Seit Jahren hat die Witwe des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl Streit mit dessen Ghostwriter. Jetzt hat sie vor Gericht einen Erfolg erzielt.
Im juristischen Dauerstreit über ein Enthüllungsbuch über den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl hat das Oberlandesgericht Köln am Dienstag weitere Passagen verboten. Diese betreffen nicht nur Zitate Kohls, sondern auch Schilderungen und Bewertungen des Autors Heribert Schwan, der zuvor als Ghostwriter für Kohl tätig gewesen war.
Obwohl Zeugen wie Kohls Sohn Walter in dem vorangegangenen Gerichtsverfahren bestätigt hatten, dass Kohl mit Schwan keine schriftliche Vertraulichkeitsvereinbarung getroffen hatte, geht das Gericht davon aus, dass Vertraulichkeit impliziert war. Schließlich habe Schwan für Kohl gearbeitet.
Buch ohne Absprache veröffentlicht
Der Journalist und Historiker Schwan hatte Anfang der 2000er-Jahre als Ghostwriter gemeinsam mit Kohl dessen Memoiren verfasst. Schwan nahm dafür lange Schilderungen Kohls aus seinem politischen Leben auf Kassette auf. Vor dem Verfassen des letzten Bandes der Erinnerungen, der Kohls Abwahl und die CDU-Spendenaffäre behandeln sollte, zerstritten sich die beiden jedoch. Daraufhin veröffentlichte Schwan ohne Absprache mit Kohl das Buch „Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle“, in dem er nicht autorisierte Aussagen des Altkanzlers veröffentlichte, insbesondere drastische Werturteile über andere Politiker.
Kohl verklagte Schwan daraufhin. Er argumentierte, dass die von Schwan publik gemachten Kommentare niemals für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen seien. Seit seinem Tod 2017 führt seine Witwe Maike Kohl-Richter das Verfahren weiter. Kohl gilt als einer der bedeutendsten Kanzler der deutschen Geschichte, in erster Linie aufgrund seiner Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung und die europäische Einigung.
Schwan zeigte sich am Dienstag von der Entscheidung enttäuscht. „Wenn man mir eine Verschwiegenheit angetragen hätte, wäre ich weggelaufen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Vom journalistischen Standpunkt aus betrachtet sei es „unfassbar“, dass nun sogar Zitate verboten worden seien, die gar keine Aussagen Helmut Kohls beträfen, sondern Bewertungen von ihm, Schwan. Dabei geht es unter anderem um Schilderungen, wie die Gespräche abliefen und warum es aus seiner Sicht zum Bruch kam. Schwan macht dafür Kohls zweite Ehefrau Maike Kohl-Richter verantwortlich.