Rauchen in der Kabine, Angeln vom Balkon. Es gibt viele Dinge, die man auf einer Kreuzfahrt lieber lässt. Am Ende fährt man sonst womöglich nie wieder mit.
Für viele ist es der Höhepunkt des Jahres. Eine Traumreise, auf die lange gespart wurde. Entsprechend bemüht sind die Reedereien, es den Gästen an Bord so angenehm wie möglich zu machen. Doch die Zuwendung hat Grenzen – sie verlaufen dort, wo es um die Sicherheit des Einzelnen und aller Anderen geht. Aber nicht nur.
Im Interview erklärt der Kreuzfahrt-Fachmann Franz Neumeier, wo die Reederei ihre roten Linien zieht.
Herr Neumeier, führen Kreuzfahrt-Reedereien so etwas wie Schwarze Listen über Passagiere, die sich ungebührlich verhalten haben und die sie nicht mehr an Bord haben wollen?
Franz Neumeier: Offiziell kommunizieren Reedereien zu solchen negativen Themen sehr ungern. Es wird also vermutlich kein Anbieter zugeben, so etwas zu führen. Aber klar, intern dürfte es natürlich Listen geben von Passagieren, die man künftig nicht mehr an Bord haben will, weil man mit ihnen schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht hat.
Was sind denn No-Gos auf Kreuzfahrtschiffen, die dazu führen können, dass man am nächsten Hafen von Bord gehen muss und vielleicht in Zukunft nicht mehr bei einer Reederei mitfahren darf?
Neumeier: Weil Reedereien nicht im Detail darüber sprechen, kann man auch nicht genau sagen, was dazu führt, dass man von einer einzelnen Reise ausgeschlossen wird oder sogar dauerhaft nicht mehr bei einer Reederei mitfahren darf.
Allgemein dürfte gelten: Je schwerer der Verstoß ist und je eher die Reederei damit rechnen muss, dass man das wiederholt, desto eher könnte man auf so einer Ausschlussliste landen.
Grundsätzlich sind Regelverstöße ein Problem: Das Rauchen in der Kabine zum Beispiel, was bei allen Reedereien verboten ist. Das führt nicht sofort zum Rauswurf. Aber wenn ich nach der dritten Ermahnung weiter rauche, dürfte mich die Reederei wahrscheinlich spätestens beim vierten Mal an Land setzen.
Auch wenn ich die Rettungsübung vor Beginn der Kreuzfahrt schwänze und zu Nachterminen nicht erscheine, wird das dazu führen, dass man mich am nächsten Hafen von Bord gehen lässt.
Alles, was mit Gewalt zu tun hat – ob man eine Schlägerei anfängt, jemanden schubst oder auch nur verbal heftig ausfällig wird: Das sind Sachen, wo Reedereien eine absolute Null-Toleranz-Politik haben.
Insbesondere auf amerikanischen Schiffen muss man auch sehr vorsichtig sein bei allem, was als sexuelle Handlung ausgelegt werden kann. Im dümmsten Fall ist das der schnelle Badehosenwechsel am Pool und dabei rutscht versehentlich das Handtuch runter: Wenn da etwa Kinder in der Nähe sind, kann das schnell zu erheblichen Problemen führen. Auch bei Drogen sind die Reedereien sehr kompromisslos.
Was ist das Gefährlichste oder Dümmste, was ein Passagier nach ihrem Wissen je auf einer Kreuzfahrt gemacht hat?
Neumeier: Anfang 2019 ist ein Mann von der „Symphony of the Seas“, eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt, von Deck 11 aus rund 35 Metern ins Wasser gesprungen. Erstaunlicherweise hat er es nahezu unverletzt überlebt, aber das hätte leicht tödlich enden können.
Es ist auch mal jemand auf die unglaublich dämliche Idee gekommen, vom Kabinenbalkon zu angeln. Er hat sogar einen Fisch gefangen. Was er mit dem Fisch an Bord gemacht hat, weiß ich nicht. Einen Grill oder so gibt es in der Kabine nicht. Das hat ihn sicher auf die Schwarze Liste gebracht.
Das Gefährlichste, was meines Wissens je passiert ist: Dass ein Passagier versucht hat, während laufender Fahrt den Anker zu setzen. Dafür hat er sich nachts in den Crewbereich geschlichen und versucht, den Anker zu lösen. Gelungen ist es ihm zum Glück nicht.