Kann man den Geschwindigkeitssensor von Pedelecs austricksen und schneller mit Motorkraft fahren? Das ist technisch möglich – aber extrem riskant.
Das Wichtigste im Überblick
Das macht das E-Bike-Tuning so gefährlich
In manchen Foren sind Tipps zu lesen, wie Sie diesen Sensor austricksen und damit höhere Geschwindigkeiten mit E-Motor-Unterstützung erreichen können. Auch manche Anbieter und Fahrradläden bieten ein Tuning an. Doch davon sollten Sie aus diesen Gründen die Finger lassen:
- Überlastung mechanischer Teile: Bei der Konstruktion von E-Bikes wird darauf geachtet, dass alle Komponenten (Rahmen, Bremsen, Akku) miteinander harmonieren und den Belastungen durch Gewicht oder Geschwindigkeit standhalten. Eine erhöhte Leistung führt dazu, dass Motor oder Akku durch die stärkere Leistung Schaden nehmen, die Bremsen nicht mit den erhöhten Geschwindigkeiten klarkommen oder dass die Radaufhängung die stärkere Belastung nicht verträgt. Die Konsequenz: Teile gehen kaputt oder versagen – und Sie bringen sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr. Darauf folgt noch ein weiterer Punkt:
- Sämtliche Garantien erlöschen: Durch das Tuning erlöschen Ansprüche auf Garantie, Gewährleistung und Produkthaftung. Bei Schäden bleiben Sie als Fahrer selbst auf den Kosten sitzen.
- Rechtliche Konsequenzen: Fährt ein Fahrrad mit Tretunterstützung per E-Motor schneller als 25 km/h, gilt es rechtlich als sogenanntes S-Pedelec (lesen Sie hier mehr dazu) – mit speziellen gesetzlichen Anforderungen: Für diese Räder benötigen Sie eine Betriebserlaubnis samt Versicherungskennzeichen, müssen einen Helm tragen und dürfen nicht auf Fahrradwegen fahren. Zudem brauchen Sie einen Führerschein der Klasse AM. Wenn Sie den Geschwindigkeitssensor austricksen und sich mit einem getunten Pedelec im öffentlichen Straßenverkehr bewegen, riskieren Sie eine Menge Ärger: Neben Bußgeldern drohen auch Anzeigen wegen Verstößen gegen das Pflichtversicherungsgesetz und je nach Fall auch wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis. Kommt es zu einem Unfall, sind auch schwerere Strafen und zivilrechtliche Konsequenzen möglich.
Gegenoffensive
Viele Hersteller von E-Bikes versuchen mittlerweile mithilfe technischer Lösungen, das Tuning der Fahrräder zu verhindern – beispielsweise durch Softwarelösungen, die Manipulationsversuche erkennen, oder einen zweiten Geschwindigkeitssensor.
E-Bike-Tuning: Diese Strafen drohen
Je nach Fall können sehr unterschiedliche Summen zusammenkommen, wenn Sie mit einem getunten Pedelec erwischt werden: Vorschriftswidrige Bremsen werden mit 10 Euro geahndet, der Verstoß gegen die Helmpflicht mit 15, die unerlaubte Nutzung des Radwegs mit 20 bis 35 Euro. Schwerer wiegen das Fahren ohne Betriebserlaubnis (70 Euro plus ein Punkt in Flensburg), das Fahren ohne Versicherungsschutz oder das Fahren ohne Fahrerlaubnis (je eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr).
Auch wenn die Hersteller von Tuninglösungen versprechen, dass die Veränderungen reversibel oder gänzlich unsichtbar sind: Sachverständige können in vielen Fällen erkennen, ob getrickst wurde. Beispielsweise anhand von erhöhtem Verschleiß.
Wie bekomme ich mein E-Bike oder Pedelec legal schneller?
Um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten, müssen Sie vor allem akzeptieren, dass die Unterstützung durch den E-Motor bei 25 km/h endet. Wenn Sie schneller fahren wollen, müssen Sie stärker in die Pedale treten. Leichter kann das werden, wenn Sie auf den richtigen Reifendruck achten, die Bremsen reibungsfrei einstellen und sicherstellen, dass es bei anderen beweglichen Teilen keine unnötige Reibung gibt. Lassen Sie im Zweifelsfall einen Mechaniker überprüfen, ob Ihr Pedelec optimal eingestellt ist.