdings ist nicht bekannt, welches Erbe Abi Ofarim hinterlassen hat.
Gil Ofarims Karriere bricht zusammen
Nach dem Tod seines Vaters und den „Let’s Dance“-Nachwehen knüpfte Gil Ofarim weiter an seine Karriere an, hatte TV-Engagements, blieb seiner Musik treu und schrieb seine Biografie. „Wir haben viele TV-Shows gemacht, der Kalender war voll, wir waren fleißig“, erinnerte sich seine ehemalige Managerin Yvonne P. im November vor Gericht an die Zeit. Auch während der Corona-Pandemie seien vergleichsweise viele Aufträge hereingekommen.
Doch dann erhob Ofarim 2021 auf einmal öffentlich Antisemitismus-Vorwürfe und schadete damit seiner Karriere in erheblichem Maße. Ofarim hatte in einem Instagram-Video geschildert, dass ein Hotelmitarbeiter ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Das Video verbreitete sich rasch in den sozialen Netzwerken. Yvonne P. sagte aus, dass sein Geschäft aufgrund der Schlagzeilen eingebrochen sei, die Auftragslage sei „so gut wie auf null“ gegangen. Auftraggeber seien verunsichert und hätten lieber „den Gang der Dinge abwarten“ wollen.