Amazon-Kunden können in einigen Fällen das Geld für retournierte Artikel zurückbekommen, ohne die Ware zurücksenden zu müssen. Aber warum?
Wenn es um die Rücksendung von Internetbestellungen geht, sind Kundinnen und Kunden heutzutage ziemlich verwöhnt. In den meisten Fällen fallen keine Kosten an, und selbst die Retouren-Etiketten sind bereits im Paket enthalten – oder man zeigt im Paketshop einfach einen QR-Code vor.
Doch Amazon hebt diese Bequemlichkeit noch einmal auf ein anderes Level. Denn der Versandriese verlangt inzwischen in einigen Fällen nicht einmal mehr das Produkt zurück, das man retournieren möchte. Das kommt oft bei Artikeln vor, deren Gesamtwert unter 20 Euro liegt. Wenn der betroffene Kunde die Retoure bei Amazon anmeldet, erscheint dann die Meldung „Erstattung veranlasst. Sie müssen den Artikel nicht zurücksenden.“
Warum verlangt Amazon Produkte nicht zurück?
Das heißt: Man darf das Produkt, das man eigentlich zurückschicken wollte, behalten – und bekommt trotzdem das Geld zurück. Wie das Technikportal „t3n“ berichtet, kommt das meistens vor, wenn der Artikel defekt, beschädigt oder es einfach das falsche Produkt ist. In einigen Fällen bekommen offenbar aber auch unzufriedene Kunden ihr Geld erstattet, ohne etwas retournieren zu müssen. Zudem komme diese Praktik wohl nicht nur bei Amazon-Waren, sondern auch bei Artikeln von Drittanbietern vor.
Die große Frage aber ist: warum? Amazon selbst erwähnt in ihren FAQ zum Thema Rücksendungen nichts zu dieser Vorgehensweise. „t3n“ spekuliert allerdings, dass es dem Versandriesen dabei vor allem darum geht, Geld zu sparen. Auch wenn das im ersten Moment unlogisch erscheint – Rücksendungen kosten Unternehmen mitunter vergleichsweise viel Geld und Zeit.
Rücksendungen kosten Unternehmen Zeit und Geld
So geht aus einer Studie des Handelsforschungsinstituts EHI, die im Dezember 2023 veröffentlicht wurde, hervor, dass die durchschnittlichen Kosten für jeden zurückgesendeten Artikel Firmen fünf bis zehn Euro kosten. In diese Kosten fließen nicht nur die Versandgebühren – der größte Teil geht vor allem für die Qualitätskontrolle der retournierten Artikel drauf.
Der Studie zufolge landen nur 50 bis 70 Prozent der zurückgesendeten Produkte wieder im Verkauf. Die aussortierte Ware landet meistens im Müll – etwa, weil sie defekt oder beschädigt ist. Gerade bei niedrigpreisigen Produkten lohnt sich der Rückversand für die Unternehmen meistens gar nicht, da sie ein Verlustgeschäft machen. Das könnte auch der Grund für Amazons kulante Retouren-Praxis sein.
Wer nun aber hofft, mit dieser Masche große Schnäppchen bei Amazon machen zu können, sollte es sich lieber genau überlegen. Denn trotz aller vermeintlichen Großzügigkeit handelt Amazon im eigenen wirtschaftlichen Interesse.
Wie „t3n“ etwa berichtet, wurden in der Vergangenheit Kunden bereits vom Einkauf bei Amazon ausgeschlossen, wenn sie böswillig gegen Regeln verstoßen haben. Das kommt etwa vor, wenn Kunden die „haushaltsüblichen Anzahl an Retouren“ überschreiten, wie es bei Amazon heißt.