Die CDU fordert ein Verbot von Lachgas für Minderjährige. Der Konsum der Partydroge verbreitet sich immer stärker. Wie wirkt das Rauschmittel?
Das Wichtigste im Überblick
Nachdem in Gifhorn ein Automat aufgestellt worden war, der neben Süßigkeiten und E-Zigaretten auch Lachgasflaschen anbietet, schrieben besorgte Eltern einen Brandbrief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Wir müssen uns fragen, warum der Verkauf von solch gefährlichen Substanzen in der Nähe von Kindern und Jugendlichen zulässig ist, und fordern eine Überprüfung und Verschärfung der diesbezüglichen Regelungen“, sagte Christoph Fink von dem Gremium der besorgten Eltern.
Nun fordert die CDU ein Verbot der Abgabe an Jugendliche und Kinder. „Narkosemittel aus der Medizin haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagte der Gesundheitsexperte Tino Sorge (CDU) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
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Was macht Lachgas so gefährlich?
Was ist Lachgas?
Es handelt sich um Distickstoffmonoxid (N2O), das vor über 200 Jahren als Narkosemittel erstmals bei Operationen eingesetzt wurde. Damit wurde erstmals schmerzfreies Operieren möglich, denn in hohen Dosen wirkt das Mittel betäubend. Es wird inhaliert.
Heute spielt es in Operationssälen kaum noch eine Rolle, da dort andere Mittel zum Einsatz kommen, verwendet wird es allerdings zunehmend wieder in der Zahnmedizin. Wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie berichtet, bietet das Mittel zahlreiche Vorteile: „Die Substanz ist schmerzfrei anzuwenden (Inhalation statt Injektion), reduziert Anspannung, Angst und Schmerz, ist auch für längere Behandlungen geeignet und kann sogar schon bei Kindern eingesetzt werden. Wenn die Gabe beendet wird, ist die Wirkung nach wenigen Minuten vorbei und die Behandelten sind wieder verkehrstüchtig.“
Wie wurde es zur Partydroge?
Lachgas wurde seit der Entdeckung durch den englischen Apotheker Humphry Davy immer schon als Vergnügungsdroge genutzt, in letzter Zeit erlebt das Mittel jedoch befeuert durch die sozialen Medien eine Renaissance. Es erzeugt Gefühle der Euphorie und angenehme traumartige Zustände. In Nordrhein-Westfalen verzeichnete das Landeskriminalamt im vergangenen Jahr eine Verdreifachung der Fälle. Konsumiert wird es überwiegend aus Ballons, die mit dem Gas befüllt werden und das dann inhaliert wird. Die berauschende Wirkung dauert nur wenige Minuten an.
Wo wird es verkauft?
Lachgas kann in Kiosken, Supermärkten und online gekauft werden. Martha Wagner von der Fachstelle für Suchtprävention der Drogenstelle Köln berichtet im „Ärzteblatt“, es handle sich um eine „Freizeitdroge“, die nicht mehr nur beim Feiern, sondern auch zum Zeitvertreib im Freundeskreis konsumiert werde.
Was macht es so gefährlich?
Schon die Handhabung der Kartuschen birgt Risiken. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie weist darauf hin, dass die Behälter extrem kalt gelagert werden müssen – bei bis zu minus 55 Grad. Die Folge: Bei direkter Inhalation drohen schwerste Verletzungen an Fingern oder Lippen, aber auch Lungenrisse (Pneumothorax) durch den hohen Druck des komprimierten, sich ausdehnenden Gases.
Doch auch die Auswirkungen auf das Nervensystem können gravierend sei: Sie reichen von Bewusstlosigkeit (durch Verdrängung des Sauerstoffs in der Lunge) über Lähmungserscheinungen bis hin zu Hirnschäden, die entstehen, wenn das Gehirn nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird.
Wird Lachgas regelmäßig konsumiert, kommt es zu Störungen im Zellstoffwechsel, was zu einem Mangel an Vitamin B12 führen kann. Die Folge sind schwere neurologische Schäden wie ein bleibendes Taubheitsgefühl und Schwäche in Armen und Beinen. Darüber hinaus kann es zu Veränderungen im Blutbild kommen: Das Immunsystem wird geschwächt, die Blutungsneigung nimmt zu, auch eine Anämie (Blutarmut) ist möglich. Zudem sind Veränderungen im Rückenmark möglich.
Eindringlich warnen Neurologen: Wenn der Vitamin-B12-Mangel nicht rechtzeitig erkannt wird, sind diese Schäden eventuell nicht mehr behebbar.
Andere europäische Länder haben auf den Hype um Lachgas bereits reagiert, berichtet das „Ärzteblatt“: In den Niederlanden ist Lachgas seit 2023 als Betäubungsmittel eingestuft und darf nur noch für technische oder medizinische Zwecke eingesetzt werden. In Großbritannien ist der Besitz seit November 2023 illegal.