Millennials legen Wert auf Selbstfürsorge, arbeiten aber trotzdem bis zum Burnout? Die Gen Z steckt sich im Leben bedeutendere Ziele als beruflichen Erfolg? Wie beide Generationen die Arbeitswelt prägen.
Das Wichtigste im Überblick
Fast die Hälfte aller 18- bis 29-Jährigen sind offen für einen Jobwechsel, weil sie ihre Gehälter als zu niedrig und die Stresslevel als zu hoch empfinden. Das zeigten Forsa-Studien im Auftrag des Jobnetzwerks Xing aus den Jahren 2022 und 2023. Auch die Unzufriedenheit mit Führungspersonen wurde dort häufig als Grund genannt für den Wunsch nach einem neuen Job.
„Millennials sind Pioniere der Hustle Culture“
Die jungen Generationen wollen zudem nicht mehr das, was ihre Vorgänger noch als erstrebenswerten Lebensstil für sich vereinnahmten – Arbeiten zur Selbstverwirklichung oder Identitätsfindung, oft mit der Folge völliger Erschöpfung. Gen Z will raus aus der sogenannten „Hustle Culture“ (zu Deutsch: Kultur des ständigen Arbeitens unter Hochdruck), in der möglichst hart und viel gearbeitet werden soll, um sich auf der Karriereleiter weit nach oben zu hieven.
So beschreibt es auch die Wiener Journalistin Verena Bogner in ihrem Buch „Not Your Business, Babe!“ Zwar seien Millennials „Pionierinnen und Pioniere der Hustle Culture“, sie würden aber langsam merken, dass ihre harte Arbeit sich weniger lohnt, als sie es sich selbst vor wenigen Jahren noch zu predigen wussten.
Bogner listet aus eigener Erfahrung sogenannte „Red Flags der Hustle Culture“ auf, also besorgniserregende Anzeichen dafür, dass man in dauerhafter Anstrengung feststeckt:
- Vermischung von Job und Identität: Sie definieren sich überwiegend über berufliche Erfolge und Ehrgeiz.
- Emotionale Abhängigkeit vom Job: Sie empfinden Kollegen als Familie und entwickeln das Gefühl, ihnen etwas schuldig zu sein.
- Vernachlässigung von mentaler Gesundheit und Privatleben.
- Der Glaube daran, dass harte Arbeit sich auszahlen wird – obwohl Sie bisher keine Anhaltspunkte dafür finden.
Millennial-Selfcare vs. Millennial-Burnout
Es scheint die logische Konsequenz zu sein, dass das beständige Arbeiten unter Hochdruck in einen Burnout mündet. Bogner spricht von einem Millennial-Burnout. Es könne auch damit erklärt werden, dass die zunehmende Individualisierung der Gesellschaft, also der Blick weg vom System hin auf das Ich, dazu führt, dass Millennials sich selbst für das eigene Scheitern verantwortlich machen.
Dabei seien Frauen häufiger von Burnout betroffen als Männer, weil sie mehr Sorgearbeit leisten, also etwa häufiger Dinge im Haushalt erledigen oder sich um die Kinder kümmern, und sich mentale Belastungen im Privatleben auf die Arbeit auswirken und umgekehrt.
Weil Arbeitgeber oft wenig Verständnis für psychische Belastungen aufbringen würden oder das Gespräch mit den Vorgesetzten gar nicht erst gesucht wird, versuche die Generation der Millennials, die Überlastung im Alltag mit Selfcare (zu Deutsch: Selbstfürsorge) zu kompensieren.
- Hilfestellungen, wie Sie mit mentalen Belastungen am Arbeitsplatz umgehen können, finden Sie hier: Wenn Arbeit krank macht
Millennial-Selfcare wie Yoga, Gesichtsbehandlungen oder Smoothies, so Bogner, sei allerdings nur vermeintlich die Lösung aller Probleme. Stattdessen sorge sie lediglich dafür, dass Menschen weiterhin funktionsfähig und einsatzbereit für die Arbeitswelt blieben.
Wichtiger für die mentale Gesundheit sei es hingegen:
- eigene Handlungsmuster zu erkennen,
- eigene Grenzen zu kommunizieren,
- Wege zur Entspannung zu finden – mithilfe von professioneller Unterstützung wie Psychotherapie.
Wie junge Generationen Erfolg umdenken
Die Deloitte-Studie 2023 über Millennials und Gen Z zeigt, dass beide Generationen sich Sorgen machen über den Klimawandel, Arbeitslosigkeit und darüber, dass sie es finanziell in Zukunft schwerer haben werden.